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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 13.1892

DOI Heft:
I. Theil: Abhandlungen
DOI Artikel:
Boeheim, Wendelin: Die Zeugbücher des Kaisers Maximilian I. [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5884#0134
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H4

Wendelin Boeheim.

lichtrothen dessinirten Streifen geziert ist. Das Haupt deckt eine
Art Pelzmütze ohne weitere Zier (Fig. 12). Das Blatt ist gleich
den vorangehenden von bedeutendem costümgeschichtlichen Werthe.
Auf dem folgenden Blatte 128 findet sich die älteste Darstellung
eines Pontoniergeräthes: das zerlegbare, sogenannte »gros liderin
schiff«. Wir finden dasselbe in einer Copie in den Zeugbüchern I,
Fol. 120' wieder, an welcher Stelle dasselbe näher beschrieben und in
Abbildung gebracht wird. In den Details erkennt man, dass der
Zeichner hier das Object vor Augen gehabt hat. So sind hier die ein-
zelnen Theile in ihrer Verbindung, wie beispielsweise die Riemen,
mittelst welchen das Leder an die Kipfstöcke geschnallt wurde, weit
deutlicher dargestellt.

Die folgenden Blätter nehmen nur nach gewissen Richtungen
hin unser Interesse in Anspruch. Ich kann mich über dieselben kürzer
fassen, weil ich später noch Gelegenheit finde, auf sie zurückzu-
kommen. Fol. 128' bringt die Abbildung von sogenannten »Terras-
büchsen« in Blocklafetten, die auf ganz rohen Mauerbockfüssen ruhen.
Fol. 129 zeigt uns einen »Streitwagen«, voll mit Geharnischten an-
gefüllt, ganz genau wie in den Zeugbüchern I, Fol. 102. Nur er-
scheinen hier einige Gesichter mehr im Detail ausgeführt und von
so individuellem Ausdrucke, dass man in ihnen Porträte vermuthen
kann.

Die auf Fol. 155' folgenden Blätter enthalten nur mehr trockene
Inventare, wenn auch einige reich mit Initialen und Arabesken im
Miniaturenstil ausgestattet sind. Nur Fol. 156' zeigt noch eine Kar-
thaune in Burgunderlafette. Auf Fol. 155'wird analog Fol. 1 und
32'als Einleitung ein grosses Wappenbild gegeben, den Bindenschild
und Tirol aneinandergekettet, bedeckt von dem Erzherzogshut, dar-
stellend. Dann folgt auf dem nächsten Blatte Fol. 156 eine Titel-
schrift mit reicher Randverzierung, in welcher zu lesen ist, dass hier
folgend aller Kriegszeug angegeben werde, welchen der König in allen
Städten und Schlössern seiner Erblande besitze und welcher durch
dessen obersten Hauszeugmeister Bartholomäus Freysleben im
Jahre 1500 aufgenommen worden sei. Es folgen die einzelnen
Städte und Schlösser, mit Tirol beginnend, wie im Codex 222, nur
in guter Ordnung und vollständig. Wo sich der Text vergleichen
lässt, wird die Anzahl der Stücke gleich angegeben; der Wortlaut ist
jedoch nicht überall derselbe. Abbildungen von Schiesswaffen zwi-
schen dem Texte, wie wir sie dort finden, fehlen hier gänzlich.
Am Abschlüsse Tirols ist Fol. 215' wieder ein Blatt mit den drei
Wappen von Schwaben, Elsass und Breisgau dazwischengeschoben. Diesem folgt ein weiterer Titel:
»Vermerkt etc., was Bartlme Freißleben, oberster hauszeugmeister, in den äusseren landen, Schwaben,
Elsass, Sundgau, Breisgau, in vier Städten am Rhein und in allen schlossern etc. aufgeschoben habe zu
Weihnachten 1495.«

Ein weiterer Abschnitt folgt 285', auf welchem Blatte wir den Bindenschild, weiters die Wappen
von Steiermark und Oberösterreich mit ihren heraldischen Zieren erblicken. In der folgenden Titel-
schrift wird jener Zeug angekündigt, welcher durch den obersten Zeugmeister in allen Städten und
Schlössern in den niederösterreichischen Ländern 1500 aufgeschrieben worden sei.

Fig. 12.
 
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