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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 8.1893

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Heft 3
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Winter, Franz: Archaische Reiterbilder von der Akropolis
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https://doi.org/10.11588/diglit.38776#0164
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I Winter, Archaische Reiterbilder von der Akropolis.

Auch von den Vasenmalern wurde, wie es scheint, der populär gewordene Stoff
aufgegriffen. Es ist wenigstens, mit Ausnahme vielleicht der einen Durisvase mit
dem Standartenträger19, durchaus kein zwingender Grund vorhanden, weshalb alle
in das bunte Barbarencosttim gekleideten Figuren auf den rotfigurigen Vasen statt
auf Skythen auf Perser gedeutet und alle Schlachtdarstellungen, in denen Krieger
dieser Art Vorkommen, als Zeugen »der siegesfrohen Stimmung« nach der Be-
freiung von der Persergefahr aufgefafst werden müfsten20. Nach der Chronologie,
die die Akropolisfunde lehren, kann die gröfsere Menge dieser Vasen ebenso gut
kurz vor wie kurz nach den Perserkriegen entstanden sein. Und bei Bildern, in
denen griechisch und barbarisch gekleidete Krieger Schulter an Schulter kämpfen,
bleibt doch, auch nach dem etwas gezwungenen Erklärungsversuche Hartwigs, der
darauf hinweist2', dafs Truppen griechischer Nationalität im Heere des Darius ver-
treten waren, die Deutung auf die Perserkriege mifslich. Sicher fällt die Beziehung
auf diese für eine schwarzfigurige, bisher nicht veröffentlichte Scherbe von der
Akropolis weg, auf der man, in sehr kleinem Mafsstabe ausgeführt, einen Reiter
sieht, dessen bunt gemusterte Tracht durch eingeritzte Linien verdeutlicht ist.
Ebenso sicher kann der von Studniczka herangezogene Teller des Ashmolean Mu-
seums keine Anspielung auf den Nationalfeind enthalten, da der altertümliche, an
die epiktetische Art erinnernde Stil der Zeichnung eine unter das Ende des sechsten
Jahrhunderts hinuntergehende Datirung des Bildes nicht zuläfst22. Wenn die In-
schrift, wie man ja allerdings annehmen möchte, auf den berühmten Miltiades geht,
so ist sie für die Richtigkeit dieser Datirung nur ein Zeugnifs mehr23. Denn Mil-
tiades stand damals in jungen Jahren und nur die junge Welt feiern die Vasen-
maler in ihren Lieblingsinschriften24.
Miltiades hat als «ttc/.py'q seiner kriegerischen Erfolge in der Chersones dem
olympischen Zeus ein elfenbeinernes Horn der Amaltheia geweiht, das die. In-
schrift trug
ZrfA jT cryAT ci.vsthyxsv ’ ÜX’ja~tV> sx yspovvjaou
Tstyoc sXovtes ’Apatou* STtrjpys os MiHiaS?]? acptv25.
Von den Athenern, die unter ihm oder noch unter Stesagoras an der Expedition
teilgenommen hatten, mag der Eine oder Andere seinen Dank für glückliche Heim-
kehr der Gottheit in ähnlicher Weise abgestattet haben. Und wählte er für solche
Weihung ein Bild der eigenen Person, so versteht es sich leicht, wenn er sich so
abbilden liefs, dafs aus dem Bilde selbst Anlafs und Sinn der Gabe klar wurde.

19) Wiener Vorlegeblätter Ser. VII Taf. 3.
20) Eine Zusammenstellung der Bilder bat kürzlich
Hartwig, Griechische Meisterschalen Taf. LVff.
S. 513fr. gegeben. Daselbst ist auch die ein-
schlägige Litteratur verzeichnet.
21) Griech. Meisterschalen S. 518.
22) Vgl. jetzt P. Gardner, Catalogue of the Greek
Vases in the Ashmolean Museum n. 310, wo auch

angeführt ist, dafs Ernest Gardner den »Perser-
reiter« für zu alt hält, um auf den marathoni-
schen Sieg bezogen werden zu können. •— Hart-
wig S. 10 deutet die Figur des Tellers auf eine
Amazone.
23) Vgl. Jones, Journal of Hell. stud. 1891 S. 379.
2i) Hartwig S. 7-
25) Pausanias VI 19, 6.
 
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