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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

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Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Die Portätsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol
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https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0074
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Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.

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hohe Stirne, gerade Nase, die Unterlippe voll und vorragend; in schwarzer Rüstung, über deren Hals-
berg der glatte Halskragen gelegt ist; die Rüstung ist mit gelben Rändern und Verzierungen versehen,
die Vorstösse an den Achseln grau, bogenförmig ausgeschnitten und gelb gerändert. Grund lichtgrau-
braun, um den Kopf ins Lichtere spielend. — Auf der Rückseite die alte Aufschrift: -»Möns1' Lad-
miral.«- — Katalog Nr. 831.

Drei Bildnisse, die von dem Admiral gemalt wurden, zeigen ihn in der Rüstung, jenes der Biblio-
theque Nationale, welches Delpech1 benützte, jenes in Amsterdam (Nr. 38g), in beiden, wie in unserem
Bilde, in schwarzer Rüstung, und das Gemälde der
Collection Chartreux in Lyon;2 in letzterem hat
er ein Hütchen auf dem Kopfe, trägt über der Rü-
stung eine Schärpe und stützt die Rechte auf den
Helm, der vor ihm auf dem Tische oder auf einer
Balustrade steht; auf diesen legt er auch die linke
Hand mit dem Handschuhe. Die Gesichtszüge,
wie sie in unserem Bilde erscheinen, sind sowohl
dieser Darstellung als auch jener schon oben ge-
nannten im Haag und jener bei Delpech sehr ähn-
lich.

Der Maler des Originales ist, wie ich nicht
zweifle, derselbe Etienne Dumonstier, welcher auch
das Bild des Bruders unseres Gaspard, Andelot
(oben, Nr. 178), geschaffen hat; ja dies scheint um
dieselbe Zeit (1561) geschehen zu sein. Das Aus-
sehen eines 45 jährigen Mannes, welches der Ad-
miral in dem vorliegenden Bilde hat, kann diese
Annahme nur bestätigen.

186. Conde, Louis de Bourbon, erster
Prinz von,

siebenter Sohn des Charles de Bourbon, Duc de Ven-
döme, und der Francoise von Alencon, jüngerer Bruder
desAntoine, Königs vonNavarra (Nr. 174) und des Prin-
zen von Enghien (Nr. 192), geboren in Vendöme am
7. Mai 1530, zeichnete sich in den Kriegen Heinrich II. bei Boulogne, Wetz und St. Quentin aus und trat, eifersüch-
tig auf die steigende Macht der Guisen, mit seinem älteren Bruder Antoine im Jahre 1560 an die Spitze der Huge-
notten, war Befehlshaber ihres Heeres, wurde bei der Niederlage in der Schlacht von Dreux (1562) gefangen;
bald aber freigelassen, schloss er den Frieden von Amboise (1563) und zog sich, da er von Caterina de' Medici,
die sich den Hugenotten damals genähert hatte, den erhofften Oberbefehl über die königliche Armee nicht er-
hielt, zurück, erlitt mit einem neuen Heere eine zweite Niederlage bei St. Denis (1567) und verband sich in La
Rochelle 1568 mit der dort begründeten Nebenregierung, für welche er den Oberbefehl über die Armee der Huge-
notten übernahm;3 in der Schlacht von Jarnac (i3. März 156g) abermals geschlagen und gefangen, wurde er von
Montesquiou, Capitän der Garden des Herzogs von Anjou, meuchlings erschossen. — Er war in erster Ehe seit
22. Juni 1551 mit Eleonore de Roye, in zweiter seit 8. November 1565 mit Francoise de Orleans-Longueville
vermählt.

Zierliche Goldschrift: DVX CONDENSIS. Brustbild links, im Dreiviertelprofil, mit lebhaften dunkel-
blauen Augen, das unbedeckte Haupthaar braun, die Brauen und der kurze Vollbart lichter braun, ins
Röthliche spielend, breite Stirne, das magere Gesicht an den Backenknochen breit, unten schmal, ge-
rade vorspringende breite Nase, ziemlich weiter Mund mit dicker Unterlippe; der umgeschlagene Hals-
kragen mit schmalem Spitzensaum, in lichtem Harnisch mit dickem Halsberg und breiten gelben Zier-

1 Tome I, unter C, hier unserem Bilde sehr ähnlich aber im Gegensinne.

2 Abgebildet in Bouchot, Les Glouet, p. 55, hier als ficole des Clouet bezeichnet.

3 Brantome erzählt, er sei damals seiner Erfolge schon so sicher gewesen, dass er Silbermünzen mit seinem Namen
als König von Frankreich habe schlagen lassen.

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