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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 8.1893

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Heft 3
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Winter, Franz: Archaische Reiterbilder von der Akropolis
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https://doi.org/10.11588/diglit.38776#0147
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Winter, Archaische Reiterbilder von der Akropolis.

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Vasen. Charakteristisch und sehr altertümlich ist die platte, flächenhafte Behandlung
der Körper. Die Formen treten nicht in ihrer natürlichen Schwellung heraus, was
sich namentlich auffallend an der Gliederung der Brust bemerkbar macht, deren
einfaches, in wenigen regelmäfsigen Linien umschriebenes Schema mehr wie auf
die Oberfläche aufgezeichnet, als in plastischer Rundung modellirt erscheint. Das-
selbe zeigt sich in der Behandlung der Einzelformen an den Köpfen. So sind die
Lippen und die Umrahmungen der Nüstern durch bandartige, in ganz schwachem
Relief aufgelegte Streifen verdeutlicht und der Augenstern liegt als kreisrunde
Scheibe, in der der Einsatz des Cirkels in der Mitte noch sichtbar ist, in der
etwas vertieften, flachen ellipsenförmigen Höhlung, an deren unterer Spitze ein
langer ganz grade gezogener Strich, wie es scheint, den Ausflufs der Thränen-
drüse bezeichnet. Das Zaumzeug und Geschirr ist ebenso wie Lippen und Nüstern
in schwachem Relief aufgelegt. Ein kleines Loch oben am Maul diente zur Be-
festigung des Zügels, der wol von Bronze war. Die ganze Fläche der Mähne ist
(ähnlich wie z. B. beim Saburoff’schen Jünglingskopfe in Berlin n. 308)4 mit feinem
Spitzeisen gerauht und ganz mit dunkelblauer Farbe überzogen, von der sich zahl-
reiche, jetzt meist grün oxydirte Reste erhalten haben. Weitere Spuren von Be-
malung sind nicht vorhanden; es ist aber anzunehmen, dafs aufserdem alle die durch
Reliefzeichnung hervorgehobenen Teile ursprünglich colorirt waren.
7) A. M. n. 590. Aus mehreren Stücken zusammengesetztes Fragment eines
Reiters, abgeb. Musees d'Athene s T. 12, 2. T/y/jUspL 1887 T. 2, 1. 2, vollständiger
in unserer Abbildung auf S. 138. Lepsius, Marmorstudien S. 73 n. 47. Parischer
Marmor. Gefunden 1886 westlich vom Erechtheion. Erhalten ist der mittlere Teil
vom Hals des Pferdes und der Körper des Reiters vom Hals bis zu den Ober-
schenkeln. Die Arme sind abgebrochen. Die Länge des Erhaltenen beträgt 0,77 m,
die Höhe des Reiters vom Hals bis zum Sitz 0,57 m, die Breite des Pferdehalses
(ohne die Mähne) ungefähr 0,35 m. Farbspuren sind nicht vorhanden, was darauf
hinweist, dafs die Figur schon lange vor der Zerstörung durch die Perser an un-
geschützter Stelle gestanden hatte. Der Reiter zeigt eine ähnlich flächenhafte Be-
handlung des Körpers wie die Pferde vom Viergespann der vorigen Nummern, auch
eine in gleicher Weise wie dort mehr durch Zeichnung als durch Modellirung aus-
gedrückte Gliederung der Musculatur. In der Bildung der Gliedmafsen, vor allem der
schmalen Hüften und der sehr breiten Schenkel steht die Figur des Reiters den ältesten
sog. Apollostatuen nahe, und auch in der Art, wie der Reiter sitzt, weit zurück und
mit hoch heraufgezogenen Beinen, spricht sich der sehr altertümliche Charakter des
Werkes aus5. Die Mähne des Pferdes hängt nicht, wie bei den Pferden des Vier-
gespanns, über den Hals herüber, sondern steht hoch. Man könnte nach den ge-
schweiften Linien der einzelnen Strähnen meinen, dafs das Haar zurückfliegend ge-
dacht sei, ähnlich wie z. B. auf dem Bild der Hydria des Timagoras6, wo die
4) Vgl. Collignon, Monuments grecs publ. Ä- l’asso- &) Vgl. Sophulis, Tz-pTpueplc; äp/_- *887 S. 42.
ciation pour l’encouragement etc. II n. 17—18 c) Wiener Vorlegeblätter 1889 Taf. V n. 4c.
p. 38.
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