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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 13.1892

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I. Theil: Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Leone Leoni's Medaillen für den kaiserlichen Hof
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https://doi.org/10.11588/diglit.5884#0095
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Leone Leoni's Medaillen für den kaiserlichen Hof. 81

bis zur letzten Vollendung durchgeführte Arbeit aus denselben Jahren, in welchen auch die oben ge-
nannten Schaumünzen entstanden sind, d. h. aus der Zeit von i547 bis 1556.

In dieses Decennium fällt nun auch der Aufenthalt Leone's m Augsburg, ,am* b«d^
Ferdinand und Maximilian nach dem Leben zu porträtiren (Frühjahr «ssO- Da Ph 1 ppme Weiser^
-ie wir sehen werden/ eben damals noch im väterlichen Hause in ,ener Reichsstadt lebte, ist kein
Zweifel, dass unser Meister in jenem Frühling unter anderen auch ihr Bildmss modellirt hat

Das Costüm der Dargestellten entspricht völlig dieser Annahme. Mit demselben flachen Hutchen
und in einem Kleide gleichen Schnittes erscheint dieVirgo nobilis sive patricia Augustana in Jost Amman
Trachtenbildern.* Auch anderwärts war die Kleidertracht, wie sie unsere Medaille zeigt, zu ,enei Lei
m Gebrauch. Für die Aufeinanderfolge der allmäligen Veränderungen, der sie unterworfen wurde
sbd datirte Medaillen mit Frauenbildnissen wichtig. So erscheint, um Beispiele zu nennen, die Tante
der Philippine Welser, Katharina von Loxan, auf einer Schaumünze vom Jahre x535 noch m eine,
äderen Tracht mit Häubchen, niederem Leib, glatten Achseln, gewirktem Hemd und Schmuck-
kettchen. Maria de Aragon hat auf der !546 von Leone ausgeführten Medaille schon nahezu dieselbe
Tracht wie Philippine Weiser auf der unsrigen. Eine kleine Medaille der Erzherzogin Margaretha,
datirt vom Jahre 1551, ist der letzteren bezüglich der Kleidung sehr ähnlich:
gleiches flaches Hütchen, hier aber offenes herabfallendes Haar, dann niederer,
vorne offener Leib mit geschlossenem Hemd und Achselpuffen; nur die Aus-
schnitte an letzterem sind nicht geöffnet (Fig. 10). Wenige Jahre später (1557)
treffen wir Isabella Chiallant, Gemahlin des Gianfederigo Madruzzo, auf
ihrer von Galeotti gearbeiteten Medaille abermals mit gleichem Hütchen aber
schon mit dem hohen Kleide, das mit einem Stehkragen versehen ist; gleichwohl
zeigen die Ausschnitte an den Achseln noch immer die Bauschen der Wasche. Kig. l0.

Wieder wenige Jahre später (r56o) sind neue Veränderungen merkbar: an den

von Hans Wik gearbeiteten und datirten Medaillen der Erzherzoginnen Eleonore, Barbara und Ja-
hanna, Töchtern des Kaisers Ferdinand, welche seit r547 (dem Schmalkaldner Kriege) ma ihren
Schwestern Magdalena und Margaretha in Innsbruck lebten/ erscheinen diese schon durchaus rmt dem
hohen geschlossenen Leib; die Achselpuffen und Ausschnitte mit der hervorsehenden Wasche sind ver-
schwunden und dafür die Achseln schmal und hoch hinaufgezogen; Hütchen und Haarnetz
geblieben.

Auch was den Marderbalg mit dem goldenen Kettchen betrifft, lässt sich-achwe.en dass er m
^r damaligen Augsburger Mode nicht unbekannt war. Auf einem der von Hans Miel ch wischen
t546 und I555 gemalten Pergamentblätter, welche den Schatz der Herzoge Wilhelm W (f 55°)■
Albrecht V t x579) von Bafern darstellen, findet sich ein solcher Pelz in grösserem Massstabe abge-
""et, Kopf'und7TaIn sL in Gold ergänzt, ersterer auch mit einem goldenen,emaiUir^n und m
Perlen besetzten Maulkorbe versehen, von dem das Kettchen herunterhangt; die Innenseite ist mit

r°them Saffian gefüttert. Die treffliche Emailarbeit deutet auf Augsburger Goldschmiede. Solches Pelz-
werk zu tragen war eine aus Italien stammende Mode; sie hatte ursprünglich den Zweck, lästige Gäste
n dasselbe abzulenken. In besseren Kreisen der Gesellschaft und namentlich in Deutschland wurde sie
nur aufgenommen, um ein neues Prunkstück der Frauentoilette zu schaffen. Durch das oben er-
ahnte prächtige Exemplar ist nun nicht blos erwiesen, dass in der Zeit von 1540 bis 1550 am Hofe in

1 s;,
2

Siehe unten S. 87, Note 3. u ni „ -7-7?

Vgl. Hans Weigel's Trachtenbuch. Hirt, Culturgeschichthches Bilderbuch, «^77 ' die _ ira Jahre

ln Sllber gegossen.

* Hirn, Erzherzog Ferdinand von Tirol, II, 463. Hefner-Alteneck,
5 Hefner-Alteneck, Trachten des Mittelalters, III, 112, Tafel 104. Ueber den Maler vgl. Becker
Kunstwerke und Geräthschaftcn des Mittelalters, p. 6. n
X111.
 
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