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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 16.1895

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Abhandlungen
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Schlosser, Julius von: Ein veronesisches Bilderbuch und die höfische Kunst des XIV. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.5778#0217
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i88

Julius von Schlosser.

Fig. 7. Geschichte der Lucretia; Vertreibung der Tarqumier.

ig'. Schlacht bei Issus (Fig. 10). Am Rande Vorschrift für den Maler: La battalgli(a) di dario.

20. Polystratus findet den sterbenden Darius am Brunnen und spricht mit dem gefangenen Perser
als Dolmetschen (Fig. 11). Am Rande: dario a(l) fönte.

21. Ein Mann wird mit gebundenen Händen von Soldaten vor einen ältlichen Mann, hinter dem
eine Leibwache steht, gebracht.

22. Bewaffneter Mann, in einem Tempel vor einem Götterbild betend (Fig. 12). Die beiden
zuletzt genannten Bilder gehören zur Geschichte Alexanders und seiner Nachfolger.

24'. Hannibal schwört in einer offenen Kapelle den Racheeid wider die Römer. Von aussen
naht sich Hamilkar in vollständiger Rüstung (mit phantastischem Helm, darauf ein Drache).

51'. Triumphaler Einzug der beiden Consuln Claudius Nero und Livius Salinator nach
dem Siege über Hannibal am Metaurus (Fig. i3).

53. P. Cornelius Scipio zieht im Triumphe in Rom ein. Gefangene begleiten seinen Wagen.

54'. Scipio, Masinissa (mit Krone und Scepter) und Hasdrubal (mit ähnlichem Helm wie Hamil-
kar), in einer Landschaft stehend und mit einander verhandelnd.

Das Wappen belehrt uns darüber, dass der Codex in Padua entstanden und für die Familie Papa-
fava angefertigt worden ist.' Bei den nahen Beziehungen derselben zum Hause Carrara wird es nicht
Wunder nehmen, dass die Gemälde im grossen Saale des Schlosses den Miniaturen des Buches zur
Vorlage gedient haben. Vieles spricht dafür. Zunächst ist das Titelbild, Petrarca in seinem Studio
(Taf. XXIV), eine Copie des noch in Padua vorhandenen Frescos, das bereits von Micchiel erwähnt wird.2

Der Dichter ist in seiner Studirstube, auf dem Katheder sitzend, dargestellt. Er trägt ein rothes
Untergewand mit Kapuze und Aermeln, darüber einen braunen, grün gefütterten Talar. Durch die
Butzenscheiben des halbgeöffneten Fensters dringt das Licht in die Stube, unter deren Balkendecke
sich all der Kleinkram des Gelehrtendaseins zusammendrängt. Die geschnitzten Wandschränke mit
den davor laufenden Bänken lassen uns in ihren oberen Fächern Bücher, nach italienischer Art über-
einander geschichtet, sehen. Eine andere Büchertruhe3 steht vor dem Katheder mit seinem reich-
verzierten Baldachin und seinem Chorpult, auf dem Bücher, Briefe, eine Loupe und Schreibgeräthe
umherliegen. Dann entdecken wir noch einen lebenden Bewohner dieser Professorenstube: es ist aber
nicht Petrarca's geliebte Katze sondern ein Hündchen, das schlafend zusammengerollt auf dem Boden
liegt. Das ganze Bild wird von einem Rahmen in nachgeahmtem Steinmosaik umschlossen.

1 Einzelne venezianische Formen, der Artikel el für il, das charakteristische x für s (trigeximo anno fol. 21) zeigen,
dass auch die Uebersetzung in Padua entstanden sein dürfte.

2 Ein schlechter und unvollständiger Lichtdruck nach unserer Miniatur befindet sich in Seydlitz' Allgemeinem histo-
rischen Porträtwerke.

3 Die Bücher in — zuweilen bemalten — Koffern aufzubewahren, war in Italien ganz gewöhnlich. In der Bibliothek
des Turiner Schlosses (siehe oben) wird eine ganze Anzahl solcher Truhen erwähnt und im Inventar der Librcria von Pavia
lesen wir von einer »Capsa picta prope balconem respicientem versus civitatem« (d'Adda, a. a. O., p. 71).
 
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