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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

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Abhandlungen
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Schlosser, Julius von: Tommaso da Modena und die ältere Malerei in Trevisio
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https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0303
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Julius von Schlosser.

4. Die'heil.'Ursula empfängt, ihre Gefährtinnen. Sie umarmt die Königin Gerasina von Sicilien,
die nach der Legende mit ihren vier.Töchtern Babilla, Juliana, Victoria, Aurea und ihrem kleinen
Sohne Hadrianus nach England gekommen ist, um sich ihrer Nichte anzuschliessen. Ihre fünf Kinder
knieen neben ihr, eine anmuthige Gruppe bildend. Hinter der Heiligen sind zwei Bischöfe sichtbar;
den einen nennt die Legenda aurea; es ist Pantulus von Basel. Neben ihnen stehen, sich umschlungen
haltend, zwei graziöse, knabenhafte Figuren, Pagen in reichem Zeitcostüme.- Den Hintergrund bildet
eine tempelartige gothische Architektur mit Weifenzinnen (Taf. XXIX, 1).

5. Die Taufe des angelsächsischen Königssohnes Ethereus, des Bräutigams der heil. Ursula. Die
Handlung geht vor einer dreischiffigen gothischen Kirche vor sich. Der Königssohn kniet völlig nackt
mit gekreuzten Armen in einem niedrigen Becken vor dem sechseckigen Taufbrunnen. Zwei Ritter
knieen als Pathen hinter ihm, während ihm ein Bischof, aus einem Kännchen Wasser über seinen Kopf
giessend, das Sacrament der Taufe ertheilt. Ein Geistlicher hält zwei gläserne Fläschchen mit dem Salböl.
Hinter dem Bischof zwei junge dienende Cleriker mit ausdrucksvollen Köpfen. Auf der rechten Seite
zieht eben ein Gefährte des Königssohnes seinen Rock über den Kopf, um ebenfalls die Taufe zu er-
halten; hinter ihm zwei Diener mit den Gewändern des Königssohnes (Taf. XXIX, 2).

6. Die Heilige mit ihren Genossinnen und den Bischöfen, in vier Segelbarken auf dem Rhein
gegen Köln fahrend, das rechts als von Thürmen und Mauern befestigte Stadt sichtbar wird. Ein
Engel erscheint der Heiligen, um ihr anzukündigen, dass sie hier mit ihren Jungfrauen auf der Rück-
kehr des Martyriums theilhaftig werden würde.

7. Ankunft in Rom. Die Heilige kniet mit einigen ihrer Gefährtinnen in schöner Bewegung vor
Papst Cyriacus (mit einfacher Tiara), der, von Cardinälen und Prälaten begleitet, ihr den Segen ertheilt.
Im Hintergrunde Rom als mittelalterlich italienische Stadt mit reichen und interessanten architektoni-
schen Details (Taf. XXX, 1).

8. Papst Cyriacus, in vollem Ornat, mit Mitra und Handschuhen, in einem echt italienischen
Himmelbette schlafend, sieht im Traum den (sehr anmuthig gebildeten) Engel Gottes herabschweben,
der ihm befiehlt, sich dem Zuge der Jungfrauen anzuschliessen. Rechts ein Bücherschrank mit auf-
geschlagenem Folianten und einem Kelche.

9. Consistorium im päpstlichen Palaste. Der Papst, auf erhöhter Kathedra inmitten des Cardi-
nalscollegiums sitzend, gibt, der päpstlichen Würde entsagend, seinen Entschluss kund, der heil. Ur-
sula zu folgen, und hebt sich schon mit der Rechten die Tiara vom Haupte. Er reicht seinen Kreuz-
stab dem vor ihm knieenden Ametos, den er nach der Legende zu seinem Nachfolger designirt hat.
Ein vorne sitzender Prälat ist — gleichfalls nach der Legende — damit beschäftigt, den Namen des
Cyriacus aus dem Verzeichniss der Päpste zu tilgen. Die Cardinäle folgen der Scene mit verschiedenem
Antheil, einige mit Verwunderung, andere mit lächelndem Hohn.

10. Auszug des Papstes, der Bischöfe und der heil. Ursula, die das Kreuzesbanner trägt, aus Rom.
Ein (nur mehr in Spuren sichtbarer) Engel weist den Weg. In dem Gefolge der heil. Ursula fällt die
vom Rücken gesehene Jungfrau durch ihr gutes Bewegungsmotiv auf (Taf. XXX, 2).

11. (Sehr zerstört, nur mehr theilweise erhalten.) Die Heilige kehrt auf ihren Schiffen nach Köln
zurück und ermuthigt die Ihrigen zu dem bevorstehenden Martyrium (Fig. 9).

12. Schlussbild: Das Martyrium der Jungfrauen und ihrer geistlichen Begleiter durch die Köln
belagernden Hunnen. Ein grosses, reichbewegtes Längsbild, in welchem dem Maler das Gewühl des
Mordens nach dem damaligen Stande der Kunst gut gelungen ist. Die mannigfaltigen Stellungen der
hunnischen Würger und der gottergeben unterliegenden Märtyrer sind zum Theil von grosser Schön-
heit. Leider hat das Ganze stark gelitten. Rechts durchbohrt der Hunnenfürst Julius in phantastischer
Rüstung die sinkende, von einem zweiten Hunnen am Arme gehaltene heil. Ursula, die sich geweigert
hatte, seine Gemahlin zu werden, mit einem Pfeile. Die gestreckte Figur des Hunnenfürsten in ihrer
gewaltsamen Bewegung ist sehr charakteristisch, desgleichen die Gestalt der heiligen Märtyrerin. Die
vorne auf dem Boden liegende Jungfrau, gegen die ein Hunne, sie an den Haaren fassend, mit dem
 
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