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Friedrich Kenner.
schreibt, es bleibe ihm nur mehr übrig, diese Medaillen zu vollenden,' und da sich seine Abreise von
Brüssel noch bis December jenes Jahres verzögerte, ist nicht zu zweifeln, dass er mit dieser Arbeit in
der That noch vor seiner Heimkehr zu Stande gekommen sei. Ja wir können mit einiger Wahrschein-
lichkeit den 17. September als den Termin ansetzen, um welchen die Schaustücke überreicht worden
sind. Wie Leone an einer anderen Stelle sagt,2 Hess ihm noch vor seiner Abreise Don Philipp eine
Summe von 160 Scudi auszahlen, damit er für ihn von beiden Medaillen goldene Exemplare herstelle.
Nun findet sich im Archiv von Simancas3 in Zahlungsbüchern über die Ausgaben des Prinzen unter
Anderem eine Post, wonach am 17. September 1549 dem Leon di Arezo y Pompeo di Arezo 3oo Scudi
ausgezahlt wurden, von welchen also auf Leone nach seinen eigenen Worten 160, auf Pompeo 140 ent-
fielen. Augenscheinlich erfolgte diese Bestellung, als die Medaillen dem Kaiser fertig überreicht und
zur vollen Zufriedenheit ausgefallen waren. Eben damals scheint es gewesen zu sein, dass auch die
Königin Maria von Ungarn Exemplare dieser Medaille bestellte, wovon wir sofort zu sprechen haben
werden. Allein sie musste bis October 1550 warten, bis sie ihren Wunsch erfüllt sah. Don Philipp er-
hielt gar erst im Jänner 1551 und auch damals nur das eine Exemplar mit des Kaisers Brustbild.
Die Medaillen der Königin-Witwe von Ungarn, Maria, Statthalterin der Niederlande.
Unter Leone's Werken führen Armand* und Plön5 eine einseitige Medaille auf die jüngere
Schwester KarlV., Maria, Königin-Witwe von Ungarn und Statthalterin der Niederlande, auf, welche
sie als noch sehr jugendliche Gemahlin des Königs
Ludwig II. von Ungarn darstellt (Fig. 3), mit dem sie
in ihrem 16. Lebensjahre (1521) vermählt wurde; die
Jahreszahl ist ihrem Namen beigeschrieben (• MARIA •
HVN • BOH • REG • MDXXl). Die Grösse, 73 Mm. (nicht 63,
wie Plön sagt), stimmt mit den grossen Medaillen auf
KarlV. und Isabella (oben Nr. 4, 6) überein; ja es gibt
Medaillen, welche dieses Bildniss auf der einen, das
Bildniss Karl V. (von Leone) auf der anderen Seite
enthalten; dieser Umstand und mehrere Stellen in
Leone's Correspondenz scheinen Armand's und Plon's
Ansicht zu unterstützen.
Dennoch wird man aus verschiedenen Gründen
die vorgenannte einseitige Medaille auf die Königin-
Witwe aus dem Verzeichnisse der Werke des eben ge-
nannten Künstlers streichen müssen.
FiS- 3- Zunächst spricht die innere Wahrscheinlichkeit
dagegen.
Leone hat allerdings bei seinem ersten Brüssler Aufenthalt (154g) von der Königin-Witwe den
Auftrag erhalten, eine Reihe von Büsten und Standbildern (zehn an der Zahl) herzustellen; ja sie wollte
den Künstler dauernd in Brüssel festhalten;6 allerdings ist in mehreren Schreiben Granvela's an Leone,
1 Plön, p. 52.
2 Brief an Granvela vom 27. December 1550. Plön, p. 71 und 363, Nr. 22.
3 Dr. R. Beer in diesem Jahrbuche XII, 2, p. XCVIII, pl. 38.
4 Bd. I, 168, 26 und III, 69 r.
5 p. 262, pl. XXXI, 7. — Das von Hcraeus, Tab. XVIII, Fig. 16 und nach ihm von Herrgott, p. 112, Tab. XXVI,
Fig. CVIII, abgebildete Exemplar der kaiserlichen Sammlung ist in derselben nicht vorhanden sondern wohl schon zu Anfang
unseres Jahrhunderts ausgeschieden worden.
6 Plön, p. 52, nach Ronchini, Leone Leoni, p. 27, 28. Das Schreiben des Künstlers ist datirt: Malines, 8. September 1549.
Friedrich Kenner.
schreibt, es bleibe ihm nur mehr übrig, diese Medaillen zu vollenden,' und da sich seine Abreise von
Brüssel noch bis December jenes Jahres verzögerte, ist nicht zu zweifeln, dass er mit dieser Arbeit in
der That noch vor seiner Heimkehr zu Stande gekommen sei. Ja wir können mit einiger Wahrschein-
lichkeit den 17. September als den Termin ansetzen, um welchen die Schaustücke überreicht worden
sind. Wie Leone an einer anderen Stelle sagt,2 Hess ihm noch vor seiner Abreise Don Philipp eine
Summe von 160 Scudi auszahlen, damit er für ihn von beiden Medaillen goldene Exemplare herstelle.
Nun findet sich im Archiv von Simancas3 in Zahlungsbüchern über die Ausgaben des Prinzen unter
Anderem eine Post, wonach am 17. September 1549 dem Leon di Arezo y Pompeo di Arezo 3oo Scudi
ausgezahlt wurden, von welchen also auf Leone nach seinen eigenen Worten 160, auf Pompeo 140 ent-
fielen. Augenscheinlich erfolgte diese Bestellung, als die Medaillen dem Kaiser fertig überreicht und
zur vollen Zufriedenheit ausgefallen waren. Eben damals scheint es gewesen zu sein, dass auch die
Königin Maria von Ungarn Exemplare dieser Medaille bestellte, wovon wir sofort zu sprechen haben
werden. Allein sie musste bis October 1550 warten, bis sie ihren Wunsch erfüllt sah. Don Philipp er-
hielt gar erst im Jänner 1551 und auch damals nur das eine Exemplar mit des Kaisers Brustbild.
Die Medaillen der Königin-Witwe von Ungarn, Maria, Statthalterin der Niederlande.
Unter Leone's Werken führen Armand* und Plön5 eine einseitige Medaille auf die jüngere
Schwester KarlV., Maria, Königin-Witwe von Ungarn und Statthalterin der Niederlande, auf, welche
sie als noch sehr jugendliche Gemahlin des Königs
Ludwig II. von Ungarn darstellt (Fig. 3), mit dem sie
in ihrem 16. Lebensjahre (1521) vermählt wurde; die
Jahreszahl ist ihrem Namen beigeschrieben (• MARIA •
HVN • BOH • REG • MDXXl). Die Grösse, 73 Mm. (nicht 63,
wie Plön sagt), stimmt mit den grossen Medaillen auf
KarlV. und Isabella (oben Nr. 4, 6) überein; ja es gibt
Medaillen, welche dieses Bildniss auf der einen, das
Bildniss Karl V. (von Leone) auf der anderen Seite
enthalten; dieser Umstand und mehrere Stellen in
Leone's Correspondenz scheinen Armand's und Plon's
Ansicht zu unterstützen.
Dennoch wird man aus verschiedenen Gründen
die vorgenannte einseitige Medaille auf die Königin-
Witwe aus dem Verzeichnisse der Werke des eben ge-
nannten Künstlers streichen müssen.
FiS- 3- Zunächst spricht die innere Wahrscheinlichkeit
dagegen.
Leone hat allerdings bei seinem ersten Brüssler Aufenthalt (154g) von der Königin-Witwe den
Auftrag erhalten, eine Reihe von Büsten und Standbildern (zehn an der Zahl) herzustellen; ja sie wollte
den Künstler dauernd in Brüssel festhalten;6 allerdings ist in mehreren Schreiben Granvela's an Leone,
1 Plön, p. 52.
2 Brief an Granvela vom 27. December 1550. Plön, p. 71 und 363, Nr. 22.
3 Dr. R. Beer in diesem Jahrbuche XII, 2, p. XCVIII, pl. 38.
4 Bd. I, 168, 26 und III, 69 r.
5 p. 262, pl. XXXI, 7. — Das von Hcraeus, Tab. XVIII, Fig. 16 und nach ihm von Herrgott, p. 112, Tab. XXVI,
Fig. CVIII, abgebildete Exemplar der kaiserlichen Sammlung ist in derselben nicht vorhanden sondern wohl schon zu Anfang
unseres Jahrhunderts ausgeschieden worden.
6 Plön, p. 52, nach Ronchini, Leone Leoni, p. 27, 28. Das Schreiben des Künstlers ist datirt: Malines, 8. September 1549.