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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 13.1892

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II. Theil: Quellen zur Geschichte der kaiserlichen Haussammlungen und der Kunstbestrebungen des Allerdurchlauchtigsten Erzhauses
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Wickhoff, Franz: Die italienischen Handzeichnungen der Albertin, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5884#0600
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CLXXX

Die italienischen Handzeichnungen der Albertina.

Zeichen anfügt. Dazu bemerkt er: »Diese hier als unbekannt
gegebene Zeichnung hat im Gefühl wie in der Art der Zeich-
nung sehr viel von jenem Meister« (d. i. dem Filippino).

Unbekannter Zeichner.

S. R. 2: Ein Mönch, Halbfigur in Seitenansicht
nach links; der Kopf ist vorgeneigt, die Arme überein-
andergeschlagen, die Hände in die Aermel gesteckt.

H.So, Br. ig'8; bläuliches Papier; Feder, Kreide und etwas
Rötliel im Gesichte.

Florentinische Zeichnung aus der zweiten Hälfte des
i5. Jahrhunderts in der Art des Neri di Bicci.

Lapo Tedesco, wirkte angeblich in der ersten
Hälfte des iß. Jahrh. als Architekt in Toscana und
Umbrien.

S. R. ß: Ein gothischer Thorbau, nach dem
Motive der Porta della Carta am Dogenpalast %u Vene-
dig. Es ist nur die rechte Hälfte gezeichnet. Unten das
Thor, darüber ein mächtiges Fenster mit einem Giebel
und rechts ein abschliessender Pfeiler mit einer Fiale.
Der Stil jedoch nicht jener der venezianischen Gothik,
sondern Alles aufgelöst in gan^ ä jour gearbeitetes
Masswerk.

H. So-6, Br. jS-2; Pergament; Feder. Alte Schrift: Lapo
Ttdlescol MDXXVIII. Stempel von Fries.

Eigenhändige Zeichnung eines Pisaneiloschülers.
Der Stil der Gebäude dieser Zeichnung stimmt genau mit
dem im Hintergrunde von Pisanello's Fresco in S.Ana-
stasia \u Verona angebrachten, besonders mit jenem durch-
brochenen sechseckigen Thürmchen gerade über dem Haupte
der Prinzessin, in dessen Verzierungen sich sogar einzelne
Details unserer Zeichnung wieder finden. Sie ist von der-
selben Hand wie S. R. 7, 11, 16, 20, 21, 2g. Auch die von
Lippmann unter Pisanello's Namen herausgegebene Zeich-
nung in Berlin ist von gleicher Hand. Auch ich würde nicht
Zögern, sie dem grossen Meister selbst zuzuschreiben, wenn
nicht seine Vorstudien \u seinen Medaillen im Codex Val-
lardi \u Paris eine noch feinere Durchführung und einen
anderen Zug der Feder zeigten.

Cimabue, geb. %u Floren^ angeblich um 124.0,
lebt noch iß02.

S. R. 4:1 Der Evangelist Johannes (überhöht),
stehend, nach links gewendet, mit dem Kelche in der
Linken, den er mit der Rechten segnet. Er steht in dem
Seitenschiffe einer gothischen Kirche.

H. 26-5, Br. 20'7; Silberstift, die Figur des Heiligen ausge-
schnitten und auf ein Untersat(blatt geklebt, auf das dann das
gothische Kirchenschiff gezeichnet wurde. Photogr. von Jägermeyer,
47 (Weigel, i3j3).

Niederländische Zeichnung aus der Mitte des i5. Jahr-
hunderts. Waagen, II, 12g, der die Zeichnung durch einen
Stern auszeichnet, sagt: »zuvertässig eine feine Zeichnung
aus der Schule der van Eyck«.

S. R. S:2 Studien. Mitten unten die Anbetung der
Könige und daneben rechts der heil. Hieronymus, an
einem Pulte schreibend. Darüber links Gottvater, sitzend
und mit der Rechten segnend; unter ihm ein Mann in
gebückter Stellung. Mitten %wei Männer in gebückter
Stellung und eine Meerkatze, rechts ein stehendes Mäd-
chen. Darüber oben links die Jungfrau mit dem Kinde,
rechts zyei stehende Propheten.

H. 23-3, Br. 3tq; gelblich grundirtes Papier; Metallstift.
Alte Schrift: Cimabue Giovanni und: 3g. Stempel von Lagoy
und Fries.

1 Ausgestellt unter dem Namen des Hugo von der Goes.

2 Ausgestellt unter dem Namen des Steffano da Zevio.

Zeichnung eines veronesischen Künstlers, etwa
um i43o, der den Neuerungen Pisanello's noch nicht nach-
folgen konnte. Waagen, II, 12g, der die Zeichnung durch
einen Stern auszeichnet, nennt sie »eine schöne Zeichnung aus
der Zeit und in der Art des Andrea Orcagna«.

Giotto di Bondone, geb. %u Vespignano 1266,
f %u Floren^ 1337.

S. R. 6: Christi Gefangennehmung (Breit-
bild). Rechts vorne steht Christus, auf welchen von links
Judas %utritt, um ihn %u küssen. Der Raum hinter
Christus und bis %um Rande links ist mit Soldaten ge-
füllt, welche durch das Gartenthor eindringen. Gan^
rechts Petrus, der dem-Malchus das Ohr abhaut, und
über ihm vier andere Apostel, die über die Höhe des
Oelberges entweichen.

H. 23-3, Br. 3yg; Pergament; Feder, braun lavirt. Alte
Schrift: Giotto f. Lithogr. von J. Pili\otti in lithogr. Cop. (Weigel,
28251, photogr. von Jägermeyer, 36 (Weigel, 2826). Im Inventar
der Albertina findet sich bemerkt: »L. da Vinci posedoit \e dessin et
le conservoit de la plus haute antiquite'n.

Zeichnung eines Florentini sehen Meisters vom
Ende des 14- Jahrhunderts. Waagen, II, 12g, meint: »Zeit
und Art des Spinello Aretino«.

Niccolö Pisano, geb. %u Pisa gegen 1230, f
vor 1284.

S. R. 7: Studien. Dreimal der Oberkörper einer
vornehmen Dame mit hohem Kopfput\e, zweimal im
Profile nach rechts, einmal nach links. Auf einem der
Köpfe ist die Art der Anfertigung der kunstreichen Fri-
sur deutlich gemacht. Unten links %wei Kinderköpfe,
rechts ein heil. Evangelist, die Feder spitzend. Auf der
Rückseite ein heil. Eremit im Gespräche mit einem
Genossen.

H. 23-3, Br. 3T9; Pergament; (Metallslift), Feder, auf der
Rückseite auch braun lavirt. Alte Schrift: Nicolo Pisano. Stempel
von Lagoy. (Siehe Tafel II.)

Eigenhändige Zeichnung eines Pisanelloschülers
vgl. S. R. 3, 11, 16, 20, 21, 2g. Der Kopf mit Haarputz der
Dame ist nahe verwandt mit jenem der Prinzessin auf Pisa-
nello's Fresco in S.Anastasia zu Verona. Waagen, II, i3o,
welcher die Zeichnung durch einen Stern auszeichnet, erklärt
sie für »eine sehr gute Federzeichnung aus der Florenti-
nischen Schule, etwa 1420«.

Oderisi da Gubbio, lebt vor 1300.

S. R. 8: Die Einsetzung des Osterlammes
(Breitbild). In einer Halle, die sich ins Freie öffnet,
wo man Gott dem knieenden Moses und Aaron erschei-
nen sieht, steht Moses links an einem Tische, der von
anderen stehenden Männern umgeben ist und auf dem
das Osterlamm liegt.

H. 16-4, Br. 24-6; bräunliches Papier; Feder, braun lavirt.
Alte Schrift: Gubbio und: 3o.

Mit dem im Inventar der Albertina Roderic Gubbio
genannten Zeichner ist natürlich der im elften Gesänge von
Dante's Purgatorio erwähnte Miniator Oderisi da Gubbio
gemeint. Die Zeichnung ist jedoch deutsch und gehört in die
Zeit und Richtung des Jan van Achen, vielleicht von der-
selben Hand wie S. R. i3o.

Cavallini Pietro, lebte ;ju Rom am Beginne des
14. Jahrhunderts.

S. R. g: Die Beruf ung des Petrus, Andreas
und der Söhne Zebedaei (Matth. 4, 18—21) (Breit-
bild). Rechts am Ufer des galiläischen Meeres steht
Christus vor den aus dem Schiffe Getretenen. Andreas
 
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