Typare und Bullen in der Münz-, Medaillen- und Antikensammlung des Ah. Kaiserhauses.
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schon eine entwickelte zierliche Gothik bemerkbar macht.1 Allerdings haben deren Länder die
französische Bauweise früher angenommen als Deutschland. Die Siegel des Nachfolgers Rudolfs,
des Königs Adolph von Nassau (1291 —1298), seiner Gemahn Imagina von Limburg, dann Albrecht I.
(1298 —i3o8) sind aber schon völlig gothisch. Die Siegel Rudolfs von Habsburg bilden daher eine
bemerkenswerthe Episode in der Reihe der deutschen Königssiegel.
Charakteristisch ist für sie ferner der Umstand, dass der mittlere, nicht von Arkaden durch-
brochene Streifen der Rücklehne hinter dem linken Arm des Königs keine Fortsetzung findet. Diese
auffallende Eigenthümlichkeit, das zähe Festhalten am romanischen Stil, dann endlich die übereinstim-
mende gleichförmige Arbeit weisen augenscheinlich auf die Hand eines Meisters hin.
Fig. 2. Thronsiegel Königs Rudolf von Habsburg.
Nach dem Gypsabguss in der sphragistischen Sammlung des Institutes für österreichische Geschichtsforschung.
Am nächsten unserem Typar, zugleich in einem eigenthümlichen Verhältniss zu demselben steht
ein Wachssiegel, von dem mir jedoch nur Gypsabgüsse in der Melly'sehen und Smitmer'schen Samm-
lung (diese jetzt im Besitze des Hof- und Staatsarchives, jene im Besitze der k. k. heraldischen Gesell-
schaft »Adler« in Wien), ferner in der sphragistischen Sammlung des Institutes für Österreichische
Geschichtsforschung (von Melly herrührend) bekannt sind.2 Sie sind sämmtlich ohne Angabe der Prove-
nienz, weder der Urkunde noch des Archivs, wie das ja bei den älteren Sammlern — zum Theil aus
wohlbedachten Gründen — leider im Schwange war. Ich habe auch trotz eifriger Nachforschungen,
bei denen mich die Herren Beamten der Archive zu Wien, Innsbruck und München auf das Freund-
lichste unterstützten, über die Herkunft des Stückes nicht klar werden können.
Bei flüchtiger Betrachtung glaubt man einen Abdruck unseres Typars vor sich zu haben. Sieht
man jedoch schärfer zu, so ergeben sich verschiedene kleine Abweichungen. Vor Allem ist zu bemerken,
1 Das Thronsiegel Königs Alfonso von Castilien gehört, da es augenscheinlich ausserhalb Deutschlands entstanden
^t, nicht in diese Reihe.
2 Auch die Sava'sche Sammlung im k. k. Oesterreichischen Museum für Kunst und Industrie besitzt einen wohl eben-
falls von Melly stammenden Abguss.
XIII. 6
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schon eine entwickelte zierliche Gothik bemerkbar macht.1 Allerdings haben deren Länder die
französische Bauweise früher angenommen als Deutschland. Die Siegel des Nachfolgers Rudolfs,
des Königs Adolph von Nassau (1291 —1298), seiner Gemahn Imagina von Limburg, dann Albrecht I.
(1298 —i3o8) sind aber schon völlig gothisch. Die Siegel Rudolfs von Habsburg bilden daher eine
bemerkenswerthe Episode in der Reihe der deutschen Königssiegel.
Charakteristisch ist für sie ferner der Umstand, dass der mittlere, nicht von Arkaden durch-
brochene Streifen der Rücklehne hinter dem linken Arm des Königs keine Fortsetzung findet. Diese
auffallende Eigenthümlichkeit, das zähe Festhalten am romanischen Stil, dann endlich die übereinstim-
mende gleichförmige Arbeit weisen augenscheinlich auf die Hand eines Meisters hin.
Fig. 2. Thronsiegel Königs Rudolf von Habsburg.
Nach dem Gypsabguss in der sphragistischen Sammlung des Institutes für österreichische Geschichtsforschung.
Am nächsten unserem Typar, zugleich in einem eigenthümlichen Verhältniss zu demselben steht
ein Wachssiegel, von dem mir jedoch nur Gypsabgüsse in der Melly'sehen und Smitmer'schen Samm-
lung (diese jetzt im Besitze des Hof- und Staatsarchives, jene im Besitze der k. k. heraldischen Gesell-
schaft »Adler« in Wien), ferner in der sphragistischen Sammlung des Institutes für Österreichische
Geschichtsforschung (von Melly herrührend) bekannt sind.2 Sie sind sämmtlich ohne Angabe der Prove-
nienz, weder der Urkunde noch des Archivs, wie das ja bei den älteren Sammlern — zum Theil aus
wohlbedachten Gründen — leider im Schwange war. Ich habe auch trotz eifriger Nachforschungen,
bei denen mich die Herren Beamten der Archive zu Wien, Innsbruck und München auf das Freund-
lichste unterstützten, über die Herkunft des Stückes nicht klar werden können.
Bei flüchtiger Betrachtung glaubt man einen Abdruck unseres Typars vor sich zu haben. Sieht
man jedoch schärfer zu, so ergeben sich verschiedene kleine Abweichungen. Vor Allem ist zu bemerken,
1 Das Thronsiegel Königs Alfonso von Castilien gehört, da es augenscheinlich ausserhalb Deutschlands entstanden
^t, nicht in diese Reihe.
2 Auch die Sava'sche Sammlung im k. k. Oesterreichischen Museum für Kunst und Industrie besitzt einen wohl eben-
falls von Melly stammenden Abguss.
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