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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 13.1892

DOI Heft:
I. Theil: Abhandlungen
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Boeheim, Wendelin: Die Zeugbücher des Kaisers Maximilian I. [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5884#0124
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Wendelin Boeheim.

oberhalb des Kniees abgeschnitten; über das nackte Knie reicht ein Lederfleck. Das über das Wams
gezogene gelbe Jäckchen ist auf dem Rücken offen; die weiten Aermel sind zu Bändern geschnitten.

Blatt 71 enthält die rechte Seite einer scenischen Darstellung, welche ursprünglich über zwei
Blätter reichte. Die linke Hälfte ist im Originale leider verloren; doch hat sich eine allerdings minder
werthvolle Copie derselben im genannten Wiener Codex 10824 (Blatt n3') erhalten. Man erblickt in
der hier erhaltenen Darstellung (Fig. 3) eine Anzahl von Stangen für Landsknechtspiesse, in Bündeln auf
dem Boden liegend. Im Vordergrunde steht ein Landsknecht, mit einem Spiesse fechtend; sein Gegner
stand, wie erwähnt, auf dem vorhergehenden Blatte. Der hier ersichtliche ist roth gekleidet. Das linke
Bein ist roth und gelb längsgestreift, während das rechte im mi-parti vollständig roth erscheint. Auf dem
Rücken finden sich kleine rothe Schlitze im Vierpass angeordnet. Das zerschnittene gelbe Barett ist mit
weisser Feder geziert. Ebenso wie die vorige ist auch die auf Blatt 71' ersichtliche Darstellung eines
Kampfes mit Helmbarten nur zur Hälfte erhalten. Hier erblicken wir nur die linke Seite derselben.
Von der rechten findet sich eine schwache Copie des Originales auf Blatt 115 im Wiener Codex 10824.

Fig. 3.

Ich bringe an geeigneter Stelle die vollständige Darstellung in Zinkographie, theils zum Vergleiche,
theils weil das Costüm des Gegners zu interessant ist, um dasselbe nur einfach zu beschreiben. Wir
sehen auf unserem Blatte (Fig. 4) einen Landsknecht, in leidenschaftlicher Bewegung seine Helmbarte
schwingend. Wams und Beinkleider sind gelb, anscheinend von Hirschleder. Ueber ersteres ist ein
rothes Jäckchen gezogen, welches auf dem Rücken offen ist. Die Aermel sind oben gebauscht, unten in
Streifen geschnitten, welche infolge der Bewegung weit in der Luft flattern. Das gelbe Barett ist mit
weissen Hahnenfedern geziert. Die Darstellung, sicher von KÖlderer's Hand, ist so charakteristisch,
dass sie es verdient, in facsimiletreuer Chromophototypie vorgeführt zu werden. Ich erachte dieses
schon aus dem Grunde für gerechtfertigt, als hiedurch die Malweise und das Colorit des Meisters an
einem Beispiele ersichtlich wird.

Auf Blatt 72 (Fig. 5) findet sich die Darstellung von sogenannten metallenen Bockbüchsen, deren
Erklärung später folgen wird. Im Vordergrunde erblickt man zwei Landsknechte, welche eine auf
einem zerlegbaren Bocke ruhende solche Büchse abzufeuern im Begriffe sind. Der vordere trägt ein
Panzerhemd, darüber eine gelbe Jacke mit Schösschen; dieselbe ist auf dem Rücken im Vierpass
 
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