Raffaels Werkstätte.
36i
Fische, gegenüber seinen Porträten: der Donna velata, dem Castiglione, dem Navagero und Beazzano
sowie den echten Theilen seines Leo X.! Es bleibt davon so weit in Abstand, wie nur immer eine
Arbeit, welche die Werkstätte noch zu des Meisters Lebzeiten leistete, von seinen Intentionen und
Bntwürfen entfernt ist. Die Höhe, auf der jene Schöpfungen erscheinen, war seinen Schülern un-
erreichbar. Alles konnten sie ihm absehen, Alles konnte er ihnen übertragen, nur das Eine nicht: die
zauberische Macht, mit der er so Unbeschreibliches ins Leben zu rufen verstand, sein Persönliches —
das Werthvollste.
Fig. 36. G. F. Permi. Madonna dei Candelabri.
(London, bei J. C. Robinson.)
Der Gedanke der »Vierge au diademe« wurde von Penni wieder aufgenommen in der »Madonna
mit dem schlafenden Kinde«,1 deren Original verschollen ist.2 Ebenso halte ich die »Madonna del
passegio« für von seiner Hand, ohne jedoch ein Exemplar der oft wiederholten Tafel als das Original
bezeichnen zu können. Und diesen Gemälden fügt sich schliesslich die »Madonna in den Ruinen« an.
Ob sie freilich alle thatsächlich in diese Zeit gehören, mag dahingestellt bleiben; fast hat es jedoch den
Anschein, weshalb ich sie hier in eine Reihe stellte. Ein gemeinsames Band verknüpft sie, die von mir
wiederholt berührte Ruinenlandschaft, die sich durch ihre besondere Auflassung von den Hinter-
gründen sämmtlicher anderen Raffaelischen Gemälde unterscheidet und die sich nur auf den Fattore
beziehen lässt. An den Werken, wo sie vorkommt, hat er sicheren Antheil gehabt.
1 Pass., p. 50.
2 Der Carton, den die Uffizicn angeblich dazu bewahren, ist nicht echt.
XVI.
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Fische, gegenüber seinen Porträten: der Donna velata, dem Castiglione, dem Navagero und Beazzano
sowie den echten Theilen seines Leo X.! Es bleibt davon so weit in Abstand, wie nur immer eine
Arbeit, welche die Werkstätte noch zu des Meisters Lebzeiten leistete, von seinen Intentionen und
Bntwürfen entfernt ist. Die Höhe, auf der jene Schöpfungen erscheinen, war seinen Schülern un-
erreichbar. Alles konnten sie ihm absehen, Alles konnte er ihnen übertragen, nur das Eine nicht: die
zauberische Macht, mit der er so Unbeschreibliches ins Leben zu rufen verstand, sein Persönliches —
das Werthvollste.
Fig. 36. G. F. Permi. Madonna dei Candelabri.
(London, bei J. C. Robinson.)
Der Gedanke der »Vierge au diademe« wurde von Penni wieder aufgenommen in der »Madonna
mit dem schlafenden Kinde«,1 deren Original verschollen ist.2 Ebenso halte ich die »Madonna del
passegio« für von seiner Hand, ohne jedoch ein Exemplar der oft wiederholten Tafel als das Original
bezeichnen zu können. Und diesen Gemälden fügt sich schliesslich die »Madonna in den Ruinen« an.
Ob sie freilich alle thatsächlich in diese Zeit gehören, mag dahingestellt bleiben; fast hat es jedoch den
Anschein, weshalb ich sie hier in eine Reihe stellte. Ein gemeinsames Band verknüpft sie, die von mir
wiederholt berührte Ruinenlandschaft, die sich durch ihre besondere Auflassung von den Hinter-
gründen sämmtlicher anderen Raffaelischen Gemälde unterscheidet und die sich nur auf den Fattore
beziehen lässt. An den Werken, wo sie vorkommt, hat er sicheren Antheil gehabt.
1 Pass., p. 50.
2 Der Carton, den die Uffizicn angeblich dazu bewahren, ist nicht echt.
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