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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

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Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Die Portätsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol
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https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0032
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26

Friedrich Kenner.

und Tripolis, wofür er die Admiralswürde erhielt, vermehrte er seinen Kriegsruhm. Von dieser Zeit an wendete sich
das Glück, das ihn bisher so sehr begünstigt hatte. Bei Ravenna (1512) gefangen, trat er, da ihn Fernando der
Katholische nicht auslöste, in die Dienste Frankreichs über, wurde bei der Eroberung von Genua durch Pescara
abermals gefangen nach dem Castell dell' ovo gebracht, nach drei Jahren in Freiheit gesetzt aber während des
Feldzuges des Generals Lautrec, als er sich zu diesem nach Aversa begeben hatte, zum dritten Male gefangen
und sollte in das genannte Castell zurückgebracht, wegen mehrmaligen Uebertrittes zum Feinde enthauptet wer-
den. Selbst schon todtkrank, soll er nach der einen Version erdrosselt worden, nach einer andern unter Mithilfe
des Kerkermeisters entkommen und in Freiheit gestorben sein 1528. Auf Anordnung Gonzalo's wurde seine
Leiche in Sta. Maria zu Neapel beigesetzt und von ihm mit einer Grabinschrift geehrt, »weil auch an dem Feinde

eine hervorragende Tapferkeit Bewunderung verdiene«.1

Zierliche Goldschrift: iL < CONTE < PIETRO
(die beiden letzten Buchstaben von dem Hute ver-
deckt) NAVARRO < IN « j VETOR (sie) < DEL LE <
MINE < Brustbild links, im Dreiviertelprofil, mit
grauem, langem, unten eingerolltem Haupthaar
und Vollbart, die weiten Brauen und die Augen
braun, die Nase gebogen, der Mund breit, mit
schmalen Lippen, das Kinn kurz, ein mageres fal-
tiges Gesicht von düsterem, gramvollem Aussehen,
welches noch durch die schwarze Kleidung und
den schwarzen Hut mit aufgestülpter Krampe ge-
steigert wird. Grund dunkelgrau. Auf Pappe auf-
gezogen. — Katalog Nr. 769. — Die Copie ist
etwas roh aber wirkungsvoll gemalt.

Florenz. — Bei Jovius I, 191 (darnach im
Gegensinne Roo, p. 421), A. Capriolo, p. 97, und
Totti, p. 199, gleich unserem Bilde. — Ein gleiches
Bildniss bringt auch die Chalcographie nationale
d'Espagne.2

Giovio scheint das einzige Bildniss des un-
glücklichen Admirals besessen zu haben, da ein
zweites von ihm nicht bekannt ist. Nach demselben
oder nach der davon genommenen Copie in Flo-
renz stellte Vasari ihn in dem Fresco des Palazzo
vecchio, welches die Schlacht von Ravenna zum Gegenstand hat, dar; dies zeigt deutlich die kurze
Beschreibung, die er von seinem Bildnisse des Navarro gibt.3 Der Maler des Originales ist unbekannt;
man wäre versucht anzunehmen, dass es während seiner letzten Lebensjahre in Neapel entstanden sei
oder ihn wenigstens in dem Zustande seiner Hoffnungslosigkeit schildern wollte. Wie die Aufschrift
zeigt, ist das Original einer älteren Sammlung berühmter Kriegsmänner entnommen, in welcher den
einzelnen Porträten kurze Elogia beigeschrieben waren.

157. Verdugo Francesco,

nach dem Urtheile des Requesens einer der grössten Capitäne Spaniens in jener Zeit, geboren in Talavera 1531,
aus einer adeligen aber nicht vermöglichen Familie abstammend, begann mit 18 Jahren seine kriegerische Lauf-
bahn und nahm fortan an allen Land- und Seekriegen während des Aufstandes der Niederlande theil, in dem er
vom gemeinen Soldaten bis zum Admiral und Gouverneur alle militärischen Stufen durchmachte. Zu seinen her-
vorragenden Thaten gehören die Einnahme der Halbinsel Reiden (Emden), die Belagerung von Otterdon bei
Groningen, die Siege über den Engländer Norris bei Northon 1581 und Nieuenzyl, die Belagerung von Werder-

1 Rybisch-Feyerabendt, Mon. sepulcr. 1589, tav. 48.

2 Retratos de los Espafioles ilustres, Madrid 1791, ohne Tafelnummer; hier stützt Navarro die Linke auf das Schwert
und fasst mit der Rechten den Mantel.

3 Vasari-Milanesi VIII, 129: Pietro Navarro anch'egli ritratto al naturale, che e quegli, che ha in capo quella berre-
tona nera, con aria fosca.
 
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