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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 13.1892

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I. Theil: Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Leone Leoni's Medaillen für den kaiserlichen Hof
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https://doi.org/10.11588/diglit.5884#0071
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Leone Leoni's Medaillen für den kaiserlichen Hof.

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nämlich völlig nach dem Leben gearbeitet zu sein, was eben nur nach dem Eintreffen des Prinzen in
Mailand denkbar ist. Andererseits gab aber Leone Proben genug davon ab, wie sorgfältig er arbeitete
und wie lange er zur Vollendung seiner Werke brauchte; von allem andern abgesehen, würde die Zeit
der Reise, auch wenn sie vier Monate gedauert hätte (es waren Wintermonate), und die Unruhe während
derselben kaum hingereicht haben, drei Exemplare dieser Medaille zu vollenden. Auch war Tizian's
Porträt des Prinzen, das fast im Profil gehalten ist, eine genügende Grundlage, um darnach das Bild-
niss der Medaille lebenswahr zu gestalten. Es mag daher immer zugegeben werden, dass Leone viel-
leicht den Kopf selbst, als er das lebendige Vorbild zu sehen bekam, Überging; alles Uebrige, der Guss
der drei Exemplare, die Fertigstellung der Büste und der Rückseiten ist gewiss schon früher, im Laufe
der Jahre 1547 und 1548, vor sich gegangen.

Nicht ohne Wichtigkeit ist das Verhältniss des Brustbildes der Medaille zur Büste des Prinzen,
dessen Kopf Leone in Brüssel modellirte.1 Da sich beide ausserordentlich ähnlich sind und da die Me-
daille zu Beginn des Brüsseler Aufenthaltes
schon fertig war, muss nothwendig die
vollrunde Büste, d. h. ihr Brusttheil, ab-
gesehen vom Kopfe selbst, nach jener unse-
rer Medaille componirt sein, nicht aber kann
das Umgekehrte angenommen werden.

3 a. Dieselbe Medaille, in Bronze ge-
gossen, 78 Mm.; die vertieft eingravirten
Namen der mythologischen Figuren auf
der Rückseite fehlen.

3 b. Wie schon oben (S. 60) bemerkt
wurde, hat Heraeus im Jahre 1713 aus
der Schatzkammer zwei Silberexemplare
der hier besprochenen Medaille auf Don
Philipp übernommen. Eines von ihnen
scheint er, da es wohl nur ein alter Nach-
guss war, in dem Bestreben, der Sammlung
des Kaisers Karl VI. Unica zu verschaffen,2
nach seiner Weise behandelt zu haben,
indem er die alte Rückseite wegnahm und
eine neue herstellen Hess; beide Theile
wurden dann mittelst eines gedrehten Rah-
mens aus Silber zu einer neuen zweiseitigen Medaille zusammengefasst. Heraeus erwähnt diese in

Wir führen sie hier auf, um mögliche Verwirrungen, welche diese Fäl-

Fig. 2.

seinem Journal,

p. 22

Nr. 12.

schung - sie ist "in der That nichts Anderes, wenn sie auch in guter Absicht hergestellt wurde, - stiften
könnte, zu verhindern.

Sie hat mit dem Rahmen 83, ohne ihn 77 Mm., da zum Theile der Perlenrand von demselben
verdeckt ist.

Vorderseite wie oben Nr. 3.

Rev. • NON • IMPAR • ONERI • • FORTITVDO und ein Schnörkel. Atlas, von vorne gesehen, mit aus-
gespreizten Füssen auf Felsen stehend, zwischen diesen ein hochaufragendes Gebirge. Er hält mit aus-
gebreiteten Armen die Himmelskugel, von der nur der untere mit Sternen und mit der Sichel des
abnehmenden Mondes besäete Theil sichtbar ist (Fig. 2).

1 Sie wird noch im Museum im Prado zu Madrid aufbewahrt und ist bei Plön, pl. VI, abgebildet.

2 Vgl. darüber dieses Jahrbuch XII (1890), p. 157.

3 Vielleicht dasselbe oder ein zweites Exemplar davon befand sich im lothringischen Cabinet. Medaillons en argent

dc S. M.I. (Msc.), p. i3.
 
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