Raffaels Werkstätte.
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Hälfte sind Lorbeerzweige gemalt, die sich von Masken zu Masken spannen und zwischen sich Runde
einschliessen, in denen das Wappen »Candor illaesus« erscheint, wofür in der Mitte der beiden Längs-
seiten je ein Stucco: hier Apollo, dort Herkules, tritt. In den ausgespannten Lorbeerzweigen ist der
Cardinalshut aufgehängt und unter ihm sitzt der Falke mit dem Diamantring, durch den sich das
Spruchband mit der Devise »Semper« schlingt. Der Wandstreifen darunter, der durch ein Stuccoband
in rechteckige Felder abgetheilt ist, enthält unter Blumenkränzen, in denen Opfergeräthe und Musik-
instrumente hängen, allegorische Gestalten in antiker Gewandung, Opferscenen sowie in den Eck-
feldern einen Löwen, eine Sphinx, eine Hündin, die ihre Jungen säugt, einen Strauss und einen
Panther. Die Decoration, die mit ungemeiner Sorgfalt ausgeführt ist, hat durch ihre Motive jedenfalls
Beziehungen zur Person des Besitzers gehabt; doch sind sie so dunkel, dass ich auf sie nicht weiter
eingehen will. Für meine Zwecke reicht es aus, festzustellen, dass die Hand, die hier gewaltet hatte,
die des Giovanni da Udine war, wie ein Vergleich mit seinen übrigen Werken lehrt (s. Fig. 32, 33 und
die Schlussvignette).
Unter dem umlaufenden Gesimse sind ferner auf blauem Grunde Victorien gemalt, die zwischen
Candelabern Guirlanden spannen, auf denen Putti ihre Spiele treiben, ganz in der Art derer auf den
Fig. 32. G. d. Udine. Fig. 33. G. d. Udine.
Fresko aus der Villa Madama. Fresko aus der Villa Madama.
Teppichen für das Bett Leo X., wodurch eine weitere Beziehung auf Giovanni da Udine hergestellt
wäre. Die weiteren Zimmer haben keinen Schmuck bekommen.
Wie wir nun aus Paolo Giovio's Büchlein: »Delle imprese« wissen, wurde das Wappen »Candor
illaesus«, das sich auch sonst noch in der ganzen Villa angebracht findet, von de'Medici erst nach der
Vereitelung des durch Luigi Alemanni gegen sein Leben für den ig. Juni, den Frohnleichnamstag
des Jahres i522, geplanten Attentates angenommen. Wir haben daher die Entstehung des Schmuckes
der beiden letzterwähnten Zimmer nach diesem Datum und, wie weiter der Cardinalshut darthut, vor
der Erwählung Giulio's zum Papste, d. i. vor dem 19. November 1523, anzusetzen. Nichts liegt näher
als in ihnen die »cose di poco valore« zu erkennen, die Giovanni nach Vasari damals auf der Villa
ausgeführt hatte.
Die Pest war zu jener Zeit bereits so arg im Wüthen, dass Alles, was konnte, aus Rom flüchtete.
Auch Giovanni da Udine säumte darum nicht länger sondern kehrte, wie gleichfalls Vasari berichtet,
in seine Heimath, nach Udine, zurück.
Im Garten der Villa hatte er noch zwei Brunnen angelegt, wovon die »Wasser des einen aus dem
Rüssel eines Elephantenkopfes von Marmor hervorquellen sollten, indem er dabei den ,Tempel des
Neptun' nachahmte, einen Saal, den man kurz zuvor unter den antiken Ruinen der Kaiserpaläste auffand
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Hälfte sind Lorbeerzweige gemalt, die sich von Masken zu Masken spannen und zwischen sich Runde
einschliessen, in denen das Wappen »Candor illaesus« erscheint, wofür in der Mitte der beiden Längs-
seiten je ein Stucco: hier Apollo, dort Herkules, tritt. In den ausgespannten Lorbeerzweigen ist der
Cardinalshut aufgehängt und unter ihm sitzt der Falke mit dem Diamantring, durch den sich das
Spruchband mit der Devise »Semper« schlingt. Der Wandstreifen darunter, der durch ein Stuccoband
in rechteckige Felder abgetheilt ist, enthält unter Blumenkränzen, in denen Opfergeräthe und Musik-
instrumente hängen, allegorische Gestalten in antiker Gewandung, Opferscenen sowie in den Eck-
feldern einen Löwen, eine Sphinx, eine Hündin, die ihre Jungen säugt, einen Strauss und einen
Panther. Die Decoration, die mit ungemeiner Sorgfalt ausgeführt ist, hat durch ihre Motive jedenfalls
Beziehungen zur Person des Besitzers gehabt; doch sind sie so dunkel, dass ich auf sie nicht weiter
eingehen will. Für meine Zwecke reicht es aus, festzustellen, dass die Hand, die hier gewaltet hatte,
die des Giovanni da Udine war, wie ein Vergleich mit seinen übrigen Werken lehrt (s. Fig. 32, 33 und
die Schlussvignette).
Unter dem umlaufenden Gesimse sind ferner auf blauem Grunde Victorien gemalt, die zwischen
Candelabern Guirlanden spannen, auf denen Putti ihre Spiele treiben, ganz in der Art derer auf den
Fig. 32. G. d. Udine. Fig. 33. G. d. Udine.
Fresko aus der Villa Madama. Fresko aus der Villa Madama.
Teppichen für das Bett Leo X., wodurch eine weitere Beziehung auf Giovanni da Udine hergestellt
wäre. Die weiteren Zimmer haben keinen Schmuck bekommen.
Wie wir nun aus Paolo Giovio's Büchlein: »Delle imprese« wissen, wurde das Wappen »Candor
illaesus«, das sich auch sonst noch in der ganzen Villa angebracht findet, von de'Medici erst nach der
Vereitelung des durch Luigi Alemanni gegen sein Leben für den ig. Juni, den Frohnleichnamstag
des Jahres i522, geplanten Attentates angenommen. Wir haben daher die Entstehung des Schmuckes
der beiden letzterwähnten Zimmer nach diesem Datum und, wie weiter der Cardinalshut darthut, vor
der Erwählung Giulio's zum Papste, d. i. vor dem 19. November 1523, anzusetzen. Nichts liegt näher
als in ihnen die »cose di poco valore« zu erkennen, die Giovanni nach Vasari damals auf der Villa
ausgeführt hatte.
Die Pest war zu jener Zeit bereits so arg im Wüthen, dass Alles, was konnte, aus Rom flüchtete.
Auch Giovanni da Udine säumte darum nicht länger sondern kehrte, wie gleichfalls Vasari berichtet,
in seine Heimath, nach Udine, zurück.
Im Garten der Villa hatte er noch zwei Brunnen angelegt, wovon die »Wasser des einen aus dem
Rüssel eines Elephantenkopfes von Marmor hervorquellen sollten, indem er dabei den ,Tempel des
Neptun' nachahmte, einen Saal, den man kurz zuvor unter den antiken Ruinen der Kaiserpaläste auffand