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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 13.1892

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I. Theil: Abhandlungen
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Boeheim, Wendelin: Augsburger Waffenschmiede, ihre Werke und ihre Beziehungen zum kaiserlichen und zu anderen Höfen, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5884#0254
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Wendelin Boeheim.

gut gefärbt. Der über die Mundwinkel herabreichende Schnurr- wie der in eine Spitze endigende weisse
Vollbart bedecken die untere Gesichtspartie, welche, soweit dies zu erkennen, kräftig entwickelt ist.
Von bemerkenswerther Weichheit erscheinen die Gewandpartien, der Spitzenkragen und das schwarze

Wams, welch' letzteres bis in die kleinsten Einzelheiten der Nähte
und Knöpfe durchgeführt ist (Fig. 5).

Mehr als das an sich vortrefflich gearbeitete Bildniss muss
die um dasselbe laufende Inschrift unsere Aufmerksamkeit er-
regen, welche ausser dem hier richtiggestellten Geschlechtsnamen
des Dargestellten noch zwei Jahreszahlen enthält; sie lautet:
ANTHONI • PEFFENHAVSER .MDXXV. 1597.
Die erste römische Zahl bezeichnet uns, wie wohl Niemand
zweifeln wird, das Geburtsjahr des Meisters 1525, die zweite
arabische ist als das Jahr der Fertigung des Bildnisses anzusehen.
Ob damit ein Abschnitt seines Lebens, ob ein Gedächtnissjahr
ausgedrückt ist, entrückt sich unserer Beurtheilung. Es ist mög-
lich, dass das Bildniss anlässlich des dreissigsten Jahres seiner
Verehelichung mit Regina Ertler gefertigt wurde. Das Jahr
1567 als jenes der Verehelichung mit derselben würde zu den
Verhältnissen ganz wohl stimmen.

Das Auftreten eines Wachsporträtes des Meisters gibt uns
Anlass zu einigen Betrachtungen. Bekanntlich war das Bossiren
in Wachs eine Kunsttechnik, welche mit dem damaligen Goldschmiedehandwerk innig zusammenhing.
Die meisten derlei Arbeiten stammen auch von Goldschmieden, welche sich in dieser Weise nebenher
in der Kunst übten. Erinnern wir uns nun, dass Peffenhauser einer Goldschmiedefamilie entstammte,
und bemerken wir, was wir weiter unten noch näher ausführen wollen, dass auch eine nicht geringe
Anzahl seiner Nachkommen dem Goldschmiedehandwerke angehörte, so ist die Vermuthung ziemlich
naheliegend, einer seiner Söhne habe, wenn nicht schon die Gussmedaille modellirt, doch das Wachs-
portrat gefertigt. Allem Anscheine nach wurde letzteres schon vor 1597 ausgeführt und die zur Lapidar-
schrift wenig stimmende Jahrzahl 1597 erst später, vielleicht eben anlässlich eines Gedächtnisstages
hinzugefügt.

Vom Jahre 1594 an besitzen wir von Peffenhauser keine anderen Documente über seine
Lebensthätigkeit als die Steuerregister der Stadt Augsburg. Er erscheint in denselben bis zum Jahre
1602 theils »vom Nagengast letztes Haus«, theils in der »Sachsengasse vom Neidbad auf Barfüsser
Graben«, also für beide seine Behausungen mit je 32 bis selbst 48 Gulden Steuer regelmässig ver-
zeichnet. Das letzte Mal steuert er am 16. Mai i6o3 3o Denare und 48 Gulden 6 Kreuzer für das
Jahr 1602.

Im Jahre i6o3 finden wir im Steuerregister statt des im Verlaufe der Jahre üblichen Textes fol-
gende Stelle: »Böffenhauser. Item Anthonj Böffenhausers witib 3o Denare, 48 Gulden 6 Kreuzer
A per son.« (?) Der Passus ist zwischen dem 16. und 25. October geschrieben. Es ist also anzunehmen,
dass Anton Peffenhauser innerhalb der Monate Mai und October i6o3 aus dem Leben geschieden
ist.1 Er ist somit 78 Jahre alt geworden. Ein Grabstein ist nicht von ihm vorhanden; jener in Prasch
erwähnte2 gehörte dessen Sohne.

Wir haben zur Beurtheilung der Kunstthätigkeit Anton Peffenhauser's hier nur jene Harnische
näher beschrieben, welche mit seiner Marke versehen und in der Waffensammlung des Allerhöchsten
Kaiserhauses sowie in der zu dem habsburgischen Erzhause in Beziehung stehenden Armeria Real zu

1 Stadtarchiv Augsburg, Steuerregister der angegebenen Jahre, die letzte Eintragung 1602, p. 50 c, jene erste seiner
Witwe l6o3, p. 50 c.

2 Prasch Daniel, Epitaphia Augustana, I, 295.
 
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