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Julius von Schlosser.
Liebespaare; einen Triumph des Reichthums und des Ruhmes. Ein zweiter Saal war mit dem Bilde
der Fortuna, die das Rad des Glückes dreht, geschmückt.
Die Beschreibung der »Gloria« oder »Fama« (cap. VI) deckt sich nun fast gänzlich mit den Bildern
jener paduanischen Handschriften (Docum. P).
... in der Menge
Erschien ein Frauenbild voll reiner Hoheit,
Das alles Volk in Wahrheit überragte.
Ein Reif von Gold und edelem Gesteine
Gab seinem Anblick hoheitsvolle Stärke.
Auf einem Wagen, ganz mit Lorbeerreisern
Geschmückt, der hin sie im Triumphe führte,
Sass die erhab'ne Frau in stolzer Grösse,
Hinblickend auf die Schaar zu ihren Füssen;
In ihrer Hand ein schneidend Schwert erglänzte,
Damit, so schien mir's, sie die Welt bedrohte.
Von kaiserlichem Anseh'n sich erzeigte
Ihr Kleid; und ihre Linke hielt erhoben
Von Gold den Apfel und auf königlichem
Thronsitze ruhte sie; zu ihrer Rechten
Sah man zwei Rosse, die mit starken Brüsten
Den Wagen zogen durch die hehren Schaaren.
Und unter andern Dingen, die mit Staunen
Ich wahrnahm an dem hohen Fraucnbilde,
Des Todes Feindin, die so wunderherrlich
Von Anblick, sah ich einen Kreis gezogen,
Der sich mit kühnem Schwünge und gewaltig
Von ihren Füssen übers Haupt hin wölbte.
Und in der ganzen Welt ist nicht zu finden,
So deucht mir, Stadt und Gau, ob fremd, ob heimisch,
Die nicht in jenem Kreis beschlossen wäre.
Zu ihren Häupten und mit gutem Rechte
Ein Vers geschrieben stand, der da besagte:
»Ich bin der Ruhm der Völker dieser Erde.«
In den folgenden Capiteln sind dann in der Katalogmanier, die später durch Petrarca's »Trionfi«
so populär wurde, die berühmtesten Helden und Heroinen der Bibel, des classischen Alterthums, der
Tafelrunde Königs Artus, die Paladine Karl des Grossen, endlich geschichtliche Helden, wie Gottfried
von Bouillon, Robert Guiscard, Barbarossa, Friedrich IL, Karl von Anjou, Saladin, Manfred und Con-
radin, aufgeführt (cap. VII—XII).
Julius von Schlosser.
Liebespaare; einen Triumph des Reichthums und des Ruhmes. Ein zweiter Saal war mit dem Bilde
der Fortuna, die das Rad des Glückes dreht, geschmückt.
Die Beschreibung der »Gloria« oder »Fama« (cap. VI) deckt sich nun fast gänzlich mit den Bildern
jener paduanischen Handschriften (Docum. P).
... in der Menge
Erschien ein Frauenbild voll reiner Hoheit,
Das alles Volk in Wahrheit überragte.
Ein Reif von Gold und edelem Gesteine
Gab seinem Anblick hoheitsvolle Stärke.
Auf einem Wagen, ganz mit Lorbeerreisern
Geschmückt, der hin sie im Triumphe führte,
Sass die erhab'ne Frau in stolzer Grösse,
Hinblickend auf die Schaar zu ihren Füssen;
In ihrer Hand ein schneidend Schwert erglänzte,
Damit, so schien mir's, sie die Welt bedrohte.
Von kaiserlichem Anseh'n sich erzeigte
Ihr Kleid; und ihre Linke hielt erhoben
Von Gold den Apfel und auf königlichem
Thronsitze ruhte sie; zu ihrer Rechten
Sah man zwei Rosse, die mit starken Brüsten
Den Wagen zogen durch die hehren Schaaren.
Und unter andern Dingen, die mit Staunen
Ich wahrnahm an dem hohen Fraucnbilde,
Des Todes Feindin, die so wunderherrlich
Von Anblick, sah ich einen Kreis gezogen,
Der sich mit kühnem Schwünge und gewaltig
Von ihren Füssen übers Haupt hin wölbte.
Und in der ganzen Welt ist nicht zu finden,
So deucht mir, Stadt und Gau, ob fremd, ob heimisch,
Die nicht in jenem Kreis beschlossen wäre.
Zu ihren Häupten und mit gutem Rechte
Ein Vers geschrieben stand, der da besagte:
»Ich bin der Ruhm der Völker dieser Erde.«
In den folgenden Capiteln sind dann in der Katalogmanier, die später durch Petrarca's »Trionfi«
so populär wurde, die berühmtesten Helden und Heroinen der Bibel, des classischen Alterthums, der
Tafelrunde Königs Artus, die Paladine Karl des Grossen, endlich geschichtliche Helden, wie Gottfried
von Bouillon, Robert Guiscard, Barbarossa, Friedrich IL, Karl von Anjou, Saladin, Manfred und Con-
radin, aufgeführt (cap. VII—XII).