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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 16.1895

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Abhandlungen
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Dollmayr, Hermann: Raffaels Werkstätte
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https://doi.org/10.11588/diglit.5778#0286
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Hermann Dollma) r.

dass sie sich im Gegensinne darstellt, auch noch das spricht, dass sich in allen ihren Schattenpartien
die gleiche Zahl der Schraffen zählen lässt.

Werfen wir also unsere Blicke geradezu auf die Cartons, so fällt uns an ihnen augenblicklich das
Gewand als von der Art Raffaels verschieden auf. Bevor ich jedoch hier auf das Einzelne eingehe,
möchte ich gerne etwas vorwegnehmen, das mir für die ganze Weise, wie die Schüler an seinen Ar-
beiten betheiligt waren, lehrreich erscheint, etwas, das uns zugleich auch einen Massstab dafür geben
kann, wie viel Gewicht wir bei Bestimmung der einzelnen Hände auf solche wichtige Details legen

Fig. 5. Raffael. Röthelstudie zum Teppich mit der Berufung des heiligen Petrus.

(Windsor.)

dürfen, als esz. B. gerade die Draperie ist; ich will zunächst die Frage beantworten: Welcher Art war
überhaupt das vorn Meister seiner Werkstätte übergebene Materiale, mit dem er sie an die Ausführung
eines Cartons gehen hiess?

Wenn wir den gesammten Schatz durchsuchen, den wir noch an eigenhändigen Zeichnungen
Raffaels für seine späteren Werke besitzen, so werden wir finden, dass Blätter wie das in Windsor für
das »Schlüsselamt Petri«1 oder wie die Rötheistudien für die »Sibyllen« (in Oxford2 und in der Alber-
tina),3 die (im Louvre) zu dem Farnesinabilde: »Psyche bringt der Venus die Schale der Proserpina« »
und die (Oxforder) Federzeichnung für den Teppich der »Krönung Maria«3 zu seinen am besten
durchgeführten gehören. Da es nun nicht recht wahrscheinlich ist, dass gerade alle noch sorgfältiger

1 Pass. Nr. 425.

2 Pass. Nr. 500.

3 Pass. Nr. 198.

4 Pass. Nr. 336.

5 Pass. Nr. 492.
 
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