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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

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Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Die Portätsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol
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https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0121
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Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.

113

mit König Mathias Corvinus von Ungarn gegen den Sultan (1461), der ihn hierauf durch List in seine Gewalt zu
bringen suchte. Dies misslang, Zepech Hess den türkischen Gesandten pfählen und machte einen verheerenden
Einfall jenseits der Donau, bei welchem nach seinem eigenen Berichte 23.884 Türken und Bulgaren ums Leben
kamen, ungerechnet jene, die verbrannten, und jene, deren Schädel seinen Officialen nicht vorgewiesen werden
konnten. Daraufhin erfolgte (1462) die Eroberung der Wallachei durch die Türken und die Einsetzung des
Radul, eines Bruders des Zepech, zum tributären Fürsten. Letzterer, Ende 1462 oder Anfangs 1463 nach
Ungarn geflüchtet, wurde hier von König Corvinus, angeblich in Folge eines verrätherischen Schreibens an den
Sultan, das aufgefangen worden war, in Ofen zwölf Jahre in Gewahrsam gehalten, bis er 1476, wohl aus poli-
tischen Gründen freigelassen, in sein Land zurückkehrte, wo er am 8. November desselben Jahres feierlich als
»Wayda partium transalpinarum« von Ungarn eingesetzt
wurde. Er starb vor 1. Februar 1477, von Laiot Basaraba
und den Türken ermordet; Basaraba wurde an seiner
Stelle ernannt.1

Zierliche Aufschrift in weisser Oelfarbe: AVEI-
DA • DVX • WALA. Brustbild links, im Dreiviertelprofil,
die aufgerissenen herausliegenden und enge beisam-
men stehenden Augen braun, das Weisse des Aug-
apfels roth unterlaufen, die starken, hochgeschwun-
genen Brauen, das bis über die Achseln herab-
fallende gelockte Haupthaar und der Schnurrbart
braun, letzterer an den Enden schneckenförmig
eingedreht, langes schmales Gesicht von gelber
Farbe, die Nase lang, schmal und hängend, die Ober-
lippe kurz und eingesunken, die breite Unterlippe
vortretend; auf dem Kopfe einen kegelförmigen
hochrothen Hut, die aufgestellte Krampe grau, dicht
mit Perlen besäet, über der Stirne eine Agraffe, be-
stehend aus einer sternförmig ausgeschnittenen Gold-
platte, auf den acht Zacken je eine Perle, welche das
in der Mitte sitzende Kleinod (ein grosser rother
Stein in Goldkapsel) umgeben; über dem Sterne ein
Bügel, von fünf grösseren Perlen gebildet, dahinter
eine Reiherfeder. Der hochrothe Rock mit grossen
goldenen Knöpfen geschlossen, der schmale Kra-
gen aus Goldstoff aufgestellt; um die Schultern ein brauner Pelz. Grund grau. — Katalog Nr. 690.

Abgebildet in dem oben angeführten Werke von Joan Bogdan, Taf. II.

Es sind nur zwei gemalte Bildnisse des Fürsten Vlad Zepech bekannt, beide Oelcopien nach
einem verschollenen Originale. Die eine, diesem näherstehende in Ambras2 gibt die Haare nicht auf-
gelöst sondern in langen, bis über die Achsel herabreichenden, lockenförmig eingerollten Strähnen;
im Uebrigen ist sie gleich der zweiten Copie. Letztere ist das vorliegende Bild unserer Sammlung. Mit
Recht vermuthet Bogdan, dass das Original von einem der italienischen Maler des Königs Mathias
Corvinus in Ofen nach dem Leben gemalt worden ist; dies muss, da die Aufschrift schon den Titel
Aveida (Wayda, Woywode) enthält, im Jahre 1476 geschehen sein. Zwei andere Bildnisse sind aus
deutschen Holzschnitten bekannt. Sie geben im Einzelnen die Züge gleich, sind aber wohl nach zwei
verschiedenen Originalen hergestellt. Der eine charakterisirt sich durch die Wendung (Dreiviertel-
profil rechts") und durch einen ziemlich hohen faltigen Hut mit aufgestellter Krämpe, der mit ver-
schiedenartigen gestickten oder gewebten Pflanzenornamenten verziert ist, in der Mitte vorne eine

1 Ebenda, S. 57.

2 Ilg und Boeheim, Das k. k. Schloss Ambras 1882, S. 110, Nr. 158. — Abgebildet bei Joan ßogdan, a. a. O., Taf. I.
— Es ist im Inventar der Ambraser Sammlung vom Jahre 1621, fol. 36t, erwähnt, wo an der Wand der Kunstkammer
aufgeführt werden: »mer drei conterfet, ain Weiboda auß der Wallachej und zway Weibspersonen, unter welchen aine
kayser Salomonis (Soliman's) beischlaf« (sie).

XIX. 15
 
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