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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 13.1892

DOI Heft:
I. Theil: Abhandlungen
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Boeheim, Wendelin: Die Zeugbücher des Kaisers Maximilian I. [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5884#0130
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I IO Wendclin Bocheim.

mehr vor. Dann kommen die Kammerschlangen mit Hinterladevorrichtung, die »ganz geschmiedeten«
Schlangen und die Mittelschlangen in Karrenlafetten, welche ich in ihren Details später beschreiben
werde. Mitten unter diesen Geschützgattungen gerathen wir auf Fol. 98 auf ein eigentümlich con-
struirtes Geschütz (Fig. 8), das wir näher ins Auge fassen müssen. Es wird »Hagelbuchsen« benannt;
das Rohr in Blocklafette ist auffallend kurz mit schwächerem Kammerstücke. Die Richtung erfolgt
durch Keile. Was aber hiebei unsere Aufmerksamkeit erregt, sind drei daneben liegende Steinkugeln, durch
welche starke Eisenstangen gesteckt sind. Eine solche Kugel erblicken wir als Ladung in der Mündung
des Rohres. Es ist nun aus dem Bilde nicht zu ersehen, in welcher Weise der leere Raum zwischen
dem Pulver, beziehungsweise dem Holzspiegel und der Steinkugel ausgefüllt war; die Absicht aber war
unverkennbar die, gegen Truppen verwendet zu werden und deren Verletzungssphäre zu verbreitern.

Fig. 8.

Die ersten urkundlichen Nachrichten darüber gehen auf das Jahr 1509 zurück. Am 11. Mai dieses
Jahres befiehlt der Kaiser aus Kaufbeuren, dass 100 Eisenstangen, jede armdick und eine Klafter lang,
im Nonsberg geschmiedet werden sollten. An demselben Tage erhält die Regierung zu Innsbruck den
Auftrag, sofort vier Büchsen giessen zu lassen, welche Kugeln mit Eisenstangen schössen. Diesem Be-
fehle wurde insoweit entsprochen, dass zwei derlei Geschütze hergestellt wurden, welche auch hier ab-
gebildet sind. Sie haben sich, wie vorauszusehen war, nicht bewährt. Der Kaiser scheint sich davon
selbst bald überzeugt zu haben; denn am 2. August 1515 schreibt er aus Neustadt an das Regiment zu
Innsbruck, man möge den Guss von Hagelbüchsen unterlassen, da zwei solche gefasste (lafettirte) Büchsen
zu Innsbruck seien. Im mehrgenannten Uebergabsinventar lesen wir sie mit folgenden Worten ver-
zeichnet: »Zwo gossne püchsen, so kuglen mit stangen schiessen, genant hagel- oder straifpüxn.« 1

1 Vgl. Jahrbuch II, Reg. 943, 944, 1207, 1215.
 
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