Die Zeugbücher des Kaisers Maximilian I.
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geschlagener langer Radmantel, blau und gelb quadrillirt. Die
Strümpfe sind roth und weiss gestreift (Fig. 3g).
Aus der vorliegenden Darstellung lässt sich die eigenthümliche
Form dieser Wurfwaffe nur in den allgemeinen Umrissen entnehmen.
In der Waffensammlung des Allerhöchsten Kaiserhauses werden
jedoch zwei originale Scheffelinspiesseisen an Resten von Schäften
bewahrt (Saal XXVI, Nr. 161, 162). Die Letzteren haben 2-4 Cm.
Durchmesser, sind aus hartem Holze und mit sehr dünnem Leder
überklebt. Ihre Länge ist nirgends angegeben; sie dürfte aber drei
Meter nur sehr wenig überschritten haben. Es ist nicht überflüssig
zu bemerken, dass hier das Javelot, Javelin (gavelo, wigre), deutsch
»Scheffelin«, als Waffe des Fusssoldaten auftritt, während es im Mittel-
alter im Oriente und selbst bei den Normanen auch als Reiterwaffe
erscheint.
Bl. 121'. Oben: Abbildung von zwei Schiesswaffen, im Inven-
tare von 1500 »Schaufelbüchsen« benannt, bestehend aus je einem
brettartigen, in der Mitte geschwächten Schafte, an dessen Ende vier
eiserne kleine Feuerrohre befestigt sind. Zunächst darunter sind zwei
Landsknechte damit beschäftigt, eine solche Schiesswaffe zu bedienen.
Der eine, welcher dieselbe hält und richtet, trägt über ein lichtblau
und blassroth gestreiftes Wams eine dunkelrothe, gelb verbrämte
Schaube mit weiten kurzen Aermeln; den Kopf bedeckt ein zinnober-
rothes Federbarett. Der andere, grün gekleidet, trägt in der Linken
eine Helmbarte, während er mit der Rechten mittelst eines vorne
gespaltenen Stäbchens, in welches ein glühender Holzschwamm ge-
zwängt ist, eines der Rohre (Puffer) abzubrennen sucht. Unten er-
blickt man einen Landsknecht, welcher einen auf einen Gabelstock
gestützten Haken abschiesst. Dieser Haken mit langem grün an-
gestrichenen Schafte besitzt drei Läufe, von welchen der mittlere
bedeutend länger ist; oben ist ein Hahn sichtbar. Es scheint, als
wären die Läufe um den mittleren drehbar. Der Knecht ist in ein
gelbes, roth geschlitztes Wams mit weiten Polsterärmeln gekleidet;
darüber trägt er Brust und Rücken eines Harnisches mit Beintaschen;
die Oberschenkel sind nackt und durch aufgeknüpfte grüne Schurz-
flecken bedeckt; die Strümpfe sind gelb und roth gestreift; den Kopf
bedeckt eine rothe Mütze, über welche ein blaues Barett gebunden
ist. Auf dem Boden liegen Stücke von einem nicht bezeichneten Roh-
stoffe. Nach dem Codex 10824, Fol. 127 ist es Galmei. »Item, so solln
800 hantpüchsen, der albeg vier in ainem schaft auf der neuen form
liegen mugen, zu Wienn aus eisen gemacht werden« sagt Maximilian
in seiner Instruction an Freysleben von 1500. Wie wir aus dieser
Stelle die erste Anordnung zur Fertigung dieser Handwaffe ersehen,
ebenso erscheint im Codex 10824, Fol. 127'die erste Zeichnung hiezu. F[S- ir>-
Bl. 122. Abbildung von Steig- und Hebapparaten. Oben zwei
gewöhnliche Steigleitern. Zunächst ein Steigzeug mit Flaschenzug von drei Rollen; darin ist ein Mann
in dunkelrother Schaube, sich selbst nach oben ziehend, dargestellt. Weiters eine Kletterstange, unten
zwei Hebeapparate mit Schraubenmechanismus für schwere Lasten.
Die hier gegebene Abbildung hat insoferne Werth, als wir dadurch einen Einblick in den
Stand der Mechanik jener Zeit gewinnen. In der Waffensammlung des Allerhöchsten Kaiserhauses
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geschlagener langer Radmantel, blau und gelb quadrillirt. Die
Strümpfe sind roth und weiss gestreift (Fig. 3g).
Aus der vorliegenden Darstellung lässt sich die eigenthümliche
Form dieser Wurfwaffe nur in den allgemeinen Umrissen entnehmen.
In der Waffensammlung des Allerhöchsten Kaiserhauses werden
jedoch zwei originale Scheffelinspiesseisen an Resten von Schäften
bewahrt (Saal XXVI, Nr. 161, 162). Die Letzteren haben 2-4 Cm.
Durchmesser, sind aus hartem Holze und mit sehr dünnem Leder
überklebt. Ihre Länge ist nirgends angegeben; sie dürfte aber drei
Meter nur sehr wenig überschritten haben. Es ist nicht überflüssig
zu bemerken, dass hier das Javelot, Javelin (gavelo, wigre), deutsch
»Scheffelin«, als Waffe des Fusssoldaten auftritt, während es im Mittel-
alter im Oriente und selbst bei den Normanen auch als Reiterwaffe
erscheint.
Bl. 121'. Oben: Abbildung von zwei Schiesswaffen, im Inven-
tare von 1500 »Schaufelbüchsen« benannt, bestehend aus je einem
brettartigen, in der Mitte geschwächten Schafte, an dessen Ende vier
eiserne kleine Feuerrohre befestigt sind. Zunächst darunter sind zwei
Landsknechte damit beschäftigt, eine solche Schiesswaffe zu bedienen.
Der eine, welcher dieselbe hält und richtet, trägt über ein lichtblau
und blassroth gestreiftes Wams eine dunkelrothe, gelb verbrämte
Schaube mit weiten kurzen Aermeln; den Kopf bedeckt ein zinnober-
rothes Federbarett. Der andere, grün gekleidet, trägt in der Linken
eine Helmbarte, während er mit der Rechten mittelst eines vorne
gespaltenen Stäbchens, in welches ein glühender Holzschwamm ge-
zwängt ist, eines der Rohre (Puffer) abzubrennen sucht. Unten er-
blickt man einen Landsknecht, welcher einen auf einen Gabelstock
gestützten Haken abschiesst. Dieser Haken mit langem grün an-
gestrichenen Schafte besitzt drei Läufe, von welchen der mittlere
bedeutend länger ist; oben ist ein Hahn sichtbar. Es scheint, als
wären die Läufe um den mittleren drehbar. Der Knecht ist in ein
gelbes, roth geschlitztes Wams mit weiten Polsterärmeln gekleidet;
darüber trägt er Brust und Rücken eines Harnisches mit Beintaschen;
die Oberschenkel sind nackt und durch aufgeknüpfte grüne Schurz-
flecken bedeckt; die Strümpfe sind gelb und roth gestreift; den Kopf
bedeckt eine rothe Mütze, über welche ein blaues Barett gebunden
ist. Auf dem Boden liegen Stücke von einem nicht bezeichneten Roh-
stoffe. Nach dem Codex 10824, Fol. 127 ist es Galmei. »Item, so solln
800 hantpüchsen, der albeg vier in ainem schaft auf der neuen form
liegen mugen, zu Wienn aus eisen gemacht werden« sagt Maximilian
in seiner Instruction an Freysleben von 1500. Wie wir aus dieser
Stelle die erste Anordnung zur Fertigung dieser Handwaffe ersehen,
ebenso erscheint im Codex 10824, Fol. 127'die erste Zeichnung hiezu. F[S- ir>-
Bl. 122. Abbildung von Steig- und Hebapparaten. Oben zwei
gewöhnliche Steigleitern. Zunächst ein Steigzeug mit Flaschenzug von drei Rollen; darin ist ein Mann
in dunkelrother Schaube, sich selbst nach oben ziehend, dargestellt. Weiters eine Kletterstange, unten
zwei Hebeapparate mit Schraubenmechanismus für schwere Lasten.
Die hier gegebene Abbildung hat insoferne Werth, als wir dadurch einen Einblick in den
Stand der Mechanik jener Zeit gewinnen. In der Waffensammlung des Allerhöchsten Kaiserhauses