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Karl Domanig.
Vs. Sehr erhabenes Brustbild des Pfalzgrafen de face, etwas mehr von rechts, in Barett und
Mantel. Umschrift (links über der Schulter beginnend): OTTO HENRICVS • D • GRA • G° • PA • RHE •
INFE(rioris) . SVPQZ (superiorisque) • BAIO • DVX • ZC.
Rs. Eine längliche Tafel mit Schnitzwerk und Feston; sie zeigt, von einem Kranze umgeben,
vier allegorische Figuren, die durch Inschriften in den Ecken ausserhalb des Kranzes als SPE]s —
TRIBV|LAT[lO — IN | VI| DIA — TO|LER|ANT[A bezeichnet sind. Die Tafel hängt an einem Bande vom
Kapitäl einer Säule herab, die einen Korb mit Früchten trägt und deren Piedestal die Jahreszahl
1-5-3-2 zeigt. Neben dem Piedestal kauern zwei geflügelte Putti, der linke von einem Hündchen
begleitet, beide mit einem Hörne in der Hand.
Otto Heinrich der Grossmüthige, geboren 1502, Kurfürst 1556, gestorben 1559. Seine Gemahlin
war Susanna, Tochter Albrecht IV. von Bayern und Witwe des Markgrafen Casimir von Brandenburg-
Kulmbach; vermählt 152g, gestorben 1543. Ausführliche biographische Notizen von Friedrich Kenner
siehe im XV. Bande dieses Jahrbuches, S. 155.
Ich ziehe zunächst die Kehrseite unserer Medaille in Betracht.
Dieselbe ist wohl vor Allem geeignet, die Behauptung Erman's zu widerlegen, dass es »irgendwie
man dagegen etwa Fig. g3 bei Reimers oder auch das oben (Fig. 26) mitgetheilte Ornament.
Von Einzelheiten erwähne ich: der die (Vorder- und) Rückseite umrahmende Lorbeerkranz
ist genau derselbe wie jener der Stoffler- und Raimund Fugger-Medaille. Den Feston (»durchweg
von Lorbeer gedacht«) und »die Schale oder den Korb mit Laub« zählt Reimers (S. 12) vor Allem
zu den Lieblingsmotiven Flötner's (vgl. z. B. den Feston Reimers Fig. 3 oder Bergau C, 2, die Frucht-
schale über der Säule, Lichtwark, S. 83). Die Rosette inmitten des concaven Abacus kommt bei
Flötner'schen Kapitalen häufig vor (siehe Reimers Fig. 9, 10 und 11). Putti, ähnlich den unseren,
kehren auf Flötner's (bei Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke und Geräthschaften, VII. Bd., Taf. 478
abgebildetem) Orgelwerk von 1527 oder auf dem Paradebett Fig. 11 bei Reimers wieder; beinahe
ganz gleich findet sich der Putto rechts auf einer Medaille des Georg Ploed vom Jahre 1532 (sie!) (be-
schrieben bei Imhof, S. 867, n. 22; ein Exemplar im Germanischen Nationalmuseum), welche ich unten
als eine Arbeit aus der Werkstätte Flötner's aufführen werde.
Endlich gibt es eine Medaille, welche unsere Allegorie ohne die Ornamentik und stark vergrössert,
übrigens aber beinahe völlig gleich wiedergibt; es ist die von Sallet (im XV. Bande der Zeitschrift für
Numismatik, Taf. II, 1) veröffentlichte Medaille des Berliner Cabinets auf Johann Geuder. Und diese
Medaille zeigt, abgesehen davon, dass wir eine andere Medaille auf eben diesen Geuder1 für Peter
An der Identität ist trotz der Bemerkungen v. Sallets, a. a. O., S. 3o, nicht zu zweifeln.
verwandte Stücke« wie die signirten Flötner'schen Medaillen
(oben n. 1 und 2) nicht mehr gebe. In der Kleinheit der
Figuren und der Zierlichkeit ihrer Ausführung kommt unsere
Darstellung jener auf der Kreuzigungsmedaille sehr nahe; ich
wüsste sogar keinen anderen Medailleur zu nennen, welchem
eine Leistung dieser Art zugemuthet werden könnte, wenn
nicht eben dem Künstler der Kreuzigungsmedaille. Ferner
erinnert unser Stück an die Flötner'sche Medaille auf die
Nürnberger Stadtmauern durch die nach aufwärts flattern-
den, mit Quasten versehenen Bänder. Auch das Laubwerk, in
welches dort der obere Rand der Cartouche ausladet, ähnelt
den seitlichen Verzierungen an der Tafel unserer Medaille.
Fig. 3g.
Man vergleiche aber weiter diesen Revers mit anderen
beglaubigten Werken Flötner's: was zunächst den Gesammt-
eindruck betrifft, ich meine den Geschmack des Meisters,
der sich in dieser absonderlichen Zeichnung verräth, so halte
Karl Domanig.
Vs. Sehr erhabenes Brustbild des Pfalzgrafen de face, etwas mehr von rechts, in Barett und
Mantel. Umschrift (links über der Schulter beginnend): OTTO HENRICVS • D • GRA • G° • PA • RHE •
INFE(rioris) . SVPQZ (superiorisque) • BAIO • DVX • ZC.
Rs. Eine längliche Tafel mit Schnitzwerk und Feston; sie zeigt, von einem Kranze umgeben,
vier allegorische Figuren, die durch Inschriften in den Ecken ausserhalb des Kranzes als SPE]s —
TRIBV|LAT[lO — IN | VI| DIA — TO|LER|ANT[A bezeichnet sind. Die Tafel hängt an einem Bande vom
Kapitäl einer Säule herab, die einen Korb mit Früchten trägt und deren Piedestal die Jahreszahl
1-5-3-2 zeigt. Neben dem Piedestal kauern zwei geflügelte Putti, der linke von einem Hündchen
begleitet, beide mit einem Hörne in der Hand.
Otto Heinrich der Grossmüthige, geboren 1502, Kurfürst 1556, gestorben 1559. Seine Gemahlin
war Susanna, Tochter Albrecht IV. von Bayern und Witwe des Markgrafen Casimir von Brandenburg-
Kulmbach; vermählt 152g, gestorben 1543. Ausführliche biographische Notizen von Friedrich Kenner
siehe im XV. Bande dieses Jahrbuches, S. 155.
Ich ziehe zunächst die Kehrseite unserer Medaille in Betracht.
Dieselbe ist wohl vor Allem geeignet, die Behauptung Erman's zu widerlegen, dass es »irgendwie
man dagegen etwa Fig. g3 bei Reimers oder auch das oben (Fig. 26) mitgetheilte Ornament.
Von Einzelheiten erwähne ich: der die (Vorder- und) Rückseite umrahmende Lorbeerkranz
ist genau derselbe wie jener der Stoffler- und Raimund Fugger-Medaille. Den Feston (»durchweg
von Lorbeer gedacht«) und »die Schale oder den Korb mit Laub« zählt Reimers (S. 12) vor Allem
zu den Lieblingsmotiven Flötner's (vgl. z. B. den Feston Reimers Fig. 3 oder Bergau C, 2, die Frucht-
schale über der Säule, Lichtwark, S. 83). Die Rosette inmitten des concaven Abacus kommt bei
Flötner'schen Kapitalen häufig vor (siehe Reimers Fig. 9, 10 und 11). Putti, ähnlich den unseren,
kehren auf Flötner's (bei Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke und Geräthschaften, VII. Bd., Taf. 478
abgebildetem) Orgelwerk von 1527 oder auf dem Paradebett Fig. 11 bei Reimers wieder; beinahe
ganz gleich findet sich der Putto rechts auf einer Medaille des Georg Ploed vom Jahre 1532 (sie!) (be-
schrieben bei Imhof, S. 867, n. 22; ein Exemplar im Germanischen Nationalmuseum), welche ich unten
als eine Arbeit aus der Werkstätte Flötner's aufführen werde.
Endlich gibt es eine Medaille, welche unsere Allegorie ohne die Ornamentik und stark vergrössert,
übrigens aber beinahe völlig gleich wiedergibt; es ist die von Sallet (im XV. Bande der Zeitschrift für
Numismatik, Taf. II, 1) veröffentlichte Medaille des Berliner Cabinets auf Johann Geuder. Und diese
Medaille zeigt, abgesehen davon, dass wir eine andere Medaille auf eben diesen Geuder1 für Peter
An der Identität ist trotz der Bemerkungen v. Sallets, a. a. O., S. 3o, nicht zu zweifeln.
verwandte Stücke« wie die signirten Flötner'schen Medaillen
(oben n. 1 und 2) nicht mehr gebe. In der Kleinheit der
Figuren und der Zierlichkeit ihrer Ausführung kommt unsere
Darstellung jener auf der Kreuzigungsmedaille sehr nahe; ich
wüsste sogar keinen anderen Medailleur zu nennen, welchem
eine Leistung dieser Art zugemuthet werden könnte, wenn
nicht eben dem Künstler der Kreuzigungsmedaille. Ferner
erinnert unser Stück an die Flötner'sche Medaille auf die
Nürnberger Stadtmauern durch die nach aufwärts flattern-
den, mit Quasten versehenen Bänder. Auch das Laubwerk, in
welches dort der obere Rand der Cartouche ausladet, ähnelt
den seitlichen Verzierungen an der Tafel unserer Medaille.
Fig. 3g.
Man vergleiche aber weiter diesen Revers mit anderen
beglaubigten Werken Flötner's: was zunächst den Gesammt-
eindruck betrifft, ich meine den Geschmack des Meisters,
der sich in dieser absonderlichen Zeichnung verräth, so halte