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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 22.1901

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I. Theil: Abhandlungen
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Modern, Heinrich: Geweihte Schwerter und Hüte in den kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses
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https://doi.org/10.11588/diglit.5948#0136
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i3o

Heinrich Modern.

moniis observandis in petendo benedictionem, in cingendo ensem cum vagina extrahendo et ipsum
vibrando, pileo et aliis. Item notandum paretur per camerarium et clericos ensis cum vagina, corrigia
et pileo secundum nobilitatem principis. Item dum cantatur quartum responsorium, si sit impe-
rator vel rex, camerarius sacrista et clerici capellae parant unum pulcrum pluviale album et ante pulpi-
tum sibi deponunt caputium et ipsum induunt ad medium chlamydis illud pluviale, ita quod fissura sit
ad manum ejus dexteram, et cingunt ei ensem et ipsemet extrahit et facit vibrare et ponunt sibi
super caput pileum et ipse inclinat caput ad papam et petit benedictionem et legit lectionem sibi
praedictis adstantibus, qua lecta ducunt eum sie indutum cum pileo super caput, ense extracto ad
manum ad osculum pedis papae et quilibet revertitur ad locum suum.«

Diese kurze Schilderung der Uebergabe bei den Matutinen erwähnt die von dem Papste in der
Paramentenkammer, in Krankheitsfällen in der Hauskapelle vorzunehmende Weihe von Schwert und
Hut mit keinem Worte. Die Kürze der Schilderung wird dadurch erklärlich, dass nahverwandte Cere-
monien bereits in älteren Ritualen und auch im Ordo XV an anderen Stellen ausführlich geschildert
werden, die der Magister ceremoniarum, für den diese Ordines in erster Linie bestimmt waren, kennen
musste. Diese sind ein Theil der Krönungsceremonien des Kaisers und die »benedictio novi militis«,
beide älteren Ursprungs als die Schwert- und Hutweihe. Im Ordo XIV des Gaetanus (Cap. 105: Ma-
billon, a. a. 0., p. 367 f., insbesondere p. 403) finden wir die Schwertweihe bei der Krönung mit fast
demselben Ceremoniel, wobei Gaetanus schon auf Ceremonialbücher, die eine andere Reihenfolge ein-
halten (zuerst die Krone, dann das Schwert) hinweist.1 Das nahe verwandte Ceremoniel der »benedictio
novi militis« findet sich aber bereits ausführlich im Pontificale des Guilelmus Durandus (f i333, ab-
gedruckt bei Martene, a. a. O. II, 667) und in den von Catalani citirten älteren Codices der vaticanischen
Bibliothek Nr. 4744 und 4748. Der wesentliche Unterschied zwischen beiden Ceremonien besteht
darin, dass die »benedictio novi militis« an jedwedem beliebigen Tage2 des Jahres vorgenommen
werden konnte, dass der neue Ritter St. Peters ein Schwert, allenfalls noch goldene Sporen, später
auch eine Halskette und ein Hutabzeichen erhielt, dass zu St. Peters Rittern auch mehrere zugleich,
Krieger, Adelige geringeren Ranges, sogar Bürgerliche3 ernannt wurden, während die Schwert- und
Hutweihe sich nur am Weihnachtsfeste vollzog, immer nebst dem Schwerte auch der Hut verliehen
wurde, dass diese Verleihung nur an regierende Fürsten und deren männliche Descendenten, an hohe
Adelige und berühmte Feldherren, jährlich nur an einen, erfolgte. Nichtsdestoweniger sind diese Cere-
monien vielfach verwechselt worden. Selbst der auf diesem Gebiete höchst bewanderte Eugene Müntz
führt unter den geweihten Schwertern irriger Weise das einem Miles novus verliehene an.4 Die Ent-

1878, 1879, 1882, 3 vol. Idem, Les arts ä la cour des Papes: Innocenz VIII., Alexander VI. und Pius III., Paris, Leroux
1898; ein weiterer Band soll im Drucke sein. Idem, Les epees d'honneur distribuees par les Papes pendant les XIV, XV
et XVI siecles: Revue de l'art chretien 1889, p. 408 f.; 1890, p. 281; 1895, p. 491 f. Idem, Les epees d'honneur distribuees
par les Papes: La revue de l'art ancien et moderne 1901, p. 251 f. Idem, L'Orfevrerie Romaine de la Renaissance: Gazette
des beaux-arts 1883, p. 4l3, 417, 491, 496, 499. Idem, Histoire de l'art pendant la Renaissance, Paris 1889, p. 90, 692, 693.

1 Man findet die Schilderung auch im Weisskunig »Wie Unnser Heiliger Vater der Papst den Alten Weisskunig mit
der höchsten cron krönet« bei der Krönung Friedrichs III. durch Papst Nicolaus V. Sehr interessant ist, dass auf dem Holz-
schnitte »Wie die zwei eelewt mitsampt dem babst von kirchen zum beyslaf gefurt werden« auch bei diesem Anlasse, wie
bei der Schwertweihe, das heilige Schwert vorausgetragen wird. Vgl. Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Aller-
höchsten Kaiserhauses VI, fol. 40.

2 Mir ist ein Fall bekannt, dass die »creatio novi militis« am heiligen Abend erfolgte: »In die nativitatis Domini (1507) papa
creavit militem saneti Petri auratum magnificum dominum Dominicum oratorem Senensium«; vgl. Grassi, ed. Döllinger, S. 383.
Der neue Ritter reiste, wie Grassi ingrimmig erzählt, »fraudulenter« ab, ohne die üblichen Sportein an ihn entrichtet zu haben.

3 Vgl. Paris de Grassis, ed. Döllinger, p. 410: »die lunae 4. Augusti 1511 pontifex creavit militem dominum Raynal-
dum civem Perusinum. Paris de Grassis, ed. Frati, p. l32, I.Jänner 1507: In fine missae papa creavit militem saneti Petri
Christoforum de Angelinis, civem Bononiensem (richtig Christoforo Angelelli). Ohne weiteres Ceremoniel ernannte Julius II.
am 3. December 1512 zugleich drei neue Ritter St. Peters — der Ceremonienmeister erfuhr nicht einmal die Namen! —
»inter prandendum hoc pontifex fecit nulla ceremonia solita habita« (Paris de Grassis, ed. Döllinger, p. 426) und Leo X. am
12. Juli 1513 zugleich vier goldene Ritter (Paris de Grassis, Diario di papa Leone X, ed. M. Armellini, Roma 1884).

4 1405 28. fevrier Martino Pamperati campsori pro uno ense garnito de argento deaurato et serico, ab eo empto pro
dno Petro Garcesii militi novo XXVII fl. curr. XVIII s(oldi), fl. cam. XXII s. VI. Vatic. Geh. Archiv, Introitus et exitus
camerae Apostolicae 1404—1405, fol. 124', 141, 170' bei Müntz, Revue de l'art chretien 1889, p. 410.
 
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