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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 16.1895

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II. Theil: Quellen zur Geschichte der kaiserlichen Haussammlungen und der Kunstbestrebungen des Allerdurchlauchtigsten Erzhauses
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Zimerman, Heinrich: Inventare, Acten und Regesten aus der Schatzkammer des Allerhöchsten Kaiserhauses, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5778#0502
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VI

Schatzkammer des Allerhöchsten Kaiserhauses.

beschlagenen trugen den 22. junü 1757 übergeben wor-
den, welches euer hochgräflichen excellenz allergehor-
samst anzcugen, zugleich auch aber das von dem aus
der weltlichen schatzcammer aus dem kästen n° 2 zu
denen Türckischen praesenten herausgegebene brust-
stück von smaragd, dazu nur 24 stuck gebraucht, die
übrige 26 stücke aber ihro maj. der kaiserin in die
Cammer durch herrn hofcammerrath von de France
übergeben worden, durch seine eigenhändige Unter-
schrift über diese Massnahmen die erbetene amtliche
Bedeckung.

Orig. Pap. mit der eigenhändigen Unterschrift des Oberst-
kämmerers, Schat-{kammeract Nr. 16 b.

12623 1758 Februar 23 Wien.

Inventar der geistlichen Schatzkammer:
F. 1—2' sind leer gelassen.

■ 3- Inventarium über die unter glorreichester regierung

ihro maj. der allerdurchleuchtigst-groszmächtigsten
fürstin und frauen, frauen Mariae Theresiae, Römischer
kaiserin, zu Hungarn und Böheimb königin, erzherzogin
zu Oesterreich, herzogin zu Lotharingen und Baar,
groszherzogin zu Doscana etc. etc., auf allerhöchst
deroselben allergnädigsten befehl untern dreiundzwan-
zigsten februarii siebenzehenhundert fünfzig acht in der
kais. königl. residenzstadt Wienn in der bürg abgeän-
derten und in dem untern gewölb nebst der weltlichen
schatzcammer neu aufgerichten, vormals in eilf cästen
bestandenen, dermalen aber wegen abgang des platzes
nur in neun cästen bestehende kais. königl. geistliche
schatzcammer, aus welcher ihro maj. die kaiserin vierzig
stücke gefaste auch noch viele andere ungefaste reli-
quien in allerhöchster person selbst ausgesuchet, solche
sodann zu gröszerer Verehrung in verschiedene kürchen
durch allerhöchst deroselben beichtvatter pater Komp-
müller auszuthcilen, zugleich dann auch ein neues in-
ventarium zu errichten allergnädigst anbefohlen haben,
sub praesidio ihro excellenz herrn herrn Joseph graffens
von Khevenhüller, obhöchstgedacht ihro kais. königl.
maj. würklich geheimben raths, conferenzministers und
obristen cämmerers etc. etc., von Joseph de France,
generaldirectore deren gesamten kais. königl. schätz-,
kunstcammern und gallerien.

3'- In disen kästen, deren n° I einen altar formiret,

wo in der höhe zwei vergolde kindl und in der mitte
der aus holz geschnittene und theils vergolde kaiser-
liche adler samt gemahlten wappen, befänden sich viele
künstliche und zugleich kostbahre mit verschiedenen
steinen und perlen besetzte reliquien, von geschmelzter
arbeith gezierte altarl, manstranzen und agnus dei, dan
verschiedene crucifix und bilder von gold, silber, metall
und helfenbein nebst übrigen alda rangirten künstlichen
mahlereien, welche anwiderumen den kais. königl.
Schatzmeister Philippo von Schouppe zu besorgung
anvertrauet und überandwordet worden.

F. 4—4' ist leer gelassen.

5. Kasten n° I, welcher zugleich ein förmlicher altar,

in welchen sich die vornehmste und kostbahreste auch
zum theil authentisirte reliquien befünden.

N° 1. Das heilige schweisztuch oder sudarium,
welches von der heiligen Veronica an dem allerheilig-
sten mit blut und schweisz angesprizten angesicht unsers
lieben herrn Jesu Christi angerühret und dardurch die
gestalt seiner heiligen bildnus an sich genohmen. Dises
ist von der lezten fürstlichen frauen wittib des hauses
Sabelli ihro kais. und königl. catholischen maj. Carolo
Sexto nunmehro glorwürdigster gedächtnus anno 1721
durch ihro eminenz cardinal von Althann etc. aus Rom
anhero überschiket worden, stehet aufrecht in einer
rahm von ebenholz, mit 14 grösseren und soviel kleinen
röslein von perlmutter um und um gezieret. Unterhalb
des sudarii seind folgende wort eingestochener zu lesen: 1
»S. D. N. Paulus papa V. praesumentibus sine licentia
ab ipso vel successoribus concedenda exemplum su-
mere huius imaginis anathema dixit anno domini
MDCXVII.«j

Dieses vorstehende ist lauth alten inventari de 5'.
anno 1717, so cassiret worden bei der damahlig neuen
beschreibung. Nachdeme die äussere rahm dises hei-
ligen schweisztuchs sehr ruiniret auch nur von kupfer
sehr schlecht vergoldet wäre, so ist zu der vorgemelten
schwarzen rahm, welche an 4 orten verpetschieret,
eine silberne ziervergolde schwere rahm gemachet
worden, auf welcher sich an denen vier eken 4 grosse
ovale von altersher durchgebohrte onyx mit darauf ge-
sezten geistlichen cameen nebst noch 8 andern in gold
gefasten cameen befünden. Hierzu gehöret die ori-
ginalauthentica sowohl von seiner eminenz cardinal von
Althann als auch von dem abgelebten alhiesigen fürst-
lichen ordinario Sigismundo, damahligen bischoffen in
Wienn, beide auf pappier geschrieben in lateinischer
sprach, wie auch ein lateinisches geben, so von ihro
päbstlichen heiligkeit Innocentio Tertio zu Verehrung
dises sudarii verfasset worden. Hierzu haben auch ihro
kais. königl. maj. in majo 1721 eine andere in welischer
sprach auf pargament geschriebene authenticam von
Rom nebst den zuegesendeten brief | in die schätz- ö-
camer gegeben und verwahrlich aufzubehalten aller-
gnädigst anbefohlen.

2. Auf einen schwarz hölzernen fuesz zwei sielber-
vergolde engel, haldend eine monstranz, worinen der
mit zwei uralten griechischen pettschaften versigelte
heilige nagel sich befündet. Dise monstranz ist von
gold mit verschiedenen färben geschmelzet und mit
2 extraschönen orientalischen topaz, mit 3 schönen
grossen orientalischen saphir, 1 dreieckichten und 2
ordinari ungeschnittenen smaragden, 4 grossen ordi-
nari türkes, einen sechspässigen mittern hyacinth und
einen röthlicht tingirten crystalltropfen und ig3 stuck
mittern böhmischen granaten garniret. Unterhalb ein
grosser smaragd, auf welchen der nahmen Jesus von
40 stuck kleinen dicksteindiamanten formiret, welcher
mit goldenen und in der runde herum mit 228 mit-
tern böhmischen granaten garnirten strahlen um-
geben ist. Daran hanget auch an einen kleinen ketl
ein grosser ungeschnittener aquamarin nebst einen
runden perl. |

3. Ein postament, worauf sechs saulen und oben "'•
eine cupel, alles von ebenholz, mit vieler von gold ge-
shmelzt durchgebrochener arbeit durchaus gezieret und
mit sehr vilen mitteren und kleinen diamanten auch
cartenperlen garnirt, oben herum 12 festonen mit 6 mit-
tern perltropfen und unterhalb von gold und silber die
 
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