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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 13.1892

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I. Theil: Abhandlungen
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Boeheim, Wendelin: Die Zeugbücher des Kaisers Maximilian I. [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5884#0190
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Wendelin Boeheim.

(Saal XXV, Nr. 46) wird übrigens eine zusammenlegbare Sturmleiter bewahrt, die sich im zusammen-
geklappten Zustande als ein leicht tragbares cylindrisches Holzstück darstellt, welches an beiden
Seiten Vorrichtungen für eine Verlängerung erkennen lässt. Diese Form findet sich in den Zeug-
büchern nicht.

Bl. 122'. Abbildung von Harnischbestandtheilen und Schwertern. Oben, auf zwei horizontale
Stangen gehängt: Theile von Harnischen, Brust- und Rückenstücke, Beinzeuge, Hentzen, Schallern,
Panzerschurze, Eisenhut, Helm, Handschuhe etc. Unten, gleichfalls an einer Stange hängend, neun
ältere Reiterschwerter mit Scheiden und Gehängen, theils deutscher, theils italienischer Form.

Diese Waffenstücke gehören einer älteren Zeit an und wurden nur in den Zeughäusern noch
bewahrt. Die Ausrüstung der Kürisser wurde unter Maximilian von den Regimentsobersten besorgt
und bildete keinen Gegenstand der Zeughäuser.

Bl. 123. Abbildung von Kriegsutensilien und Ausrüstungsgegenständen, als: Steigeisen, theils in
einem Holzverschlage, theils auf dem Boden liegend. Darunter Fussangeln und Spitzen zu Sturm-
brettern, theils in einem Holzverschlage, theils frei auf
dem Boden liegend dargestellt. Zunächst darunter eine
Anzahl von Holzscheiben, »spiegel zu den puchsen«, also
Hebspiegel; daneben zwei Leerringe und ein Tasterzirkel.
Unten zwei Packsättel, sogenannte »saumsattl«. Zu den
auf verschiedenen vorher beschriebenen Blättern abgebil-
deten Brandkugeln und den hier dargestellten Materialien
zu Sturmbrettern und Fussangeln (Lehneisen) habe ich
auf die Vertheidigung von Verona 1513 hinzuweisen, wo
sich dieselben, hinter den in Bresche gelegten Mauern im
Vereine angewendet, entscheidend bewährten.

Bl. 123'. Abbildung eines zerlegbaren Hebzeuges
mit Flaschenzug und Winde mit Triebstangen, Maschine
zum Einheben der Rohre in die Lafetten. Daneben eine
Anzahl hölzerner Hebestangen (hebträmel), im Haufen lie-
gend. Vorne zwei ebensolche aus Eisen.
Blatt 124 und 124' sind leer.

Bl. 125 (80). Abbildung der Ausrüstung mit dem
Handbogen. Oben im Haufen liegend geschnitzte Bögen
und Pfeile mit Spitzen und bemalten Federn. Zunächst
besehnte Bögen, ein Haufen lediger Spitzen und Sehnen
in Bündeln. Vorne steht ein Landsknecht, der eben einen
Bogen abschnellt. Wams und Beinkleider sind grün und
roth breit gestreift; das Haupt deckt ein rothes Feder-
barett. Ein Pfeil steckt für den nächsten Abzug vorbereitet
in dem Schwertgürtel; neben ihm liegt auf dem Boden
ein mit Pelzwerk überzogener, sogenannter Rauchköcher,
mit Pfeilen gefüllt; daneben zwei ledige Pfeile (Fig. 40).

König Maximilian entschied sich bei seinem Ver-
suche der Verwendung von Handbögen für das Muster
der langen Holzbögen der berühmten schottischen Bogen-
schützen-Compagnien, wiewohl ihm die Muster der eiser-
nen und messingenen Bögen in den italienischen Heeren
weit näher gelegen gewesen wären. Auch für diesen Zweck musste sich der Landsknecht gebrauchen
lassen. Originale von Bögen und Pfeilen sind nirgends mehr vorhanden; nur Rauchköcher finden sich
noch hie und da in Sammlungen. Die Wiedereinführung des Bogens dürfte sich von den Beobach-

Fig. 40.
 
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