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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 16.1895

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Domanig, Karl: Peter Flötner als Plastiker und Medailleur: vornehmlich nach seinen in den Kunstsammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses befindlichen Werken
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https://doi.org/10.11588/diglit.5778#0026
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20

Karl Domanig.

e) Uebersicht der anderswo befindlichen Reliefs.

Bevor wir uns der Medaillenarbeit P. Flötner's zuwenden, halte ich es für angezeigt, eine kurze
Zusammenstellung der mir bekannt gewordenen an anderen Orten befindlichen Reliefs zu geben,
welche ich, ohne mich hierüber in kritische Erörterungen einzulassen, als Werke unseres Meisters be-
zeichnen möchte. Es geschieht vornehmlich, um die Geistesrichtung des Künstlers zu kennzeichnen,
aber auch um anderen Forschern etwa einen Fingerzeig geben zu können.

Ausser den Cardinal- und theologischen Tugenden (a) hat Flötner allem Anscheine nach auch

die sieben Todsünden und die ihnen ent-
sprechenden Tugenden (b), ferner die
Artes liberales (c) und angeblich die neun
Musen (d), dann Götter oder Planeten
(e) und verschiedene Allegorien, sowie
profane und religiöse Historien (/) be-
handelt.

a) Die grossen Medaillons mit den
Cardinal- und theologischen Tugenden
habe ich oben S. 8 f. aufgeführt; aber
Flötner hat, wie es scheint, denselben Cy-
klus auch in anderen Formaten hergestellt,
nämlich:

i. In dem Höhenformate von 75 X
50 Millimeter. Hieher gehören die Cha-
ritas der Sammlung Dreyfus (Molinier,
Nr. 655) und ebenda eine Temperantia
(Frau, eine Flüssigkeit aus einer Schale
in eine andere ■— Wasser in Wein —
giessend). Diese Plaquette ist auch im Ger-
manischen Nationalmuseum in Nürnberg
vorhanden (Sculpturenkatalog Nr. 518),
woselbst sich überdiess die dazu gehörige
Justitia (Katalog Nr. 516) befindet; alle
drei genannten Figuren befinden sich
ausserdem in guten Bleiabstössen im k. k.
Oesterreichischen Museum, nach welchen
unsere Abbildungen (Fig. 17—ig) her-
gestellt wurden.

2. In dem Breiteformat von 58 X 82 Millimeter hat Flötner noch einmal seine oben (Fig. 9) ab-
gebildete Prudentia behandelt; Bleiabstoss im Germanischen Museum (Katalog n. 585) (Fig. 16). Hieher
scheint auch die folgende Plaquette der Sammlung Wasset bezogen werden zu dürfen: Eine sitzende
Frau reinigt ein nacktes Kind, während ein zweites nacktes Knäbchen mit verhaltener Nase zusieht.
(Format des mir durch gütige Vermittlung des Herrn Gustav Dreyfus vorliegenden Abdruckes: 51 X
76 Millimeter.) Das könnte etwa die Charitas vorstellen: »Charitas omnia suffert«, »Die lieb ist lang-
muetig«, heisst es auf unten aufgeführten Flötner'schen Medaillen.

b) Von Darstellungen der sieben Hauptsünden und den ihnen entgegengesetzten Tugenden besitzt
das Germanische Nationalmuseum in Bleiabstössen von durchschnittlich 75 Millimeter Höhe und
50 Millimeter Breite die folgenden:

Fig. 19. Fig. 20.
 
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