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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

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Schlosser, Julius von: Tommaso da Modena und die ältere Malerei in Trevisio
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https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0312
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276

Julius von Schlosser.

Fig. 10. Lünette der Eingangswand in der Cappella Vecchia auf San Salvatore.

V.

Die Fresken der Cappella Vecchia auf San Salvatore de' Collalto.

In Treviso selbst ist im Weiteren nichts mehr vorhanden, was mit der Thätigkeit Tommasos da
Modena in Zusammenhang gebracht werden könnte. Dagegen treffen wir Spuren seines eigenthüm-
lichen Stils in der weiteren Umgebung des Hauptortes der Mark Treviso an, in dem herrlich auf einem
Hügel bei Conegliano (in der Nähe von Suseganä) gelegenen Schlosse San Salvatore der Collalto,1 das
auch in der italienischen Literaturgeschichte eine gewisse Rolle spielt. Denn hier hat sich das Liebes-
idyll einer edlen Paduanerin, der Gaspara Stampa —■ mit Vittoria Colonna und Vittoria Gambara
von Brescia der Dichterinnentrias des Cinquecento angehörig — mit dem auch seinerseits als Dichter
bekannten Conte Collatino abgespielt und Madonna Gaspara hat den stolz über den Piave hinsehen-
den Herrensitz wiederholt besungen, so in dem schönen Sonett, das mit den Worten anhebt:

Alto Colle, alrao fiume, dove soggiorno
Fanno le virtuti e le gratie e gli Amori ecc.2

Das äussere Aussehen des noch heute wohlerhaltenen Schlosses zu Ende des XV. Jahrhunderts hat uns
ein Maler der trevisanischen Mark, Cima da Conegliano, in seiner schönen »Madonna dell'arancio«
der Wiener Galerie überliefert. Die Ansicht schmückt als Vignette den Schluss dieses Aufsatzes.

In dem malerischen Schlosshofe, in den man durch mittelalterliche Befestigungswerke eintritt,
erhebt sich rechts ein ernster gothischer Bau, die Schlosskapelle, Cappella vecchia genannt. Sie birgt
nicht nur eine Reihe der schönsten Fresken von des Friaulers Pordenone Hand3 sondern auch ein
sehr interessantes gothisches Grabmal eines Ahnherrn der Collalto, in der charakteristischen Tracht
der zweiten Hälfte des Trecento, gewappnet auf seiner Tumba liegend. Das Merkwürdigste sind aber
für uns die trecentistischen Fresken, die die Fensterseite der einschiffigen Kapelle (gegenüber den
Fresken Pordenones) sowie das Gewölbe einnehmen und von denen im Folgenden die Rede sein soll.4

1 Häufig mit dem etwas entfernter (bei Pieve di Soligo) liegenden Stam mschlosse Collalto verwechselt. Siehe die
Beschreibung und Geschichte des Schlosses bei Caccianiga, Ricordo, p. 171 —180.

2 Rime di Madonna Gaspara Stampa, Venezianer Ausgabe von 1554, S. 24.

3 Siehe die ausführliche Beschreibung bei Crico, Lettere sulle belle arti Trevigiane, lett. IX, p. 114ff.

4 Die dieses Capitel begleitenden photographischen Aufnahmen sind mit Bewilligung des dermaligen Besitzers von
San Salvatore, Grafen Rambald Collalto, hergestellt, dem ich für die zuvorkommendste Förderung meiner Studien über-
haupt den wärmsten Dank schuldig bin.
 
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