hier die Mutter, dort die Tochter. Man möchte glauben, dass diese zwei Statuen als Gegenstücke von
ein und demselben Bildhauer gearbeitet wurden.1
Da wir an praxitelischen Werken, wie an der Muse mit den Flöten von der Basis aus Mantinea
und an der Demeter von Knidos,2 dasselbe Gewandmotiv finden, so liegt es nahe, in dem grossen
Künstler, der so nachhaltig wie kein zweiter neben ihm, Lysipp ausgenommen, auf die Kunst der
folgenden Zeiten eingewirkt hat, oder in einem seiner nächsten Schüler den Schöpfer der beiden Ori-
ginale zu vermuthen.
Fig. 3. Fig. 4.
Dem steht der Stilcharakter des Kopfes der Kora, der unter allen vorhandenen statuarischen
Repliken an der Wiener allein erhalten ist, nicht entgegen. Dass an dem Originale das Haar in be-
wegten Massen über der Stirne hoch aufgethürmt war, wird trotz aller Divergenzen im Einzelnen
ebenso durch die Figur der Kora auf der Vase aus Cumae (Fig. 3) wie durch zwei Votive vom Piräeus
(Fig. 2) und aus Eleusis3 bestätigt. Auf dem Relief vom Piräeus trägt die Göttin die aus so vielen späten
Apollon- und Aphroditebildern bekannte Haarschleife. Auf der Vase wallt ihr Haar frei aufgelöst über
den Nacken. Grössere Glaubwürdigkeit als diesen Bildwerken kommt für die Formen des Originales
1 Nicht unabhängig von diesen Demeter- und Korabildern sind andere, die durch den Modius auf dem Kopfe schein-
bar ein älteres Gepräge erhielten, so die marmorne Statuette mit der Granatblüthe in der Rechten aus dem Temenos der
Demeter zu Knidos, jetzt im britischen Museum, Newton, A history of discoveries at Cnidus etc., Taf. LVII; Overbeck, Atlas
etc., Taf. XV, 28; Baumeister, Denkmäler des klassischen Alterthums, Fig. 456, oder die oben (Fig. 4) abgebildete tanagräische
Terracotta der kaiserlichen Sammlung (Saal IX, Schrank 2, Nr. 90); vgl. v. Sacken in den Archäologisch-epigraphischen Mit-
theilungen aus Oesterreich, Jahrgang III (1879), S. i32. Das Figürchen (0-122 Meter hoch) hält eine brennende Fackel in
der Rechten. Das in der Mitte getheilte Haar fällt in zwei langen Strähnen auf die Schultern, in loser breiter Masse auf
den Nacken. Im Haare rothbraune, am Gesichte röthliche, am Gewände blaue Farbenreste auf weissem Grunde.
2 Am besten abgebildet bei Rayet, Monuments de l'art antique, Bd. II, Taf. XLIX, und Brunn-Bruckmann, Denk-
mäler, Taf. 65.
3 Siehe S. i3g, Anm. 1, Nr. 3.
ein und demselben Bildhauer gearbeitet wurden.1
Da wir an praxitelischen Werken, wie an der Muse mit den Flöten von der Basis aus Mantinea
und an der Demeter von Knidos,2 dasselbe Gewandmotiv finden, so liegt es nahe, in dem grossen
Künstler, der so nachhaltig wie kein zweiter neben ihm, Lysipp ausgenommen, auf die Kunst der
folgenden Zeiten eingewirkt hat, oder in einem seiner nächsten Schüler den Schöpfer der beiden Ori-
ginale zu vermuthen.
Fig. 3. Fig. 4.
Dem steht der Stilcharakter des Kopfes der Kora, der unter allen vorhandenen statuarischen
Repliken an der Wiener allein erhalten ist, nicht entgegen. Dass an dem Originale das Haar in be-
wegten Massen über der Stirne hoch aufgethürmt war, wird trotz aller Divergenzen im Einzelnen
ebenso durch die Figur der Kora auf der Vase aus Cumae (Fig. 3) wie durch zwei Votive vom Piräeus
(Fig. 2) und aus Eleusis3 bestätigt. Auf dem Relief vom Piräeus trägt die Göttin die aus so vielen späten
Apollon- und Aphroditebildern bekannte Haarschleife. Auf der Vase wallt ihr Haar frei aufgelöst über
den Nacken. Grössere Glaubwürdigkeit als diesen Bildwerken kommt für die Formen des Originales
1 Nicht unabhängig von diesen Demeter- und Korabildern sind andere, die durch den Modius auf dem Kopfe schein-
bar ein älteres Gepräge erhielten, so die marmorne Statuette mit der Granatblüthe in der Rechten aus dem Temenos der
Demeter zu Knidos, jetzt im britischen Museum, Newton, A history of discoveries at Cnidus etc., Taf. LVII; Overbeck, Atlas
etc., Taf. XV, 28; Baumeister, Denkmäler des klassischen Alterthums, Fig. 456, oder die oben (Fig. 4) abgebildete tanagräische
Terracotta der kaiserlichen Sammlung (Saal IX, Schrank 2, Nr. 90); vgl. v. Sacken in den Archäologisch-epigraphischen Mit-
theilungen aus Oesterreich, Jahrgang III (1879), S. i32. Das Figürchen (0-122 Meter hoch) hält eine brennende Fackel in
der Rechten. Das in der Mitte getheilte Haar fällt in zwei langen Strähnen auf die Schultern, in loser breiter Masse auf
den Nacken. Im Haare rothbraune, am Gesichte röthliche, am Gewände blaue Farbenreste auf weissem Grunde.
2 Am besten abgebildet bei Rayet, Monuments de l'art antique, Bd. II, Taf. XLIX, und Brunn-Bruckmann, Denk-
mäler, Taf. 65.
3 Siehe S. i3g, Anm. 1, Nr. 3.