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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 16.1895

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Abhandlungen
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Dollmayr, Hermann: Raffaels Werkstätte
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https://doi.org/10.11588/diglit.5778#0346
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3o6

Hermann Dollmayr.

Gesammten, so wenig auch etwas bei aller Mannigfaltigkeit überladen wäre; überall herrscht ein weiser
Rhythmus. Wer die Vollendung des Werkes vollständig würdigen will, darf endlich nicht vergessen,
die feine Profilirung der Gesimse, die einfassenden Eierstäbe und Zahnschnitte zu beachten.

Nicht minder als die Wände haben auch die Kuppelfelder durch ihre Decoration Verbindung mit
der Antike. Sie sind je zwei gleich verziert, so zwar, dass das erste und dreizehnte, zweite und zwölfte,
dritte und elfte u. s. f. einander entsprechen. In der ersten und dreizehnten Kuppel ist die Wölbung
plastisch als eine Art Cassettendecke behandelt, mit aufschwebenden betenden Engeln auf dem Grunde

7

Fig. 20. G. d. Udine. Phacton.
(Fresko von der Decke des Archivio auf Schloss Colloredo bei Udine.)

der Rauten. Eine ähnliche Decoration findet sich auf dem Bruchstücke einer Wand aus Stabiä (ab-
gebildet bei Zahn I, 79) und einer zweiten in den Titusthermen, so dass man im Zweifel sein könnte, ob
dergleichen oder die unmittelbare Anschauung einer Cassettendecke, z. B. des Pantheons, den Anlass
zur Nachbildung gegeben habe. Feinere Beziehungen zur classischen Kunst weisen aber besonders 6
und 7 auf, wo wir die Bilder von einem architektonisch gestalteten Rahmen eingeschlossen sehen, der
ans zwei Candelabern und einem darüber gelegten, mit ihnen verkröpften Gesimse besteht. Wie wir
aus Pompeji wissen, war es in der späteren Zeit der griechisch-römischen Kunst Sitte geworden, die
Wände so zu schmücken, dass man ihre Mitte ein nachgeahmtes Tafelbild einnehmen Hess und dieses
 
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