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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 28.1909-1910

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I. Theil: Abhandlungen
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Röttinger, Heinrich: Breu-Studien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5949#0090
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Breu-Studien.

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gefrischt worden waren, gewähren nur mehr ein gegenständliches Interesse. Ohne die urkundlichen
Belege über des Meisters Tätigkeit im Schlosse zu Grünau würde niemand vor ihnen an Breu
denken.

Daß dieser für Ottheinrich mehr gearbeitet hat, als die immerhin fragmentarischen Notizen bei
Rott vermuten lassen, steht außer Frage. Die Errichtung des neuen Baues ober dem Tore in Neuburg
und des alten Schlosses in Grünau bilden ja nur die Einleitung zu Ottheinrichs baulichen Unternehmun-
gen, die sich bis hoch in die Fünfzigerjahre hinein erstreckten und in der Herstellung des westlichen,
Ottheinrichsbau genannten Traktes des Neuburger Schlosses ihren Höhepunkt fanden. Als Maler der
in diesem Teile befindlichen Kapelle wird allerdings schon 1543 Hans Bocksberger von Salzburg ge-
nannt; seit 1541 war außerdem ein
Maler Jörg Kotzbegk mit einem
Jahrgehalte angestellt. Einem von
diesen, keinesfalls aber Breu, ge-
hören die im Stiegenhaus und in
den Loggien des Ottheinrichsbaues
in einzelnen Resten zu Tage gekom-
menen Gewölbemalereien. Trotz-
dem muß Breu noch um die Mitte
der Vierzigerjahre für Neuburg ge-
arbeitet haben, da zu dieser Zeit
Ottheinrich von Heidelberg aus
seinem Kammermeister die Wei-
sung erteilt: «Dem maier Jörgen
soll aus gnaden ain claid geben
werden» (Rott, S. 16).

Die einzigen leidlich erhal-
tenen der von Breu für den Her-
zog gelieferten Arbeiten sind in
zwei Glasscheiben auf uns ge-
kommen, die heute in dem im Erd-
geschosse gelegenen Räume der
Sammlungen des Neuburger hi-
storischen Vereines einge-
mauert sind. Uber ihre Bestellung
bei Breu liegt kein urkundliches

Zeugnis vor. Sie stammen aus dem Rittersaale der Residenz, wo Grassegger sie als die letzten Stücke
von mindestens sechs 1827 noch als Verglasungen der ober den Saalfenstern angebrachten Ochsenaugen
sah. Sie sind stellenweise etwas abgerieben und nicht ohne kleine Defekte, vermitteln aber immer noch
einen rein künstlerischen Eindruck. Jede der Scheiben mißt 1 m im Durchmesser. Die eine stellt die drei
Jünglinge im P'euerofen dar. «Hie werden die drey menner in feürigem ofen erhalten. Dan: 3» steht
in dem Kreissegmente unter der Szene zu lesen. Die andere schildert das Opfer Isaaks: «Hie wil Abra-
ham sein Son Ysaac opffern. Gen: 22» (Fig. 32). Diese Scheibe ist mit einem perspektivisch wieder-
gegebenen, auf der Erde liegenden B bezeichnet. Die kompositionelle Verwandtschaft dieser Darstel-
lung mit dem Schnitte gleichen Inhaltes (Hschw. 68) ist auffallend (Figur des Abraham, des Isaak, der
Holzstoß). Sehr bezeichnend für Breu ist die Landschaft und die Hafenanlage im Hintergrunde, der
Baumschlag, der Engel etc. Auf der anderen Scheibe erkennt man in der Architektur, den Typen der
Krieger und der drei Jünglinge sofort die Art des Meisters wieder. Die Zeichnung ist auf beiden Schei-
ben in schwarzen Linien gehalten und braun schattiert. Auch kamen fleischfarbene, gelbe und für die
Bäume gelbgrüne Töne in Anwendung.

XX VIII. !3

Fig. 33. Breu d. J., Jason und Herkules unterreden sich mit einem Boten.
Glasmalerei des Bayrischen Nationalmuseums in München, Nr. 151.
 
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