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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

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Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Die Portätsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol
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https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0076
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Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.

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188, 189. Damville, Henry Montmorency, Comte de Dammartin, Seigneur de Ghantilly et de,

zweiter Sohn des Anne de Montmorency (Nr. 204), geboren in Chantilly am 15. Juni 1534, genoss wie sein Vater
und sein älterer Bruder Francois (Nr. 206) die besondere Gunst des Königs Heinrich IL, dem er seine rasche
Laufbahn zu verdanken hatte. Schon 1551 Gouverneur von Caen, vertheidigte er 1553 Metz, wurde 1557 in der
Schlacht von St. Quentin gefangen, nach der Befreiung Ritter des St. Michaelsordens und Generaloberst der
Cavallerie (1560). In den Religionskriegen der Mittelpartei angehörig, kämpfte er in der Schlacht bei Dreux
(1562), in welcher er den Prinzen von Conde gefangen nahm, wurde 1563 Gouverneur der Normandie, im Jahre
1566 Marschall und zeichnete sich 1567 bei St. Denis aus. Hierauf zum Gouverneur im Languedoc und zum
Generallieutenant in Guyenne, Provence und Dauphine ernannt und im Besitze ausgedehnter Güter, wurde er
dem Hofe und den Guisen verdächtig, zumal da auch seine Brüder zu den Hugenotten übergegangen waren.
Schon Karl IX., dann Heinrich III. dachten an seine
Beseitigung, worauf Damville selbst zu den Hugenotten
übertrat und sich mit Heinrich von Navarra verband,
der ihn nach seiner Thronbesteigung zum Connetable
ernannte (1593). Er starb in hohem Alter am 2. April
1614. — In erster Ehe war er mit Contract vom 26. Jän-
ner 1558 mit Antoinette de la Marek, in zweiter mit
Contract vom 29. März 1593 mit Louise de Budos ver-
mählt.

188. Zierliche Goldschrift: DOMINVS DE AN-
VILLA. Brustbild rechts, im Dreiviertelprofil, die
schielenden Augen lichtbraun, die Brauen und der
kurze schmale Vollbart blond, das Haupthaar
braun, mageres Gesicht mit langer, schmaler Nase
und wohlgeformtem, etwas grossem Munde; auf
dem Kopfe ein hoher, in Falten gezogener schwar-
zer Hut mit schmaler Krampe und weisser Feder
auf der linken Seite, in Halskrause und schwarzem
Kleide mit hohem geschlossenen Halse, an diesem
vier Goldknöptchen. Grund dunkelgrau, ins Lich-
tere spielend. — Katalog Nr. 829.

Bei Schrenk, Tab. XL, und Köhler, Taf. 53,
S. 202, gleich aber im Gegensinne.

189. Ohne Aufschrift. Brustbild rechts, im
Dreiviertelprofil, mit dunkelgrauen, etwas zusam-
menstehenden Augen, die Brauen und der kurze
Vollbart lichtblond, das Haupthaar etwas dunkler,

hohe Stirne, lange schmale Nase mit vorragender Spitze, die Ohren gross; der eingezogene, faltige
schwarze Hut mit schmaler Krampe, schwarzer Schnur und weisser Feder an der linken Seite schief
aufgesetzt, in Halskrause und schwarzem Wammse mit hohem Halse.1 Grund graubraun, ins Lichtere
spielend. Auf Pappe aufgezogen. — Katalog Nr. 83o.

Beide Bildnisse sind nach demselben Originale gemalt und stellen Damville mit etwa 3o Jahren
dar. Die Aufnahme ist also um 1564 anzusetzen. Von anderen Bildnissen ist es verschieden, sowohl
im Alter als in der Wendung. Jenes in ganzer Figur, das sich in Versailles befindet und nach einem
alten Familienporträt gemalt wurde, gibt ihn älter, in der Rüstung und mit einem Schwertgehänge,
das mit Lilien geziert ist.2 Aelter erscheint er auch im Recueil von Velly, Villaret und Garnier.3 Eine
farbige Handzeichnung, welche Bouchot erwähnt (sie ist um 1610 entstanden), zeigt sein Brustbild mit

Nr. 188.

1 Die Knöpfchen fehlen, ebenso die Aufschrift. Das Bild scheint, wie man daraus schliessen darf, nicht fertig ge-
malt zu sein.

2 Gal. hist. de Versailles, Tome VIII, Serie IX, Section 1, Nr. 1262.

3 Tome II, Nr. 248.
 
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