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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 13.1892

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I. Theil: Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Leone Leoni's Medaillen für den kaiserlichen Hof
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https://doi.org/10.11588/diglit.5884#0066
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56

Friedrich Kenner.

entstanden 1541 die Schaumünzen auf Andrea und auf Gianettino Doria. Letztere ist nicht nachweisbar.
Die vorzügliche Ausführung der Ersteren (43 Mm.) war wohl die Ursache, dass Leone schon im
nächsten Jahre 1542 in den Dienst der Mailänder Münze gezogen wurde, an der er bis 1545 verblieb,
um nach mehrjähriger Unterbrechung im Jahre 1550 seine Thätigkeit an derselben wieder aufzunehmen.
Im nächsten Jahre 1543 arbeitete er die nachfolgende Medaille:1

1. Kaiser Karl V., Silber, zweiseitig, 38 Mm., gegossen. — Tafel III, Fig. 1, 2.
• IMP • CAES • CAROLVS • V • AVG. Brustbild rechts, mit Lorbeerkranz, im Kürass, auf diesem
in der Mitte ein Mascheron, darunter quer über die Brust gezogen der Feldherrnmantel.

Rev. IN • SPEM • PRISCI • HONORIS. Tiber, sitzend, links, die Rechte auf eine umgestürzte Urne,
aus der Wasser fliesst, den linken Arm über die Brust legend; im Abschnitte: TYBERIS.

Die Medaille ist sehr stark in Silber (4 Mm. dick) und hat Perlenrand auf beiden Seiten.

1 a. Dasselbe Exemplar in Bronze.2
Das Brustbild zeigt den Kaiser noch in
der vollen Blüthe der Manneskraft, während
alle späteren Kaisermedaillen Leone's im
Antlitz Karl V. die früh eintretende Alterung
erkennen lassen. Damit stimmt überein, dass
nach Panatela's Brief an Granvela Leone eine
Medaille auf Karl V. arbeitete, als dieser jüngst
Italien durchzog (»fatta quando Sua Maestä
passö ultimamente per Italia«).3 Dies war im
Jahre 1543 bei des Kaisers Rückkehr vom
zweiten Zuge nach Tunis der Fall, eben da-
mals, als sich die Begegnung Karl V. mit Pietro
Aretino ereignete. Damals zählte der Kaiser
43 Lebensjahre.

Der Stromgott ist nahezu derselbe, wel-
cher auf einer der im Jahre 1538 gearbeiteten
Medaillen des Papstes Paul III. erscheint, die
mit LEO signirt ist. Dort aber ist der Tiber
Fig. i- etwas kleiner, über ihm erscheint die Göttin

Roma, im Felde steht S — C. Sowohl in
diesen Darstellungen als auch in dem unten (Nr. 11) beschriebenen Danubius scheint sich der Ein-
fiuss, den die Schöpfungen Michel Angelo's auf Leone machten, zu verrathen.

1 b. An dieser Stelle muss auch einer Silbermedaille von 78 Mm. Durchmesser gedacht werden,
welche auf Veranlassung des Heraeus hergestellt wurde, also eine spätere Restitution ist. Für Doubletten
aus Gold und Silber erwarb derselbe im Jahre 1713 eine grössere Anzahl von Medaillen (95) in Gold,
Silber und Kupfer theils durch Kauf, theils durch Tausch, theils Hess er Originale in anderem Metalle
nachgiessen, retouchiren und mit seltenen Rückseiten versehen, um auf solche Art Unica zu schaffen.
Unter den »retoccirten« Medaillen führt er in seinem Journal, p. 40, Nr. 70 auch folgende auf: »Caroli V
Crönungß-Medaille gross, in spem prisci honoris.« In sehr hohem Relief zeigt sie auf der Vorderseite das
noch jugendliche Bildniss des Kaisers (rechts) mit Bartanflug, Baret und Pelzrock,* auf der Rück-
seite eine Copie des oben beschriebenen Tiberis in einem entsprechend vergrösserten Massstab (Fig. 1).

1 In den folgenden Blättern werden Originalarbeiten Leone's mit arabischen Ziffern (1 —15) bezeichnet, dagegen
Wiederholungen und spätere Gopien derselben durch die der betreffenden Nummer beigesetzten Buchstaben (wie 1 a, 3 b,
9 a u. s. w.) bezeichnet.

2 Armand I, 162, 2.

1 Plön, p. 354, Nr. 3; vgl. p. 43 und 259. Der Brief ist datirt vom 1. Mai 1547.

4 Heraeus, Bildnisse der regierenden Fürsten. Herrgott, Nummothcca II, I, p. 7, Tab. XXI, Nr. XXI. — Dasselbe
Exemplar war auch im lothringischen Cabinet vorhanden. Medaillons en argent de S. M. I. (Msc), p. 11.
 
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