Die Zeugbücher des Kaisers Maximilian I.
155
Einige Zeit hindurch Hess Kaiser Maximilian I., älterer Gepflogenheit folgend, die ersten Glieder
der Streithaufen mit ganz geharnischten Knechten besetzen. Diese verhältnissmässig schwer Gerüsteten
erwiesen sich aber bei der mehr auf der Beweglichkeit fussenden Taktik des Kaisers als viel zu wenig
marscbfähig. Das war die Ursache, dass der Kaiser vermuthlich anlässlich eines eingetretenen Kriegs-
falles in aller Eile eine Anzahl von Wagen fertigen Hess, um seine Schwergerüsteten vollzählig und bei
Kraft vor den Feind zu bringen. Mit der Anzahl derselben war es möglich, etwa 3oo Mann zu beför-
dern. Insoferne diese Wagen lediglich als Transportmittel angesehen wurden, war deren Bezeichnung
als »Streitwagen« unrichtig; doch mochte immerhin deren Verwendung zur Bildung einer »Wagen-
burg« nebenher ins Auge gefasst worden sein; dann liesse sich diese Bezeichnung ohne Zweifel recht-
fertigen.
Bl. 102'. Abbildung eines gewöhnlichen schweren Leiterwagens mit von den Langwieden und
der Deichsel aus durch ein Gestänge festgestellten Achsen. Derselbe ist unbedeckt und mit auf dem-
selben stehenden ganz geharnischten Knechten beladen, welche theils mit Ahlspiessen, theils mit langen
Morgensternen bewaffnet sind. Bemerkenswerth erscheinen die hier auftretenden, einer etwas älteren
Zeit angehörenden Eisenhüte, von welchen eine Anzahl in brauner Farbe dargestellt ist, was ver-
muthen lässt, dass dieselben zum Schutze vor dem Sonnenbrande mit Leder überzogen waren. Nicht
minder ist der vom Rücken aus sichtbare Knecht wegen der Form seines Helmes zu beachten, an welch'
letzterem zum Schutze des Halses eine Reihe von im Charnier beweglichen eisernen Blechstreifen an-
gebracht ist, welche vom Unterrande des Helmes über Brust und Schultern herabhängen. Auf dem
Boden liegen eine Vorzugstange und ein Pickel (Fig. 3i).
Fig. 3i.
Die Darstellung ist eine getreue Nachbildung jener auf Fol. 29 im Codex 10824.
Bl. io3 (66). Abbildung eines Streitwagens. Derselbe hat die Gestalt eines gewöhnlichen Last-
wagens mit schweren Rädern und einer auf den Langwiedenriegeln aufliegenden schweren Bohle. Auf
diesen ruhen, in den bekannten Drehbassen beweglich, fünf Kammerschlangen von Bronze von der auf
Blatt 92 ersichtlichen Form. Drei derselben dienen zur Armirung der Seiten, je eine für vor- und rück-
wärts. Erstere können durch ihre Drehung nach der rechten oder linken Seite gerichtet werden. Der
20*
155
Einige Zeit hindurch Hess Kaiser Maximilian I., älterer Gepflogenheit folgend, die ersten Glieder
der Streithaufen mit ganz geharnischten Knechten besetzen. Diese verhältnissmässig schwer Gerüsteten
erwiesen sich aber bei der mehr auf der Beweglichkeit fussenden Taktik des Kaisers als viel zu wenig
marscbfähig. Das war die Ursache, dass der Kaiser vermuthlich anlässlich eines eingetretenen Kriegs-
falles in aller Eile eine Anzahl von Wagen fertigen Hess, um seine Schwergerüsteten vollzählig und bei
Kraft vor den Feind zu bringen. Mit der Anzahl derselben war es möglich, etwa 3oo Mann zu beför-
dern. Insoferne diese Wagen lediglich als Transportmittel angesehen wurden, war deren Bezeichnung
als »Streitwagen« unrichtig; doch mochte immerhin deren Verwendung zur Bildung einer »Wagen-
burg« nebenher ins Auge gefasst worden sein; dann liesse sich diese Bezeichnung ohne Zweifel recht-
fertigen.
Bl. 102'. Abbildung eines gewöhnlichen schweren Leiterwagens mit von den Langwieden und
der Deichsel aus durch ein Gestänge festgestellten Achsen. Derselbe ist unbedeckt und mit auf dem-
selben stehenden ganz geharnischten Knechten beladen, welche theils mit Ahlspiessen, theils mit langen
Morgensternen bewaffnet sind. Bemerkenswerth erscheinen die hier auftretenden, einer etwas älteren
Zeit angehörenden Eisenhüte, von welchen eine Anzahl in brauner Farbe dargestellt ist, was ver-
muthen lässt, dass dieselben zum Schutze vor dem Sonnenbrande mit Leder überzogen waren. Nicht
minder ist der vom Rücken aus sichtbare Knecht wegen der Form seines Helmes zu beachten, an welch'
letzterem zum Schutze des Halses eine Reihe von im Charnier beweglichen eisernen Blechstreifen an-
gebracht ist, welche vom Unterrande des Helmes über Brust und Schultern herabhängen. Auf dem
Boden liegen eine Vorzugstange und ein Pickel (Fig. 3i).
Fig. 3i.
Die Darstellung ist eine getreue Nachbildung jener auf Fol. 29 im Codex 10824.
Bl. io3 (66). Abbildung eines Streitwagens. Derselbe hat die Gestalt eines gewöhnlichen Last-
wagens mit schweren Rädern und einer auf den Langwiedenriegeln aufliegenden schweren Bohle. Auf
diesen ruhen, in den bekannten Drehbassen beweglich, fünf Kammerschlangen von Bronze von der auf
Blatt 92 ersichtlichen Form. Drei derselben dienen zur Armirung der Seiten, je eine für vor- und rück-
wärts. Erstere können durch ihre Drehung nach der rechten oder linken Seite gerichtet werden. Der
20*