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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 16.1895

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Abhandlungen
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Domanig, Karl: Peter Flötner als Plastiker und Medailleur: vornehmlich nach seinen in den Kunstsammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses befindlichen Werken
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https://doi.org/10.11588/diglit.5778#0060
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Peter Flötner als Plastiker und Medailleur.

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Rs. Auf dem auf dem Boden liegenden Brustharnisch aufsitzend zwei Helme mit Helmkleinoden,
dahinter der Wappenschild. Umschrift zwischen zwei Lorbeerkränzlein: ANNO * M & CCCCC * XXXVI &

Ueber die im Jahre 1764 erloschene Familie Pfinzing von Henfenfeld, Gründlach, Reutles und
Kirchensittenbach vgl. Will I, S. 5 f. — Siegmund Pfinzing, der Bruder des bekannten Propstes Mel-
chior, geboren 1475,1 ward Senator zu Nürnberg 1510, erhielt 1525 vom Hochstift Bamberg das
Schloss Marloffstein als Pfand, dann zum Eigenthum und wurde fürstlicher Oberamtmann daselbst.
»Anno 1506 rennete er scharf mit Herrn Hanß Thummen von Thummenberg, starb 1554 zu Leipzig.«
Biedermann, a. a. O., Taf. CCCCVI.

Auch die Medaillen auf dessen Bruder Seyfried und seine Gemahlin Ursula (Imhof, S. 628 f.,
n. 14—-18, entstanden um 1531) dürften zweifelsohne aus der Werkstätte Flötner's stammen; von n. 16
wird im königlichen Cabinet zu München ein sehr schönes Exemplar verwahrt.

Diesen Medaillen von Nürnberger Patriciern folgen zwei andere auf nichtpatricische Männer
(n. 26 u. 27).

26. Georg Hofman, 1528. 28 Millimeter, Silber, 8-io Gramm. Alter Nachguss (abgebildet Fig. 50).

Vs. Brustbild von rechts. Umschrift: IORG x HOFFMAN x — x xxxi x IAR x ALT x

Rs. Auf dem auf dem Boden liegenden Brustpanzer aufsitzend der Wappenschild und der mit

dem Helmkleinod geschmückte Helm. Umschrift zwischen zwei Perlenkreisen: ICH x BEFILE x MICH x

GOT x M x D x XXVIII X

Die Hofman sind ein nichtpatricisches Nürnberger Geschlecht. Das in Speckstein geschnittene
Modell zur Vorderseite unserer Medaille besass Imhof (Imhof, S. 791, n. 32).

Das Stück vereinigt alle unterscheidenden Merkmale der Medaillen erster Art der Gruppe A;
andererseits ist das Bildniss der Vorderseite in jeder Hinsicht demjenigen der Ottheinrichs-Medaillc
vom Jahre 1528 (S. 41, Fig. 44) s0 vollkommen gleich, dass man die beiden Stücke bei der Aehnlich-
keit der Köpfe, ohne näher zuzusehen, sogar verwechseln könnte. Insbesondere dieser Umstand ist mir
ein Beweis, dass der Urheber der Gruppe A kein Anderer sei als der Künstler der Ottheinrichs-Medaille,
Peter Flötner. 2

1 Nach der Medaille; Biedermann nennt das Jahr 1579 als Geburtsjahr.

2 Auch die folgenden mir nur aus Abbildungen bekannten Medaillen möchte ich, obwohl theilweise nicht streng zur
Gruppe A gehörig, hier anreihen:

Alexander Imhof, 1527. (Will, II, 113.)

Christoph Tetzel, 1528. (Tresor XLVI, n. 7; mehrere Medaillen von ihm aus der Zeit von 1528—1540 bei Imhof,
S. 673 f.)

Christoph und Katharina Scheuerl, 1533. (Zeitschrift für Numismatik, Bd. XV, Taf. II und S. 28; Kupfer »in einer
Erhaltung und von einer Schönheit ohne gleichen; von herrlicher nussbrauner Farbe und feinster Ciselirung«. Sallet. — Mehrere
Medaillen auf Chr. Scheuerl bei Imhof, S. 492 f.)

Hans Puchner, 1537. (Steinmodell in Berlin, Zeitschrift für Numismatik, Bd. XIV, Taf. IV und S. 22; »eine der aus-
gezeichnetsten Nürnberger Arbeiten der besten Zeit . . . Das Stück befand sich früher im Besitze des als Münzschriftsteller
bekannten Nürnberger Patriciers Christoph Andreas IV. Imhof, welcher auch das Steinmodell der Rückseite mit dem Wappen
[Imhof, S. 871] besessen zu haben scheint«. A. v. Sallet.)

Pfalzgraf Philipp, 154I- (Erman, Taf. IV, n. 4.)

Das kaiserliche Cabinet besitzt ein kleineres (52 Mm.) Stück dieser Art: der Pfalzgraf, ganz ebenso gekleidet aber
von rechts aufgenommen. Umschrift dieselbe; auch die Jahrzahl. Leider ist es ein-schlechtes Exemplar und die Rück-
seite (Wappen mit Umschrift) scheint von fremder Hand herzurühren.

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