Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 8.1893

DOI Heft:
Heft 3
DOI Artikel:
Winter, Franz: Archaische Reiterbilder von der Akropolis
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.38776#0165
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Winter, Archaische Reiterbilder von der Akropolis.

155

Es ist aber doch anzunehmen, dafs die thrakische Schutztruppe der Athener sich
in dem fremden Lande nicht in der heimischen Ritter- und Hoplitenausrüstung
herumgeschlagen, sondern eine dem rauhen Klima besser angepafste Uniform ge-
wählt hat, für deren Wahl die Tracht der ansässigen Bevölkerung gewifs das ge-
eigneteste Vorbild war. Das war nicht nur durch die klimatischen Verhältnisse
geboten, sondern auch politisch. Und das Bestreben, sich in dem occupirten Ge-
biet dadurch eine festere Stellung zu schaffen, dafs man den dortigen Sitten Rech-
nung trug und mit den Eingesessenen enge Verbindung suchte, tritt ja auch in
solchen Zügen wie der Heirat des Miltiades mit der Tochter des thrakischen
Fürsten Oloros hervor. So kann es denn nicht auffallen, wenn wir unter den
Weihungen auf der Akropolis das Bild eines barbarisch gekleideten Atheners finden.
Diese Deutung des Reiterdenkmals wird aber noch durch einen anderen
Umstand empfohlen, um nicht zu sagen gesichert. Bei den Grabungen an der Süd-
westseite des Parthenon im Jahre 1889 ist eine grofse Basis von pentelischem Mar-
mor aufgefunden. Sie ist aus zwei Stücken zusammengesetzt, die durch I-förmige
Klammern mit einander verbunden waren, wie es die nebenstehende Abbildung
zeigt. Die Basis ist 0,29 m hoch, 1,29 m breit und 2,03 m lang. Auf ihrer


Oberfläche befindet sich eine 0,27 m vom Rande abstehende, nur sehr schwach
vertiefte und mit dem Spitzeisen gerauhte Einarbeitung von 0,73 m Breite und
1,52 m Länge. Diese Einarbeitung diente, wie schon Lölling im Deltion 1889 S. 17
n. 12 auseinandergesetzt hat, zur Aufnahme einer Plinthe, die ein statuarisches Denk-
mal getragen haben wird. Der länglichen Form der Plinthe nach ist dieses Denkmal
entweder eine Gruppe von mehreren Figuren oder ein Reiterstandbild gewesen. Da
aber durch die Inschrift die Schmalseite als Vorderfront bezeichnet ist, fällt die
erstere Annahme fort, denn die Figuren würden in diesem Fall hintereinander
gruppirt gewesen sein. Wir haben es also mit einer Reiterstatue zu tun. Dem
Plinthenumfang nach ist diese grade so grofs gewesen, wie der Reiter in Barbaren-
costüm. Aber der Gröfse nach würden auch die beiden Reiter n. 7 und 9 ebenso
gut auf die Basis passen, freilich nur der Gröfse nach. Die stilistische Ausführung
 
Annotationen