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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 16.1895

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Domanig, Karl: Peter Flötner als Plastiker und Medailleur: vornehmlich nach seinen in den Kunstsammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses befindlichen Werken
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https://doi.org/10.11588/diglit.5778#0090
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8o

Karl Domanig. Peter Flötner als Plastiker und Medailleur.

Vs. Brustbild der Herzogin von rechts mit Umschrift: MARGAETH (!) • MARGGRAVIN • — ■ zv • BADEN
• IRS•ALTERS•XX •

Rs. Von einem breiten Lorbeerkranze umgeben; ihr von zwei Löwen gehaltenes Wappen, dar-
unter zwei Hände, die ein Herz halten; dabei zweimal drei Blumen. Auf dem Kranze ist oben links
die Jahrzahl angebracht (erhaben): MDXXXIIII.

Margaretha, eine Tochter des Markgrafen Ernst von Baden und der Markgräfin Elisabeth von
Brandenburg, geboren (nach der Medaille, bei Hübner fehlt das Datum) 1514, vermählt 1538 mit dem
Grafen Wolfgang II. von Oeningen, starb 1574.

Das ebenfalls 40 Millimeter grosse Gegenstück, welches Kuli beschreibt (Mittheilungen der bayeri-
schen numismatischen Gesellschaft, Bd. I, S. 3o; Exemplare in München und Nürnberg) zeigt das Brust-
bild der gleichgekleideten Herzogin Jakobäa mit der Umschrift: IACOBA • PFALLCZGR • BEI • RHEIN —
HEROZ (!) • IN • OB • VND • NI • BAIERN • IRS • ALTERS • XXVII. Die Rückseite ist völlig gleich ausgestattet
wie bei n. 2, nur das Wappen verschieden (Pfalz-Bayern-Baden).

Jacobäa, eine Tochter des Markgrafen Philipp von Baden, geboren 1507, vermählt 1522 mit
dem Herzoge Wilhelm IV. von Bayern, dem Standhaften, starb 1580.

Die beiden Medaillen sollten wohl eine Versicherung der treuen Freundschaft bedeuten, welche
die Geschwisterkinder mit einander verband. (Die von derselben Hand gemalten Bildnisse der beiden
Fürstinnen in der Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand siehe Jahrbuch, Bd. XV, S. i63, n. 18
und S. 237, n. 12g.)

Dass der Medailleur • L • aus der Werkstätte Flötner's hervorging, sieht man ohne Weiteres aus der
Vergleichung der Margaretha von Baden mit dem Hieronymus Holzschuher (Taf. IV, g) oder der Mark-
gräfin Aemilia mit der oben (S. 44) aufgezählten Reihe von fürstlichen Porträten, die uns wie eine Me-
daillensuite anmuthet. Es scheint aber auch, dass -L - für Flötner als dessen Gehilfe thätig war,
nachdem Georg von Loxan das Bild seiner Gemahlin (vom Jahre 1535) schwerlich in einer anderen
Nürnberger Werkstätte bestellt haben mochte als in der Flötner'schen, welche für ihn selbst schon
mehrere Medaillen geliefert hatte.

Zwischen Gehilfen des Meisters und dessen Schülern im weiteren Sinne muss allerdings unter-
schieden werden. Im weiteren Sinne darf auch Joachim Deschler, der bedeutendste Nürnberger
Medailleur aus der Mitte des Jahrhunderts, hier genannt werden, dessen Arbeiten der Richtung keines
der älteren Medailleure näher stehen als derjenigen Peter Flötner's und im Einzelnen vielfache An-
klänge an ihn zeigen. Auch der liebenswürdige Meister H ^ B, den wir in den Vierziger- und Fünf-
zigerjahren in Nürnberg und Frankfurt beschäftigt sehen, verräth den Einfluss unseres Meisters und
ebenso ist derselbe in Arbeiten der Joachimsthaler Stempelschneider deutlich erkennbar.
 
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