Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 8.1893

DOI issue:
Heft 1
DOI article:
Kekulé von Stradonitz, Reinhard: Über einen angeblichen Ausspruch des Lysipp
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.38776#0056
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
46

Kekule, Über einen angeblichen Ausspruch des Ly&ipp.

geben hätte, ist so wenig wahrscheinlich als dafs er eine wirkliche oder angebliche
Äufserung des Sophokles selbst auf sich angewendet hätte. Die Formulirung ist
die eines Kunstgelehrten, nicht die eines Künstlers.
III.
Bereits Aristoteles selbst hat die Regel, die er für die Dichter aufstellt, auf
die bildende Kunst angewendet. Sein Urteil über Polygnot, Dionysios und Pauson
habe ich schon angeführt. Im Zusammenhang lautet der Satz sttsI 6s p.ip.oovxai of
p-tu.oup.svoi Trpatrovta?, dvayxrj 8s xouxoo; rt CTroooatou; 4 cpauXoo; etvai, xa yap 4fh/j aysoov
ds't xooxotc dxoXouOsT ijLovoic. xaxia yap xa't dpsxyj xd 41)7] otacpspooat Tra'vxsc, 4x01 ßsXxiova;
4 xaif 44de 4 ystpova; 4 xal xoiouxoo;, djarrsp ot ypaepst;, IloXuyvwxo; p.sv yap xpstxxooc,
llaoatov os ystpoo;, Atovoatoc os 6p.oiou; sixaCev 04X0V os oxi xal xusv Xsykstacov sxdaxy]
p.ip.7j(5sa>v ISsi xauxac xd; oiacpopd; xal eöxai sxspa xtu sxspa p.tp.sTat}ai xooxov xov xporrov.
Sehr lehrreich ist dann die Stelle im 15. Kapitel: sttsI os ptVyau: sgxiv \ xpa-
y<»6ta ßsXxtovcuv, 7(p.d; ost p-tp-sTaDai xoo; ayaöob; sixovo^pdepou;’ xa't yap sxstvoi diroStoovxs;
XTjV totav fjLOpcpdjV oaotou; irotoovxs; xaXXtoo; ypacpousiv ouxu> xa't xov Txotyjxvyv ptij.o6p.svov xa't
opytXou; xa't paflop-ooc xa't xdXXa xd xotauxa syovxa; srrt xcuv yjFüJV xotouxoo; o’vxa; srctsixstc
TiotsTv Tiapdostyp-a axX^poxvjxo; oFov xov AytXXsa ’Aydthov xa't "Op/yjpo;. Hier wird also als
Eigenschaft der guten Maler, und demgemäfs als ihre Pflicht, ausdrücklich hervor-
gehoben, dafs sie zu der Naturwahrheit noch eine besondere Schönheit hinzufügten.
Gewifs hat Aristoteles zunächst an die Porträtmaler gedacht. Aber seiner Lehre
nach mufs dies Verfahren bei jeder Art von Malerei möglich sein und die Ähnlich-
keit braucht nicht eine Porträtähnlichkeit zu sein, sondern sie fällt mit der Natur-
wahrheit zusammen, welche für jede Art von Malerei gefordert wird.
Die Gleichartigkeit der Aufgabe des Dichters und Bildners wird von neuem
eingeschärft Kapitel 25. Aber hier sind die drei Möglichkeiten der Darstellung
etwas anders formuliert. Der Gegensatz von Ideal und Wirklichkeit ist auf das
deutlichste festgehalten; aber die Darstellung »unter der Natur« ist weggelassen
und statt defs die Wirklichkeit in verschiedene Arten zerlegt. Denn auch Glauben
und Meinen der Menschen mufs in diesem Zusammenhang der Idealität gegenüber
gestellt, also der Wirklichkeit, dem an sich gegebenen, zugerechnet werden. Die
Stelle lautet: sttsI yap saxt p.tp.7]X7); 6 ttoitjxy]; (ocuispavsl C(x>ypa/po; rj xt; aXXoc sixovoirotoc,
dvayxTj p-tp-sTatlai xpicuv ovxcov xov doikpov sv xt asi, 4 ydp ota fjV 4 saxtv, 4 oFa epaatv xa't
SoxsT, 01a sFvat ost. Es ist ohne weiteres klar, dafs bei dieser Fassung der Mög-
lichkeiten dichterischer und künstlerischer Darstellung es sich für die bildende
Kunst nicht um das nächste, unmittelbare Verhältnis zur Natur, um die Auffassung
und Wiedergabe der in der Natur vorliegenden Formen handeln kann, sondern nur
um die Gestaltung des Stoffes, um den Inhalt der Begebenheit, welche künstlerisch
vorgeführt werden soll. Dabei aber ist die Aufgabe für Poesie und bildende Kunst
allerdings die gleiche.
Endlich nennt Aristoteles in der Poetik zweimal den Maler Zeuxis, einmal
indem er ihm im. Gegensatz zu Polygnot das 4Do; abspricht, dann als Beispiel dafür,
 
Annotationen