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Karl Domanig.
in der ersten Art ausgestattet ist, dasselbe Porträt neben den Köpfen von Dr. Ribisch und C. Mair
(Taf. IV, 5) in der zweiten Art gehalten ist.
Dass aber die ganze vorgeschilderte Gruppe aus der Werkstätte Peter Flötner's hervorgegangen
ist, scheinen mir, abgesehen von der Behandlung der Köpfe, der Schrift u. A., hauptsächlich zwei
Momente sicherzustellen:
1. Die Rückseite der Georg Hermann-Medaille vom Jahre 1530, abgebildet oben S. 43, Fig. 47,
zeigt in jedem anderen Betracht die Hand Flötner's, wie sie uns namentlich an der Medaille Karl V.
vom Jahre 1530 entgegentritt, wogegen die unten angebrachten Waffen das Stück in diese Gruppe ein-
reihen.
2. Eine Reihe von Medaillen, deren Rückseite alle Merkmale der Gruppe A an sich trägt, zeigt
in der Vorderseite die stilistische Eigenart Peter Flötner's, wie sie uns aus bereits besprochenen Me-
daillen bekannt geworden ist. So lässt die Vorderseite der Georg Hermann-Medaille vom Jahre 1527
(Taf. IV, 1) die Hand des Künstlers des J. Stoffler-Modelles (Taf. III, 4) erkennen, während die Rück-
seite geradezu als typisches Beispiel unserer Gruppe angeführt werden kann. Dasselbe Bewandtniss
hat es mit der grossen Georg Loxan-Medaille (Taf. IV, 10); von Georg Loxan besitzen wir ausserdem
noch zwei gleichzeitige Porträts (Bergmann, IX, 35, 36), welche höchst wahrscheinlich von dem Meister
der Dodeus-Medaille herrühren. Ebenso verhält es sich mit der Jörg Hofmann-Medaille vom Jahre 1528
(Fig. 50), welche der Medaille auf Ottheinrich vom gleichen Jahre (Fig. 44)
zum Verwechseln ähnlich sieht, wie denn andererseits auch die S. 41
Anmerkung 2 erwähnte Medaille auf Ottheinrich und seinen Bruder
Philipp vom Jahre 1531 (Tresor XII, n. 5) eine Rückseite ganz von der
charakteristischen Art unserer Gruppe aufweist.
Ich beginne mit den Medaillen auf Raimund und Castullus Fugger
sowie auf den Fugger'schen Factor Georg Herman und seine Freunde
(n. 14—20).
14. Rairm 'T ^29). 411 2 Millimeter, Silber, 20-20 Gramm.
Sehr schöner/ eis»». h'Met Taf. IV, 3).
Fig. 49. Vs. Kopf von rechts mit Umscnnrt: RA1MVNDVS * FVGGER — AVGVS
* VIND * ^ETATIS X XXXX *
Rs. Ein antik gekleideter Mann mit einer Schale in der einen, einer Kanne in der anderen Hand,
welchem fünf Vögel zufliegen. Er steht auf der Erdkugel; zu seinen Füssen liegt ein geöffneter Sack
mit Geld. In der von zwei Lorbeerkränzen gebildeten Umrandung steht unter dem Globus in etwas
kleinerer Schrift: I.IBERALITAS, dann (links unten beginnend): x PVDEAT x AMICI x DIEM x PERDIDISSE x
Ueber den Dargestellten vergleiche oben S. 28.
Die Darstellung der Liberalitas auf unserem Stücke ist eine im Wesentlichen genaue, in Einzel-
heiten vielfach abweichende Wiederholung der Rückseite jener grossen Raimund Fugger-Medaille vom
Jahre 1527 (Kuli, a. a. O., n. 15; Grösse 68 Millimeter), von der sich ein Bleiabstoss (jedoch im Durch-
messer von 71 Millimetern) auch in der Sammlung des Stiftes Herzogenburg befindet. Ich möchte
dieses Werk für eine Arbeit F. Hagenauer's halten, nachdem wir von ihm eine signirte Medaille aus
demselben Jahre besitzen (Kuli S. 47, n. i3) und das Brustbild Raimunds auf derselben mit dem der
grossen Medaille völlig übereinstimmt.
Vermuthlich geschah es auf den ausdrücklichen Wunsch des Bestellers, dass die Darstellung der
IJberalitas von Flötner herübergenommen wurde; denn der Spruch, welchen sie illustrirt: »Pudeat
amici diem perdidisse« scheint der Wahlspruch Raimunds gewesen zu sein.1 Die Aufgabe war freilich
wenig lohnend und ist denn auch etwas flüchtig durchgeführt worden.
1 Vgl. Köhler, VI, S. 77. Ebenda (S. 76) ein Citat aus Apianus und Amantius über seine Freigebigkeit: »Non . . .
immerito civitatis tuae conservatorem esse dixerim, qui dando tot homines sublevas et libcraliter agendo conservas ... In
dando tua benignitas . . . solata benefaciendi gratiam spectat«.
Karl Domanig.
in der ersten Art ausgestattet ist, dasselbe Porträt neben den Köpfen von Dr. Ribisch und C. Mair
(Taf. IV, 5) in der zweiten Art gehalten ist.
Dass aber die ganze vorgeschilderte Gruppe aus der Werkstätte Peter Flötner's hervorgegangen
ist, scheinen mir, abgesehen von der Behandlung der Köpfe, der Schrift u. A., hauptsächlich zwei
Momente sicherzustellen:
1. Die Rückseite der Georg Hermann-Medaille vom Jahre 1530, abgebildet oben S. 43, Fig. 47,
zeigt in jedem anderen Betracht die Hand Flötner's, wie sie uns namentlich an der Medaille Karl V.
vom Jahre 1530 entgegentritt, wogegen die unten angebrachten Waffen das Stück in diese Gruppe ein-
reihen.
2. Eine Reihe von Medaillen, deren Rückseite alle Merkmale der Gruppe A an sich trägt, zeigt
in der Vorderseite die stilistische Eigenart Peter Flötner's, wie sie uns aus bereits besprochenen Me-
daillen bekannt geworden ist. So lässt die Vorderseite der Georg Hermann-Medaille vom Jahre 1527
(Taf. IV, 1) die Hand des Künstlers des J. Stoffler-Modelles (Taf. III, 4) erkennen, während die Rück-
seite geradezu als typisches Beispiel unserer Gruppe angeführt werden kann. Dasselbe Bewandtniss
hat es mit der grossen Georg Loxan-Medaille (Taf. IV, 10); von Georg Loxan besitzen wir ausserdem
noch zwei gleichzeitige Porträts (Bergmann, IX, 35, 36), welche höchst wahrscheinlich von dem Meister
der Dodeus-Medaille herrühren. Ebenso verhält es sich mit der Jörg Hofmann-Medaille vom Jahre 1528
(Fig. 50), welche der Medaille auf Ottheinrich vom gleichen Jahre (Fig. 44)
zum Verwechseln ähnlich sieht, wie denn andererseits auch die S. 41
Anmerkung 2 erwähnte Medaille auf Ottheinrich und seinen Bruder
Philipp vom Jahre 1531 (Tresor XII, n. 5) eine Rückseite ganz von der
charakteristischen Art unserer Gruppe aufweist.
Ich beginne mit den Medaillen auf Raimund und Castullus Fugger
sowie auf den Fugger'schen Factor Georg Herman und seine Freunde
(n. 14—20).
14. Rairm 'T ^29). 411 2 Millimeter, Silber, 20-20 Gramm.
Sehr schöner/ eis»». h'Met Taf. IV, 3).
Fig. 49. Vs. Kopf von rechts mit Umscnnrt: RA1MVNDVS * FVGGER — AVGVS
* VIND * ^ETATIS X XXXX *
Rs. Ein antik gekleideter Mann mit einer Schale in der einen, einer Kanne in der anderen Hand,
welchem fünf Vögel zufliegen. Er steht auf der Erdkugel; zu seinen Füssen liegt ein geöffneter Sack
mit Geld. In der von zwei Lorbeerkränzen gebildeten Umrandung steht unter dem Globus in etwas
kleinerer Schrift: I.IBERALITAS, dann (links unten beginnend): x PVDEAT x AMICI x DIEM x PERDIDISSE x
Ueber den Dargestellten vergleiche oben S. 28.
Die Darstellung der Liberalitas auf unserem Stücke ist eine im Wesentlichen genaue, in Einzel-
heiten vielfach abweichende Wiederholung der Rückseite jener grossen Raimund Fugger-Medaille vom
Jahre 1527 (Kuli, a. a. O., n. 15; Grösse 68 Millimeter), von der sich ein Bleiabstoss (jedoch im Durch-
messer von 71 Millimetern) auch in der Sammlung des Stiftes Herzogenburg befindet. Ich möchte
dieses Werk für eine Arbeit F. Hagenauer's halten, nachdem wir von ihm eine signirte Medaille aus
demselben Jahre besitzen (Kuli S. 47, n. i3) und das Brustbild Raimunds auf derselben mit dem der
grossen Medaille völlig übereinstimmt.
Vermuthlich geschah es auf den ausdrücklichen Wunsch des Bestellers, dass die Darstellung der
IJberalitas von Flötner herübergenommen wurde; denn der Spruch, welchen sie illustrirt: »Pudeat
amici diem perdidisse« scheint der Wahlspruch Raimunds gewesen zu sein.1 Die Aufgabe war freilich
wenig lohnend und ist denn auch etwas flüchtig durchgeführt worden.
1 Vgl. Köhler, VI, S. 77. Ebenda (S. 76) ein Citat aus Apianus und Amantius über seine Freigebigkeit: »Non . . .
immerito civitatis tuae conservatorem esse dixerim, qui dando tot homines sublevas et libcraliter agendo conservas ... In
dando tua benignitas . . . solata benefaciendi gratiam spectat«.