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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 13.1892

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I. Theil: Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Leone Leoni's Medaillen für den kaiserlichen Hof
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https://doi.org/10.11588/diglit.5884#0065
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LEONE LEONI'S MEDAILLEN FÜR DEN KAISERLICHEN HOF.

Von

Dr. Friedrich Kenner.

ür den kaiserlichen Hof führte Leone Leoni um die Mitte des XVI. Jahrhunderts
mehrere Medaillen aus, die zu seinen besten Arbeiten gehören. Damals stand der
Künstler in der vollen Blüthe seiner Kraft; er hat gerade bei diesen Werken sein
bestes Können eingesetzt, um sich für die kurz vorher erfolgte Aufnahme in den
Dienst des Kaisers dankbar und ihrer würdig zu erzeigen. Sie stellen daher
seine künstlerische Eigenart als Medailleur in ihrer schönsten Entfaltung vor
Augen.

Einige derselben auf Don Philipp, auf Kaiser Karl V. und die Kaiserin Isabella sind aus Abbil-
dungen neuerer Zeit bekannt; diese wurden theils nach ungenügenden Exemplaren hergestellt,1 theils
kamen in ihnen gewisse Minutien nicht zur Anschauung,2 welche für unsere Darlegungen einige Be-
deutung haben. Es wird unsere Aufgabe sein, unter Anderem nachzuweisen, dass drei Medaillen, die
man bisher anonymen Meistern zugeschrieben hat, von Leone Leoni gearbeitet seien. Hiezu ist es aber
nöthig, sehr gute Exemplare derselben nicht nach Gypsabgüssen sondern nach den Originalen selbst in
Heliogravüre zu bringen, da nur auf diesem Wege jene dem Auge leicht entgehenden Anzeichen er-
sichtlich werden, welche, abgesehen von dem künstlerischen Charakter im Allgemeinen, dazu dienen
werden, die Autorschaft Leone's bündig zu erweisen. Alle in den folgenden Blättern mitgetheilten Ab-
bildungen sind mit einziger Ausnahme der Textfigur 5 nach Originalen der Sammlung des Aller-
höchsten Kaiserhauses hergestellt.

Um 1509 geboren, trat Leone, den wir hier nur als Medailleur und Münzgraveur, nicht auch als
Goldschmied und Bildhauer ins Auge fassen, zunächst mit Medaillen kleineren Durchmessers auf, von
welchen jene auf Tizian (34 Mm.) zu seinen ältesten Arbeiten dieser Art gezählt wird. Es folgten im
Jahre 1537 Medaillen auf Isabella, Prinzessin von Salerno, auf Pietro Bembo (mit unbärtigem Bildniss)
beide letzteren Werke nebst einigen späteren bisher nicht aufgefunden — und die ältere seiner beiden
Schaustücke auf Pietro Aretino (37 Mm., signirt LEO). Dem Jahre 1538 gehören die Medaillen des
Papstes Paul III. an (45 Mm., signirt LEO). Nach des Meisters Befreiung von der päpstlichen Galeere3

1 Eugene Plön, Les maitres Italiens en Service de la maison d'Autriche. Leone Leoni sculpteur de Charles-Quint et
Pompeo Leoni sculpteur de Philippe II. Paris 1887. Von p. 253 bis 256, pl. XXIX bis XXXIV sind die bis dahin bekannten
Medaillen Leone's chronologisch zusammengestellt.

2 A. Ilg in diesem Jahrbuch V (1887), p. 76 f.

3 Wegen seiner Blutthat an dem deutschen Goldschmied Pellegrino di Leuti in Rom wurde Leone zwar auf Für-
sprache des Cardinais Archinto und des Durante vor dem Verluste der rechten Hand bewahrt aber zur Galeere verurtheilt
Und nach einem Jahre von Andrea Doria befreit. Vgl. Plön, p. 14 f., insbesondere Leone's Brief an Aretino von 23. März 1541,
der dort aus Bottari-Ticozzi V, 251 f., aufgeführt ist.
 
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