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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

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Dollmayr, Hermann: Hieronymus Bosch: und die Darstellung der vier letzten Dinge in der niederländischen Malerei des XV. und XIV. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0343
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Hieronymus Bosch und die Darstellung der vier letzten Dinge.

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Gegenstande nach, noch unerklärte Weltlust und jene anonyme, von C. Justi ihm zugetheilte, Stein-
operation angehört.1

Wir haben damit also abermals vier grosse und bedeutende Werke dem Bosch genommen und haben
sie auf einen Künstler bezogen, der zwar nicht sein Schüler ist aber doch in seine Gefolgschaft gehört.

Gehen wir festen Schrittes weiter, so haben wir aus den gleichen Gründen auch als seine Arbeiten
anzusehen: die phantastische Landschaft (Prado Nr. 1403, Estilo de Peeter Huys), das Bild der Hölle
im Dogenpalaste zu Venedig, das Fragment eines Jüngsten Gerichtes in Nürnberg (Germ. Museum,
Nr. 60), ein Bildchen in Valenciennes mit dem Magier Hermogenes, der seine Dämonen aussendet, um
den heil. Jacobus seiner Rache zu stellen, dem der Katalog von F. Nicolle (Nr. 28) den eigentümlichen
Titel: »Ein König, der Ungeheuer richtet«, beilegt, sowie den Abstieg Christi in den Limbus (Nr. 652
der kaiserlichen Sammlung zu Wien, Taf. XLI).

Fig. 9. J. Mandyn. Die Prüfungen des Hiob.
(Douai, Gaüerie.)

Dieses zuletzt genannte Bild hat Th. v. Frimmel2 — allerdings ohne sachgemässe Begründung
— dem Gillis Mostart zuschreiben wollen und, da nun seine Bestimmung durch das 03 auf dem Jüng-
sten Gerichte der Wiener Akademie vielleicht eine Art von Bekräftigung erhalten könnte, so wollen
wir auch bei Gillis Mostart einen Augenblick verweilen. Nach Karel van Mander wurde er mit seinem
Zwillingsbruder Frans, dem Landschafter, zu Hülst in Flandern, einem Flecken nicht sehr weit von
Antwerpen entfernt, geboren, wo sie mit ihrem Vater, einen mittelmässigen Maler, wohnten. Sie
stammten von dem alten Haarlemer Meister Jan Mostart ab, waren also ihrer Familie nach eigentlich
Holländer. Wie wir gehört haben, trat Gillis 1550 bei Jan Mandyn in die Lehre und verlegte sich
auf das Malen von Figuren, die er in kleinem Maassstabe ausführte. 1554 wurde er nach den Liggeren
Freimeister der St. Lucasgilde zu Antwerpen und starb dort am 28. December 1598, 64 Jahre alt, wenn
van den Branden Recht behält. Ist das der Fall, wie wir wohl dem stets sorgfältig und mit guten
Quellen arbeitenden Forscher vertrauen dürfen, so wäre er 1534 geboren worden. Einem Meister aber
der so spät zu schaffen begann, können unsere Bilder nicht angehören. Dessen Werke müssen anders

1 Prado Nr. 1860, Escuela holandesa, siglo XV (?).

2 Kleine Galeriestudien, N. F., II. Lieferung: Von den Niederländern in der kais. Gemäldesammlung zu Wien, S. 21 ff.
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