Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]: Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) (16.1895)

Kora.

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Aeussere wie innere Gründe zwingen uns, das Original unserer Statue dem vierten Jahrhunderte
zuzusprechen, und wir stehen somit vor einem Resultate, das sich bei Untersuchungen nach dem Ur-
sprünge griechischer Göttertypen oft, zuweilen fast gegen unseren Willen einzustellen pflegt. Mögen
ihm in dem einen Falle stärkere, in dem anderen schwächere Argumente zur Stütze dienen, es wäre
unrecht, durch die häufige Wiederholung allein an der Richtigkeit des Ergebnisses irre zu werden.
Wird es doch immer deutlicher, dass die Ideale der althellenischen Gottheiten in den späteren Jahr-
hunderten kaum mehr eine wesentliche Umwandlung erfahren haben. Ohne über das Mittelmass einer
Copie aus der ersten Kaiserzeit beträchtlich hinauszuragen, überliefert unsere Statue treu, wenngleich
nur wie im dürftigen Auszuge, die wichtigsten Eigenthümlichkeiten seines Vorbildes und unter den
anderen uns übriggebliebenen Wiederholungen desselben Originales, obgleich vielleicht die eine oder
die andere von besserer Arbeit ist als sie, gebührt ihr der erste Rang, da allein an ihr sich der ur-
sprüngliche Kopf erhalten hat. Ob das Original von Praxiteles oder von einem seiner unmittelbaren
Nachfolger geschaffen wurde, ist schwerlich zu entscheiden. Es wäre nur als ein spätes Werk des
Künstlers denkbar. Weniger berühmt als andere, mochte es aber auf die Formensprache der hellenisti-
schen Zeit um so entscheidender eingewirkt haben, wie es auch für das Aufkommen der in der späteren
Antike so beliebten hohen Frisuren eines der ältesten Beispiele zu sein scheint.