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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 16.1895

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Domanig, Karl: Peter Flötner als Plastiker und Medailleur: vornehmlich nach seinen in den Kunstsammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses befindlichen Werken
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https://doi.org/10.11588/diglit.5778#0069
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6o

Karl Domanig.

Bart- und Augenbehandlung, insbesondere die hier wie dort angebrachten äusserst feinen Aederchen
an den Schläfen, die sonst kaum irgendwo begegnen, sprechen ebenso wie Interpunction (Dreiecke neben
Rosetten) und Schrift (das wiederkehrende N\!) dafür, dass wir in dem Meister der sächsischen Fürsten-
medaillen auch den Meister der Cortes-Medaille zu suchen haben.

Andererseits bietet die grosse Ottheinrich-Medaille (Taf. III, 6) oder die von Tetzel, Lin. Alb.,
Taf. 3, VIII, mitgetheilte Herzog Georg-Medaille ein Beispiel, dass Flötner die Darstellungen de face
mit Meisterschaft handhabte; und seine grosse Loxan-Medaille (Taf. IV, 10) bietet hinwieder ein Seiten-
stück zu dem kreisrunden Abschnitt des Brustbildes, dem wir bei Cortez begegnen. Schrift und Inter-
punction (sowohl Rosetten als Dreiecke) sind uns bereits bei Gruppe Ab begegnet. Am lehrreichsten
aber ist die Vergleichung der Rückseite der Cortes-Medaille zunächst mit der Rückseite der Münchener
Ottheinrich-Medaille (oben S. 41, Fig. 42): hier wie dort dieselbe aparte Wolkenbildung und die gleiche
Behandlung der daraus hervorbrechenden Strahlen; aber auch das Gewölk auf der Berliner Salvator-
Medaille (S. 10, Fig. 10) lässt die Hand unseres Meisters erkennen.

3g. Joachim Rehle, 1529. 57 Millimeter, Bronze. Ganz schlechter Nachguss, gelocht.

Vs. Brustbild en face, mehr von links. Umschrift (links unten beginnend): jä IOACHIM * REHLE
ALT * XXXVIII es

Rs. Wappen. Umschrift: ES * STAT ALS____ES M • D • XXVIIII.

Einen Martin Rehlen hat Valentin Maler porträtirt (Erman S. 58); ob er derselben (vermuthlich
doch schwäbischen) Familie angehört wie unser Rehle sei dahingestellt.
Von besonderer Wichtigkeit ist das folgende Stück:

40. Helena Meitingin, 1533. 61 Millimeter, Silber, 86-35 Gramm. Alter, ganz unüberarbeiteter,
stellenweise mangelhafter Guss (abgebildet Fig. 54).

Vs. Brustbild de face, mehr von links. Umschrift (links unten beginnend): ES HELENA * MEITIN-
GIN * /ETAT * XLVI * ANNO * MDXXXIII es

Rs. Frau, auf einem Baumstrunk sitzend, von einem nackten Kinde unsanft geliebkost. Um-
schrift : gl CARITAS * OMNIA * SVFFERT es

Die Familie Meuting war ein augsburgisches Patriciergeschlecht (vgl. P. v. Stetten, Geschichte
der adelichen Geschlechter, S. 186 f.). Mit einem Utz Hanolt Meyding kam Dürer auf seiner nieder-
ländischen Reise wiederholt in Berührung (Lange und Fuhse, S. i32, 146).

Die Dargestellte könnte, wofür der Altersunterschied spräche, die Mutter des unten (S. 63) ge-
nannten Philipp Meuting sein.

Die Rückseite dieses Stückes scheint mir durchaus auf Flötner zurückzugehen. Schon der Gegen-
stand: die geplagte und geduldige Mutterliebe, welchen Flötner wiederholt behandelte (Sammlung
Wasset, dann die Medaille n. 3o auf A. Wid), weist darauf hin. Auch der kahle Baumstrunk, der hier
 
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