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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 16.1895

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Boeheim, Wendelin: Nürnberger Waffenschmiede und ihre Werke in der kaiserlichen und in anderen Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5778#0412
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Wendelin Boeheim.

zu wenden. Nach einer ernsten Mahnung an den Meister, den Rath unter dem Vorgeben, für Könige
und Fürsten Arbeit zu haben, fürderhin nicht mehr mit Bitten um Vermehrung der vorgeschriebenen
Zahl der Gesellen zu behelligen, und unter Androhung von Strafen im Wiederholungsfalle,1 schreibt
der Rath unterm 7. September an den König:

»Allergnedigster herr! Euer königlichen majestat und (!) begern Hannsen Grunwald, unserm
burger, zu furdrung etlicher arbeit an zwen oder drei knechte über die gewonlichen anzal und Ordnung
des hantwerks aufzenemen und ze halten ze vergönnen, jetzo an uns gelangt, haben wir vernomen.
Nu were dem benanten Grünwalt solich anbringen an eur königliche majestat nicht not gewesen; denn
wo er arbeit gehabt, der er mit der erlaubten aufgesatzten anzal knechte nicht hat Volbringen mögen,
hatte er andere arm meister, mit den er solich arbeit hette verfertigen mögen und die auch das not-
durftig weren, wol wissen ze furdern. Doch eure königlichen majestat zu eren und gevallen, wiewol
das wider die Ordnung seines hantwerks und des, wo das seins begerns gestatt werden solt, ein Zer-
störung der gemelten Ordnung ist, so wollen wir im zwen knechte die nehsten vier wochen über die
gewonlichen anzal vergönnen, eur königliche durchleuchtikeit mit undertenigen fleiß bitende, des
gnediglich gesettigt ze sein und uns verrer nit zu ersuchen noch das hantwerk zu beswären. Das
wollen wir etc. verdienen--«2 Datum: feria IIa ante Nativitatis Marie virginis 148g.

Diese entschiedene Sprache des Rathes, die, nebenher bemerkt, nicht sehr klug und politisch war
und viel dazu beitrug, dass Maximilian von nun an für ansehnlichere Arbeiten immer mehr die Augs-
burger Waffenschmiede in Anspruch nahm, fand ihre Ursache in einer langen Reihe von Ueber-
tretungen und Behelligungen, welcher sich der Meister in dieser Richtung schon vorher schuldig ge-
macht hatte. Die ersten Anstände und Verdriesslichkeiten mit dem Rathe fallen, wie Lochner erzählt,
schon in das Jahr 1482. Im Jahre 1487 wird das Gesuch Grünewalt's, zwei oder drei Knechte mehr
halten zu dürfen, um für Herrn Sigmund von Prüschenk, den Rath des Kaisers Friedrich, der sich
damals mit dem Kaiser in Nürnberg aufhielt, einen Harnisch zu schlagen, geradezu abgewiesen. Der
oberwähnte Fall einer Handlung gegen die Gesetze der Stadt scheint der letzte gewesen zu sein und
Grünewalt sich weiters der Ordnung gemäss verhalten zu haben.3

Hans Grünewalt hatte von zwei Ehefrauen eine bedeutende Anzahl Kinder. Soviel aus den
Rathsbüchern Nürnbergs zu ersehen ist, entstammten aus der ersten Ehe mit einer gewissen Anna drei
Kinder, und zwar: Anton, der später Doctor geworden und am Hofe des Markgrafen und Kurfürsten
Johann von Brandenburg angestellt war; Barbara, die Ehefrau des Hans Praunauer; weiters Ursula,
die Ehefrau des Wirthes Hans Winkler, genannt Köchlin. Der zweiten Ehe mit einer Frau unbekannten
Namens scheinen folgende fünf Kinder zu entstammen: Elsbeth, die Gattin des Plattners Wilhelm von
Worms, mit welch' letzterem ich mich später noch eingehend zu beschäftigen habe; Christoph, welcher
als Plattner zu Würzburg ansässig gewesen war; weiters Gerhaus, die Ehefrau des Jörg Hofmann;
Margareth, die Ehefrau des Plattners Hans Meckenloher; endlich Cordula, deren Gatte uns unbekannt
geblieben ist. Dazu ist vermuthlich noch ein Sohn Namens Hans zu zählen, der als Plattner in Leipzig
arbeitend in einer Urkunde von 1540 genannt wird.4

Bei dem bedeutenden Rufe, welchen Grünewalt genoss, und seiner ausgebreiteten Kundschaft
war es begreiflich, dass der Meister zu einem bedeutenden Vermögen gelangte. Nach den Rathsbüchern
war er im Besitze von sechs Häusern in Nürnberg. Sein Stammhaus, das er vermuthlich von seinem
Vater ererbte, befand sich in der St. Sebaldspfarre; es war ein Eckhaus am Plattnermarkt gegenüber
dem Brunnen und rückwärts an den St. Sebaldskirchhof anstossend, jetzt S. 545. Im Jahre 1478 erwirbt
er ein Haus an der Stadtmauer in der Schmiedgasse, nächst dem Thiergärtnerthor, welches er 1489
vollständig für seine Geschäftszwecke umbaut. Es ist das an das wohlbekannte Pilatushaus anstossende

1 Jahrbuch X, Regesten aus dem königl. Kreisarchive zu Nürnberg, Rathsbuch V, fol. 97, Reg. 5722-

2 Ibid., Reg. 5723.

3 Neudörfer, a. a. O., p. 57.

4 Ibid., p. 65.
 
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