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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 16.1895

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Abhandlungen
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Domanig, Karl: Peter Flötner als Plastiker und Medailleur: vornehmlich nach seinen in den Kunstsammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses befindlichen Werken
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https://doi.org/10.11588/diglit.5778#0048
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Peter Flötner als Plastiker und Medailleur.

4i'

Fig. 42.

Rs. Zwei ovale Schilder mit den Wappen von Pfalz und Bayern, von einem Löwen gehalten.
Umschrift, zwischen zwei Kreisen aus Lorbeerzweigen: salvvm • ne • fa . . (c)devs . m . d . xxx gj

9. Ottheinrich (1528). 29 Millimeter, Silber, 9-60 Gramm. Roher Guss. Unten ist ein Stück des
Randes ausgebrochen. Einseitig.

Brustbild des Pfalzgrafen, barhaupt und geharnischt, von rechts. Umschrift: ottohen • co . pa •
rhe — dux baio • z • cna (?) . an • xxvi Ein Lorbeerkranz bildet die Umrahmung (Fig. 44V

Dasselbe Bildniss, nur grösser (ca. 41
Millimeter), hat Flötner im gleichen Jahre
noch einmal gearbeitet; ein Bleiabstoss
davon befindet sich in der Sammlung des
Historischen Vereins in Augsburg.

Bemerkenswerth erscheint, dass der-
selbe Kopf auf dem Berliner Relief von
Hans Daucher, darstellend Paris (oder le
Roi de Mercie mit den Töchtern des Guil-
laume d' Albanac), Verwendung fand. Das
Relief ist undatirt, daher die Frage wohl
nicht zu entscheiden, ob Flötner, dessen
letztgenanntes Bildniss des Pfalzgrafen zu

seinen jüngeren Medaillen gehört, nach Daucher gearbeitet habe oder ob das Umgekehrte der Fall war.

Sehen wir so unseren Nürnberger Meister in den Jahren 1528—1532 mit Aufträgen für den Pfalz-
grafen Ottheinrich betraut,1 so kann es nicht Wunder nehmen, in derselben Zeit auch einer Flötner-
schen Medaille auf dessen Vatersbruder, den Pfalzgrafen Friedrich, zu begegnen;2 es ist die folgende:

10. Pfalzgraf Friedrich, 1531. 38 Millimeter, Bronze.
Schöner, nur etwas abgegriffener Guss (abgebildet Taf. III, n. 7).

Vs. Kopf des Pfalzgrafen von rechts. Umschrift: fr1d «
d'g* comes p alatin : rhoe : bavarioeqve *-dvx a

Rs. Sitzende, antik gekleidete Spes mit zum Himmel er-
hobenen gefalteten Händen. Im Abschnitte: spes mea devs |
m Ii xxxi.

Friedrig II. der Weise, geboren 1482, Pfalzgraf 1508 und
Kurfürst 1544, starb 1556. Seine Gemahlin war Dorothea, die
Tochter Christian II. von Dänemark, vermählt 1535, gestorben 1580. Ausführlichere biographische
Notizen von Friedrich Kenner siehe im XV. Bande dieses Jahrbuches, S. 155.

Die Vorderseite des Stückes zeigt in ihrer ganzen Ausstattung und in der Behandlung des Kopfes
so viel Aehnlichkeit mit bereits festgestellten Werken FlÖtner's, namentlich mit der Münchener
Ottheinrichs-Medaille von 1531 (Fig. 42), dass ich glaube, mich auf die Besprechung der Rückseite
beschränken zu dürfen.

Die Spes in adorirender Stellung kommt bekanntlich auf italienischen Medaillen des XV. und
XVI. Jahrhunderts häufig vor. Dass wir ihr auf einer deutschen Renaissancemedaille begegnen, kann
bei dem damaligen Parallelismus der deutschen und italienischen Kunst nicht befremden, am aller-
wenigsten bei einem Nürnberger Meister. Während aber die Italiener diese Figur stehend abbilden,
hat sie unser Künstler, gewiss tiefsinniger, so dargestellt, als ob sie, die niedergestreckt gewesen, sich
wieder erhoben und die Kraft dazu im Aufblicke nach oben gewonnen hätte.

Fig. 43.

Fig. 44-

1 Die sehr reiche Sammlung von Ottheinrich-Medaillen des Rechtsanwaltes Mays in Heidelberg, worauf mich Herr
Generalconsul von Wilmersdoerffer aufmerksam machte, ist mir leider unbekannt geblieben.

2 Auch die Medaille auf Ottheinrich und seinen Bruder Philipp vom Jahre 1531 (Tresor xii, 5) sowie die-
jenigen auf Philipp allein vom Jahre 1528 (Tresor ix, 5) und vom Jahre 1541 (Erman, Taf. iv, 4) dürften als Werke Flötner's
anzusprechen sein.

XVI. • 6
 
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