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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

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Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Die Portätsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol
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https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0097
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Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.

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der Flotte und des Heeres, welches dem Prätendenten Don Antonio gegen Philipp II. von Spanien den portu-
giesischen Thron erkämpfen sollte. Er nahm die Azoreninsel S. Wichel ein, wurde aber in der Schlacht vom
26. Juli 1582 von Don Alvarez besiegt und fiel, von Wunden bedeckt, in die Hand des Gegners, der ihn erdolchen
und ins Meer werfen liess.

Silberschrift, zum Theile weggeschnitten: PHILIPPVS STROZVS. Brustbild links, im Dreiviertel-
profil, die Augen, Brauen und das kurze Haupthaar braun, der kurze Vollbart dunkelblond, hohe breite
Stirne, die Nase unten dick; in lichtem Harnisch mit breiten gelben Zierstreifen, der glatte steife Hals-
kragen umgeschlagen, die Achseln mit rothen Riemchen festgeschnallt und mit breitem rothen, schlupfen-
förmigem Vorstoss. Grund lichtgraubraun. —
Katalog Nr. 723.

Das auf Filippo bezogene Gemälde der kai-
serlichen Galerie von Tizian ist in den Gesichts-
zügen nicht ähnlich; es stellt einen vornehmen
Mann in schwarzem Kleide und einer Schaube
mit Verbrämung von Silberluchs, überdies im
Gegensinne dar.1 Das Gleiche gilt von der Zeich-
nung in Howard Castle,2 obwohl diese nach Alter
und Gesichtszügen unserem Bilde ähnlicher ist;
Filippo hat hier einen Hut mit Feder an der
rechten Seite, Halskrause und Rock. Endlich
kommt hier auch nicht die Handzeichnung von
Francois Clouet in Foulon's Skizzenbuche3 in
Betracht; diese ist nach der beigeschriebenen
Jahreszahl 1567 im 26. Lebensjahre Filippos ent-
standen, während er in unserem Bilde nahe an
den Vierzig steht. Dagegen ist für uns eine far-
bige Zeichnung wichtig, welche Niel besass und
im zweiten Theile seiner »Personnages illustres«
mittheilt. Strozzi erscheint hier in der Rüstung
mit Krause; der Kopf ist völlig dem unseres Bil-
des gleich und in derselben Wendung gezeichnet. Nr. 211.
Die Zutheilung der Zeichnung an Pierre Dumon-

stier ist wahrscheinlich; aber sie ist eine Copie nach einer Originalaufnahme,4 die von Etienne Du-
monstier herrührt; denn das Original muss spätestens vor dem Abgange Strozzi's nach Portugal, im
Jahre 1582, entstanden sein. Damals war Pierre Dumonstier etwa 20 Jahre alt und, wenn er gleich
schon damals gut gezeichnet haben mag, doch gewiss noch nicht so weit vorgeschritten, um als Porträt-
künstler von hohen Persönlichkeiten herangezogen zu werden. Dagegen gehört das vorliegende Bild
nach der warmen bräunlichen Farbe des Incarnates, nach der Farbe des Hintergrundes und der kräf-
tigen Modellirung in eine Gruppe mit den Porträten von Andelot (Nr. 178), Gaspard Coligny (Nr. 185 A),
Damville (Nr. 188, 189) und Francois Montmorency (Nr. 206, 207), deren Originale von einem und
demselben Maler herrühren, welcher, da sie bis in das Jahr 1561 zurückgehen und der Künstler als
ein Dumonstier bezeichnet wird, nicht der jüngere Pierre sondern der ältere Etienne Dumonstier sein
muss; es ist davon schon oben (S. 61) die Rede gewesen.

211 A. Teligni, Louis de,

Sohn Charles de Teligni, welch' Letzterer bei einem Ausfall aus dem belagerten St. Quentin 1557 gefallen war.
Louis war ein vortrefflicher Kriegsmann und in den Religionskriegen einer der angesehensten Hugenotten, zu-

1 Ed. v. Engerth, Gemäldegalerie I, p. 364, Nr. 513. 2 Ronald Gower I, 86.

3 Bouchot, Les Clouet, p. 26, 27; ferner Portraits, p. 38, Nr. 4, und p. 240.

4 Dies sprechen deutlich die Verse aus, welche dem Kupferstiche von Thomas de Leu beigegeben sind.

XIX. 12
 
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