Die Zeugbücher des Kaisers Maximilian I.
179
Die Familie Seelos führte nebenher auch den Familiennamen Reuter; sie stammt aus dem
Städtchen Füssen an der Grenze von Tirol, von welchem Orte die einzelnen Glieder auch Algäuer
genannt wurden. Ein Theil dieses ziemlich ausgebreiteten Geschlechtes machte sich in Augsburg an-
sässig, ein anderer in Ulm, ein dritter schon am Ende des XV. Jahrhunderts in Tirol.
In den Steuerbüchern von Augsburg finde ich die Seelos schon 1500; sie waren sicher Hausleute
des Bischofs von Augsburg, dessen Herrschaft Füssen unterstand. Wir finden in diesem Jahre einen
»Hans Seelos oder Algower« in der Sachsengasse beim Neidbad, einen Jörg in der Schongawergasse.
1540 erscheinen ein Hans, ein Jakob und ein Martin Algeir, auf der Horpruckh wohnend.'
Schon um 1480 wurden Ludwig und Jakob Seelos von Erzherzog Sigismund entweder aus
Augsburg oder Füssen als Büchsenmeister nach Tirol berufen. Wahrscheinlich durch diese gelangten
zwei Vettern derselben, die beiden Brüder Jörg und Hans Seelos, gleichfalls in die Dienste des
Erzherzogs und später Maximilians. Beide erscheinen von 1498 an in den Acten; jedoch war zum
Wenigsten Hans sicher schon mehrere Jahre vorher in Tirol ansässig; denn nach einer Urkunde vom
17. April 14g! soll dieser die Friedhofkirche zu St. Michael in Hötting gebaut haben.2 Hans wird im
genannten Jahre zum geschwornen Giesser ernannt, ihm ein »Zeugschütze« beigegeben und für beide
ein Jahressold von 60 Gulden bestimmt. Ein Jahr später wird Jörg Seelos von Füssen zum Büchsen-
meister in Portenau (Pordenone) mit 20 Gulden Jahressold bestellt.
In der mehrerwähnten Instruction des Königs an Freysleben von 1507 erhält Hans mehrfache
Aufträge, so zum Gusse eines Hauptstückes: »Die wunderlich Dirn«, die aber allem Anscheine nach nie
gegossen wurde, ferner von zwei Scharfmetzen »der kurzen furm«, vier Dorndrelln, zwei Nothbüchsen,
endlich zwei Karthaunen der langen Form.
Zwischen 1506 und 1508 scheint Hans in Strassburg gearbeitet zu haben; darauf deutet eine Stelle
im Gedenkbuche des Kaisers »perpetue«.3
Im Jahre 1508 werden nebst allen anderen Büchsenmeistern auch Hans und Jörg aufgefordert,
nach Welschland zu ziehen, um dort im Kriege zu dienen. Hans entschuldigt sich, dass er zu dem
Hauptstück »Purrhindurch« einen anderen Pulversack giessen, Jörg, dass er auf kaiserlichen Befehl
Pulver machen müsse.*
Im Jahre 1509 befiehlt der Kaiser, dass dem Hans als Abschlagszahlung seines sich auf 500 Gulden
belaufenden Guthabens und zur Förderung-der Arbeit unterhalb seines Hauses am Höttingerbach
ein Mühlschlag zu einem Hammer und eine Bohrmühle hergestellt werde.5 1511 zieht Hans zur Be-
lagerung von Beutelstein.
Am 8. April 1513 befreit der Kaiser das Haus und die Werkstätte des Hans am Höttingerbach
im Kerschenthaie um dessen getreuen Dienste willen von allem Gerichtszwang und der Botmässigkeit
des Landgerichtes Sonnenberg. Auch in dieser Urkunde wird eines Bohrwerkes gedacht, ein Beweis,
dass sich Hans Verdienste um das Bohren der Rohre gesammelt hatte.6
Am 5. Juli 1515 berichtet die Raitkammer in Innsbruck an den Kaiser, Hans Seelos habe da-
selbst keinen Vetter, der Giesser sei; der Vetter desselben heisse Hans Turing und befände sich in
Wien. Aber des Hans Bruder, Namens Jörg, sei in Innsbruck und dieser sei beauftragt, zum Kaiser
nach Wien zu reisen.7 Jörg hatte damals den Auftrag erhalten, zwölf Falkone, Büchsen zu Feuer-
werken und Hagelbüchsen zu giessen. Jörg kommt aber nach Vollendung mehrerer grosser Geschütze
im Vereine mit Turing erst 1517 von Wien zurück, so dass obige Arbeit theilweise von Anderen aus-
geführt werden musste.
1 Stadtarchiv Augsburg.
2 Tinkhauser, Beschreibung der Diöcese Brixen, II, 23y.
3 Jahrbuch II, Reg. 876 und V, Reg. 4021, 4498.
4 Jahrbuch II, Reg. 896.
5 Jahrbuch II, Reg. 956.
6 Jahrbuch II, Reg. 1050 und V, Reg. 4498.
7 Jahrbuch II, Reg. 1202, 1207.
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Die Familie Seelos führte nebenher auch den Familiennamen Reuter; sie stammt aus dem
Städtchen Füssen an der Grenze von Tirol, von welchem Orte die einzelnen Glieder auch Algäuer
genannt wurden. Ein Theil dieses ziemlich ausgebreiteten Geschlechtes machte sich in Augsburg an-
sässig, ein anderer in Ulm, ein dritter schon am Ende des XV. Jahrhunderts in Tirol.
In den Steuerbüchern von Augsburg finde ich die Seelos schon 1500; sie waren sicher Hausleute
des Bischofs von Augsburg, dessen Herrschaft Füssen unterstand. Wir finden in diesem Jahre einen
»Hans Seelos oder Algower« in der Sachsengasse beim Neidbad, einen Jörg in der Schongawergasse.
1540 erscheinen ein Hans, ein Jakob und ein Martin Algeir, auf der Horpruckh wohnend.'
Schon um 1480 wurden Ludwig und Jakob Seelos von Erzherzog Sigismund entweder aus
Augsburg oder Füssen als Büchsenmeister nach Tirol berufen. Wahrscheinlich durch diese gelangten
zwei Vettern derselben, die beiden Brüder Jörg und Hans Seelos, gleichfalls in die Dienste des
Erzherzogs und später Maximilians. Beide erscheinen von 1498 an in den Acten; jedoch war zum
Wenigsten Hans sicher schon mehrere Jahre vorher in Tirol ansässig; denn nach einer Urkunde vom
17. April 14g! soll dieser die Friedhofkirche zu St. Michael in Hötting gebaut haben.2 Hans wird im
genannten Jahre zum geschwornen Giesser ernannt, ihm ein »Zeugschütze« beigegeben und für beide
ein Jahressold von 60 Gulden bestimmt. Ein Jahr später wird Jörg Seelos von Füssen zum Büchsen-
meister in Portenau (Pordenone) mit 20 Gulden Jahressold bestellt.
In der mehrerwähnten Instruction des Königs an Freysleben von 1507 erhält Hans mehrfache
Aufträge, so zum Gusse eines Hauptstückes: »Die wunderlich Dirn«, die aber allem Anscheine nach nie
gegossen wurde, ferner von zwei Scharfmetzen »der kurzen furm«, vier Dorndrelln, zwei Nothbüchsen,
endlich zwei Karthaunen der langen Form.
Zwischen 1506 und 1508 scheint Hans in Strassburg gearbeitet zu haben; darauf deutet eine Stelle
im Gedenkbuche des Kaisers »perpetue«.3
Im Jahre 1508 werden nebst allen anderen Büchsenmeistern auch Hans und Jörg aufgefordert,
nach Welschland zu ziehen, um dort im Kriege zu dienen. Hans entschuldigt sich, dass er zu dem
Hauptstück »Purrhindurch« einen anderen Pulversack giessen, Jörg, dass er auf kaiserlichen Befehl
Pulver machen müsse.*
Im Jahre 1509 befiehlt der Kaiser, dass dem Hans als Abschlagszahlung seines sich auf 500 Gulden
belaufenden Guthabens und zur Förderung-der Arbeit unterhalb seines Hauses am Höttingerbach
ein Mühlschlag zu einem Hammer und eine Bohrmühle hergestellt werde.5 1511 zieht Hans zur Be-
lagerung von Beutelstein.
Am 8. April 1513 befreit der Kaiser das Haus und die Werkstätte des Hans am Höttingerbach
im Kerschenthaie um dessen getreuen Dienste willen von allem Gerichtszwang und der Botmässigkeit
des Landgerichtes Sonnenberg. Auch in dieser Urkunde wird eines Bohrwerkes gedacht, ein Beweis,
dass sich Hans Verdienste um das Bohren der Rohre gesammelt hatte.6
Am 5. Juli 1515 berichtet die Raitkammer in Innsbruck an den Kaiser, Hans Seelos habe da-
selbst keinen Vetter, der Giesser sei; der Vetter desselben heisse Hans Turing und befände sich in
Wien. Aber des Hans Bruder, Namens Jörg, sei in Innsbruck und dieser sei beauftragt, zum Kaiser
nach Wien zu reisen.7 Jörg hatte damals den Auftrag erhalten, zwölf Falkone, Büchsen zu Feuer-
werken und Hagelbüchsen zu giessen. Jörg kommt aber nach Vollendung mehrerer grosser Geschütze
im Vereine mit Turing erst 1517 von Wien zurück, so dass obige Arbeit theilweise von Anderen aus-
geführt werden musste.
1 Stadtarchiv Augsburg.
2 Tinkhauser, Beschreibung der Diöcese Brixen, II, 23y.
3 Jahrbuch II, Reg. 876 und V, Reg. 4021, 4498.
4 Jahrbuch II, Reg. 896.
5 Jahrbuch II, Reg. 956.
6 Jahrbuch II, Reg. 1050 und V, Reg. 4498.
7 Jahrbuch II, Reg. 1202, 1207.