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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 28.1909-1910

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I. Theil: Abhandlungen
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Röttinger, Heinrich: Breu-Studien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5949#0072
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Breu-Studien.

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augenfällig, daß ich rascher über ihn hinweggehen kann. Immerhin beachte man die Anordnung der
an ein Szenenbild erinnernden Darstellung, die Vorliebe für komplizierte Architekturgebilde (den fünf-
eckigen Balkon) und für Niveauunterschiede. Die Substruktionen, durch welche der Künstler diese be-
wirkt, gleichen denen des großen Lazarus und gehen auf Erinnerungen an Venedig zurück.1 Die Figu-
ren sind ähnlich über die Bühne verteilt, die wie dort Statuen und verschiedenes Getier (Hund und
Pfau) beleben. Die Bäumchen des Hintergrundes decken sich vollständig mit denen des großen Lazarus-
blattes. Nur die Wolkenzüge weichen zum Teile etwas ab. Ob ihre Dürftigkeit dem aushelfenden
Gesellen oder dem Holzschneider zur Last zu legen ist, läßt sich nicht entscheiden.

Fig. 23. Breu d. J., Die Stufenjahre des Mannes.
Wien, Sammlung J. Wünsch. Hschw. 63.

Ein Werk des jungen Breu erkenne ich ferner in dem aus vier Blättern bestehenden Schnitt mit
den Lebensstufen des Mannes (Hschw. 63, Fig. 23).2 Das Berliner Kupferstichkabinett besitzt ein
Exemplar davon. Der nicht einfache Aufbau des Mauerbogens erinnert sofort namentlich durch die Sub-
struktionen, worauf er ruht, an die Architekturen der beiden zuletzt besprochenen Blätter. Von Details
ziehe ich die Wolkenbildung heran, die ganz zu der des Susannenblattes stimmt. Von den Personen
vergleiche man die Erscheinung des Jünglings von zwanzig Jahren (verlorenes Profil, Haarwuchs) mit
dem letzten Läufer der Schlittenfahrt, den Kopf des Siebzigjährigen mit dem des Prassers auf dem gro-
ßen Lazarusblatte. Der Schnitt ist 1540 datiert, fällt also in dasselbe Jahr, in dem das Susannenblatt

1 Sie finden sich in genau derselben Form auf dem Bilde eines venezianischen Meisters um 1490 bei R. v. Kaufmann
in Berlin. Vgl. dessen Galeriewerk, Taf. 60.

2 Eine größere Abb. in Hirths Kulturgeschichtl. Bilderbuch II, 747.
 
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