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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 16.1895

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Domanig, Karl: Peter Flötner als Plastiker und Medailleur: vornehmlich nach seinen in den Kunstsammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses befindlichen Werken
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https://doi.org/10.11588/diglit.5778#0051
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Karl Domanig.

Dasselbe Brustbild Franz I. ist ein zweites Mal verbunden mit dem ganz nach dem Bilde der
Kaiserin Isabella gearbeiteten Porträt der Königin Leonore (schlechtes, durch Ciselirung verdorbenes
Exemplar in der kaiserlichen Sammlung).

Das Bild des französischen Königes könnte etwa um 1532 entstanden sein, in welcher Zeit der
Bund deutscher Fürsten mit dem Könige von Frankreich »für die deutsche Freiheit« gestiftet wurde,
oder, wie mit Rücksicht auf das zur Dodeusmedaille Gesagte (S. 34 f.) wahrscheinlicher ist, im Jahre 1534.

Hält man übrigens dieses Stück mit den n. 10 und 12, auch wohl mit den unten zu nennenden
Medaillen auf Friedrich, dann auf Aemilia von Brandenburg, auf Margaretha von Baden, Jakobäa von
Bayern u. a. zusammen, so kann man sich des Eindruckes nicht erwehren, dass in der Werkstätte
Flötner's eine Suite von Porträtmedaillen damals regierender Fürsten geschaffen worden sei.1

Ein hochbedeutendes Werk, welches in Hinsicht mancher stilistischen Eigenthümlichkeiten besser
weiter unten zur Sprache käme, will ich doch seines Inhaltes wegen an dieser Stelle besprechen. Es
ist dies die grosse Medaille:

Fig. 48.

i3. Karl V. und Ferdinand, 1532.

Zwei Exemplare: a) 72 V2 Millimeter, Bronze. Guter alter Guss.

b) 74 Millimeter, Silber, 146.20 Gramm. Guss, Originalciselirung, doch stellenweise von fremder
Hand überarbeitet.

Die Vorderseite (Fig. 48) zeigt uns, nebeneinander gestellt, die Brustbilder Karl V. und seines
Bruders Ferdinand von rechts. Beide sind barhaupt, reich gekleidet, mit weiten Mänteln und tragen
das goldene Vliess. Zu Häupten fünf Zeilen Schrift: CAROL -V • | • T: • • FER • I ■ FRES - | RO • IMP • "E • RE •
RE • HISP -VT | RI9Q.V • SIC! • VNG ■ BOE ■ Zc ■ ARC | HID • AVST • D : BVRG : • I . 5 . 32; dann zur Seite in der
Höhe der Köpfe links • K • Q • (mit Zierat), rechts . REX j • F : I:

Die Rückseite von a zeigt eingravirt ein Wappen mit Helm, Helmschmuck und -decke und die
Umschrift: CRISTOF - A ROTSCHICZ »ANNO- DOMINI .M-D-XXXV 0

Die Rückseite von b zeigt das Brustbild der Maria, Königin von Ungarn, von links. Der Grund ist
mit eingravirtem Teppichornament und einem Wappen geziert. Die rohe Gravirung, die sich übrigens

1 Ich wäre nach der Abbildung im Tresor, IX, n. 6, geneigt, auch die Medaille des Herzogs Franz von Braun-
schweig-Lüneburg vom Jahre 1532 hieherzuzählcn.
 
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