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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 13.1892

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I. Theil: Abhandlungen
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Schlosser, Julius von: Typare und Bullen in der Antikensammlung des Allerhöchsten Kaiserhauses
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https://doi.org/10.11588/diglit.5884#0060
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Julius von Schlosser.

Stempelschneider«, zu übergeben, damit diese sie nach der vorgenommenen Aenderung ausführten (Jahr-
buch der Kunstsammlungen des Ah. Kaiserhauses, Bd. II, Regesten aus dem k. k. Statthalterei-Archiv
in Innsbruck Nr. i3o7 und i3o8). Die Zeichnung war also wohl von dem zuletzt genannten Stempel-
schneider Ursenthaler eingesendet worden; der Kaiser hatte aber, wie so häufig, Aenderungen für gut
befunden. In Bezug auf diese letzteren wird uns ausdrücklich angegeben, dass an Stelle der Infel der
Kaiserkrone eine königliche Krone gemacht und das ungarische Wappen vor das österreichische gesetzt
werden solle. In der Intimation der Regierung an die Münze von Hall heisst es weiter, es sollten ausser-
dem, da der Hals zu kurz und das Gesicht zu breit gerathen sei, hier die richtigen Proportionen ge-
nommen werden.

Die damals in Arbeit gegebene Bulle hat sich nun zweifellos in einem auf Veranlassung des
Heraeus gefertigten Silberabguss der kaiserlichen Sammlung erhalten, in welcher sich überdies noch
ein Bronzeabschlag des gleichen Exemplars findet. Der Avers des 6-5 Cm. im Durchmesser haltenden
Stückes zeigt den Kaiser im vollen Ornat, unter einem spätgothischen Baldachin thronend, zu seinen
Füssen das deutsche Reichswappen, im Felde zu beiden Seiten die Wappen von Altungarn, Oester-
reich, Elsass und Habsburg. Die Legende lautet: + MAXIMILIANVS : D : G : ROMAN : IMPERATOR : SP : AV-
GVSTVS : AC : HVNGA : DAL : CROA : REX || ARCHIDVX : AVSTRIE : DUX : BURGUNE.

Der Revers zeigt in der Mitte das Reichswappen mit der Kaiserkrone, im Felde die Jahreszahl 1518,
rechts und links die Wappen von Altungarn mit der Königskrone und von Oesterreich mit dem Herzogs-
hut, unten das burgundische und habsburgische Hauswappen. Zwei Greifen halten an Feuerstählen
das goldene Vliess.

Eine Umschrift ist nicht vorhanden. Die Legende der Vorderseite ist übereinstimmend mit jener
auf der Bulle Friedrich III. (bei Heffner, Deutsche Kaisersiegel, Nr. i38) stilisirt, während die einzige
bisher publicirte Bulle Maximilian I. (bei Heffner, a. a. O., Nr. 150, Tafel XIX, 123 und 124) auf dem
Reverse die ausdrückliche Bezeichnung: BVLLA AVREA trägt. Die Darstellung derselben stimmt jedoch
mit unserem Stücke vollständig überein; es beginnt mit ihr ein neuer Typus der goldenen Bullen;
denn noch die Bulle Friedrichs zeigt die altüberlieferte, bis ins XI. Jahrhundert zurückgehende Dar-
stellung der Aurea Roma.

Es kann, wie schon früher bemerkt wurde, nicht wohl einem Zweifel unterliegen, dass wir es
hier mit der bei Ursenthaler bestellten Bulle zu thun haben. Das Stück zeigt durchaus den erwähnten
neuen Typus der maximilianischen Bulle; es ist ausserdem mit der Jahreszahl 1518 ausdrücklich be-

Avers.

Revers.

Fig. 17. Goldbulle Maximilian 1.
(Silberabguss).
 
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