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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

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Abhandlungen
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Schlosser, Julius von: Tommaso da Modena und die ältere Malerei in Trevisio
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https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0295
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Tommaso da Modena und die ältere Malerei in Treviso.

263

rechts stehende St. Thomas von Aquin entgegenhält; links der heil. Franz von Assisi mit den
Wundmalen.

IV. Die Madonna mit dem Jesuskinde, das auf ihrem Schoosse steht und sie umarmt; daneben
St. Augustinus (?) als Bischof mit Pastorale und Mitra (Fig. 5).

V. 1. St. Romuald (?), der Gründer des Camaldulenserordens, eine lange angezündete Kerze in der
Hand, auf einer Kathedra sitzend und mit dem Zeigefinger nach oben weisend, wo in Wolken die Halb-
figur Christi erscheint. Zu seinen Füssen zwei Angehörige einer Bruderschaft (?) knieend, angezündete
Kerzen haltend, in kleiner Figur. Es sind wohl die Stifter des Gemäldes (Taf. XXVI).

2. St. Agnes in langfliessendem Mi-parti-Gewande (weiss und roth), in der Rechten die Palme,
auf der Linken das Lamm. Neben ihr eine düstere asketische Gestalt, dem Typus und dem härenen
Gewände nach wie Johannes der Täufer gebildet, aber in der Rechten einen Granatapfel (?) haltend,
in der Linken ein Spruchband, auf dem noch zu Federicis Zeit (Mem. Trevig. I, 191) die Worte »Spon-
sabo te mihi in sempiternum, ait Oseas propheta« zu lesen waren (Taf. XXVII).

3. St. Hieronymus »im Gehäuse«, als Cardinal vor einem Schreibpult mit allerlei Schreib-
geräthen und Büchern sitzend, unten links der Löwe (Taf. XXVI).

VI. Die Madonna mit dem divino bambino, neben ihr St. Dominicus mit der Lilie und der Ordens-
regel; rechts die Stigmatisation des heil. Franciscus durch den mystischen Kreuzesseraph.

Pfeiler der Südseite (vom Hauptthor an beginnend).

1. St. Michael, Lucifer zu Boden tretend.

II. 1. Dieselbe Darstellung wie auf dem III. Pfeiler der Nordseite: die Madonna mit St. Thomas
von Aquino.

2. Ein heiliger Bischof, einen vor ihm knieenden Ritter in der Tracht der zweiten Hälfte des
XIV. Jahrhunderts segnend. Hinter diesem steht sein Pferd, dessen Schabracke das vereinigte Wappen
der Vazzola (siehe oben) und der Stadt Treviso zeigt (Federici I, 190). Nach Federicis Deutung hätten
wir hier den heil. Prosdocimus und den Grafen von Treviso zu erkennen (siehe über diese Legende
weiter unten). Es ist aber wohl eher der ritterliche Stifter des Bildes.

III. 1. Mittelbild. St. Christophorus, das Jesuskind auf seinen Armen tragend, in der traditio-
nellen Weise dargestellt.

2. Rechts. Hier ist nur mehr — da die Kanzelstiege angebaut wurde — der Kopf des Apostels
Jacobus zu sehen.

3. Links. St. Nicolaus von Bari als Bischof mit dem Hirtenstabe, der auf der Spitze das Agnus
Dei trägt, und dem edelsteinbesetzten Evangelienbuche, das ihm nach der Legende der römische Kaiser
schenkte.

IV. St. Katharina von Alexandrien mit der Palme und dem Rade, von Engeln umschwebt.
Zu ihren Füssen kniet der Stifter des Bildes, ein Dominikanermönch, mit einem Spruchbande: »Quia
devotis laudibus tuam memoriam Virgo recolimus o beata Catharina, ora pro nobis, quaesumus.«
(Taf. XXVII).

V. Ohne Darstellung.

VI. St. Martin zu Pferde, seinen Mantel theilend, um den nackten, vor ihm stehenden Bettler zu
bedecken.

Es ist auf den ersten Blick klar, dass diese Fresken durchaus nicht, wie Federici meint, von einer
und derselben Hand herrühren. Den charakteristischen Stil Tommasos glaube ich nur in vier, höch-
stens fünf dieser Pfeilergemälde wiederzufinden, vor Allem in den beiden, unzweifelhaft dieselbe Mache
verrathenden Gestalten des heil. Romuald und des Hieronymus. Die übereinstimmende Bildung der
Augen namentlich, der Hände mit ihren kurz abgeschnittenen Nägeln (vgl. die Hand des Johannes
Vicentinus), die für Tommaso charakteristische Ohrform (siehe Albertus Magnus und das Jesuskind des
Wiener Bildes) kehren hier wieder, wie die ganze Auffassung überhaupt an die Dominikanergalerie
 
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